unknown
Stair Nuadat Find Femin
German translation
Edited by Käte Müller-Lisowski
p.195Die Geschichte des Nuada Find Femin
Im Namen Gottes dieses Werk.
1.
Ein edler, angesehener König ergriff die Herrschaft der Provinz Connaught, nämlich Giallchad, der Sohn des Ailill Eolchān, und der König hatte nur einen Bruder und einen einzigen Sohn. Ailill war auch der Name des Bruders und Nuada der Name des Sohnes. Der Bruder des Königs fiel aber in Irrus Domhnann gegen die neun Coin, die zu den Letzten der Fir Bolg gehörten; und auch der Sohn fiel gegen die sieben Duinn aus der Provinz Leinster. Sie alle waren Piraten und Plünderer, und der König von Irland jener Zeit war E(dh)leme mac Conrach vom Geschlechte Emers (Ebers).
Was nun Giallchad betrifft, so war er kummervoll und niedergeschlagen nach Verlust seines Sohnes und seines Bruders. Dies war dieses Königs Gattin, nämlich Eithne, die Tochter des Dare mac Fergusa, des Königs von Ulster. Es geschah nunmehr, daß jene Königin schwanger ward, und sie gebar einen Sohn, und es wurde ihm Nuada als Name gegeben in Erinnerung an den ersten Sohn.
Es erhob sich aber ein Krieg und Kampfaufstand zwischen Giallchad und dem König von Irland, nämlich Edleme mac Conrach, und eine harte Schlacht ward zwischen ihnen gekämpft, nämlich die Schlacht beim Shannon mit dem grünen Gewässer, und der König von Irland fiel dort durch Giallchad mac Ailella. Der Stamm von ganz Emer erlitt ein gewaltiges Blutbad, und sie wurden über das Gewässer der Schlacht geworfen, nach Süden zu, und nach ihrem Zusammenbruch in der Schlacht übernahm Giallchad das Reich von Irland, und die gesamte Macht darüber wurde ihm zugebilligt. Er bekam alsdann seine Tributpfänder und brachte sie nach Tara. Dort ließ er sich nieder.
So stark war nun sein Herrschertum und so gewaltig seine Macht(?), daß seine Erbfeinde oder Gegner des Oberkönigtums es nicht in Irland ertrugen, ohne nach Tara zu p.197 kommen, um ihm zu Willen zu sein, nämlich die sieben Duinn die seinen Sohn getötet hatten und die neun Coin, durch die sein Bruder gefallen war. Der König versprach, sie trotz ihrer großen Schuld nicht zu töten, da sie sich von selbst ergeben hätten, “und sie sollen von mir ehrenhaften Empfang und Unterhalt in meiner Gefolgschaft in Ehren und Ansehen haben”. Und dies gefiel ihnen wohl. Und so war es Friede.
Was nun die Tochter des Ulsterkönigs betrifft, die Genossin des Königs, so geschah ihr, daß sie beschwerlich schwanger wurde, und es kamen dann die Anfälle der Wehen und heftige Not über die Frau. Sie gebar eine Tochter. Sie wurde Sláine genannt. Die Mutter des Mädchens stöhnte vor Leiden. Drei Monate nach Geburt der Tochter ereilte sie ihr Tod und tragisches Ende.
Den König befiel nun Schmerz um die Genossin derart, daß er widerstandslos krank wurde. Er gab den Auftrag, ihm seinen einzigen Sohn zu bringen, damit ihm der seinen Kummer bezwang und die Natur aufrichtete. Dieser Sohn ward in Findmagh Femin abgesondert erzogen, so daß er danach den Beinamen Nuada Find Feimin hat. Ein anderer Name von ihm ist noch Nuada Find Fáil. Alsdann zum König p.198 gebracht, zog ihn der bei sich in einem Bett auf. Davon ward sein Gemüt erhoben und seine Natur aufgerichtet, so daß er wieder gesund ward.
Dann redete man auf den König ein, daß er nun eine ihm würdige Frau werbe. Er indes meinte, eine ihm würdige Genossin sei ihm nicht bekannt. “Aber mir ist eine bekannt”, sprach einer von seinen Leuten, “eine dir würdige Frau, nämlich eine Jungfrau von alles übertreffender Gestalt, Form und Anmut, von Beredsamkeit und Redekunst, nämlich Uane, die schöne, vielseitige, die Tochter von Fergus vom Meer, dem Leinsterkönig.”
Nun schickte er auf Werbung aus, und zwar waren es die sieben Duinn, die das unternahmen; denn ihre Schwester hatte das Mädchen erzogen. Und sie warben nun beim König von Leinster um seine Tochter und erbaten sie als Genossin des Oberkönigs von Irland; und er sagte sie ihnen zu, und betreffs der Jungfrau wurden sodann Sicherheiten und Verträge geschlossen. Darauf wurde sie ihnen nach Tara mitgegeben, mit einer Fülle von Gold und Schätzen, und ihre Pflegemutter begleitete sie, nämlich die Schwester der Duinn. Zum Hochzeitsfest ward ihnen ein Bankett gegeben, und die Dichterkaste von Irland wurde beschenkt.
Es ward aber das Lager des Königs bereitet, und es ging der König und die junge Königin und Nuada, sein Sohn, und die Pflegemutter der Frau …. So waren sie eine lange Zeit. Und der König und die junge Frau liebten einander, und er hielt sie in Ehre und Ansehen. Und Nuada ging zu der Zeit nicht in das gleiche Bett mit ihnen. Die junge Frau und Nuada hatten ein Alter.
Nuada wurde einmal neben seinem Vater und ein andres Mal neben der jungen Frau gebettet.
Das Mädchen wuchs und gedieh, so daß von den Königinnen der Welt kein Weib schöner an Ansehen und Wohlgestalt war als sie. Nuada wuchs und gedieh, so daß in Irland nicht seinesgleichen war an Gestalt, an Form und Bildung, an Größe, an Reitkunst, an Sitte, an Kraft, an Heldenhaftigkeit. Was die Last anbetrifft, die er auf seine Schulter hob, so wurde niemand in Tara gefunden, der zwischen ihr und dem Boden hätte durchpusten können, und mit dem Mittelfinger seiner rechten Faust streckte er jeden Helden.
Sein Ruhm und Ansehen wuchs alsdann, und dies sagten alle, daß Nuada der einzige wäre, der seiner Zeit der Stärkste an Kraft in Irland.
Als nun die Pflegemutter der jungen Frau dies gehört hatte, sprach sie also: “Jene Kraft des Nuada wird mir übles bringen”, so sprach sie, “denn er wird meine sieben Brüder töten von wegen seines Bruders, der durch sie fiel. Und ich werde alsdann aus Kummer um sie sterben.” Und sie sann darüber, wie sie seinem Vater Haß und starken Abscheu gegen ihn einflößen könnte. Und dies (tat sie): sie ging, die Tochter des Königs von Leinster aufzusuchen, und dies sagte sie zu ihr: “Weib”, sprach sie, “obgleich der Gatte, der dich hat, gut ist, so ist er dir nicht angemessen und gleichen Alters mit dir. Aber der junge, schöne, vielseitige Sohn da, welchen er hat, der starke Nuada, wäre dir gewachsen und passender.”
“Sehr unrecht ist, was du da sagst”, sprach die junge Frau, “denn wenn auch ich es wäre, die hierin willigte, so täte es doch Nuada nicht. Und es wäre unrecht von mir, es zu tun, da der Gatte, bei dem ich bin, gut ist, und es ist nicht ehrenhaft gegen ihn, zu seinem Schaden zu handeln.”
Also bat die Pflegemutter die junge Frau betreffs Nuada andauernd, ein volles Jahr lang. Nach Verlauf eines Jahres willigte sie ein, ihrer Pflegerin den Willen zu tun.
Eines Tages, am Ende jenes Jahres nahm Nuada die p.201 Kriegswaffen in die Hand, und als er sie ergriffen hatte, gesellte sich ein Druide des Königs, nämlich der Druide Diurbartach zu ihm und sprach zu ihm: “Ist es heute, daß du die Kriegerwaffen genommen hast, Jüngling?” sprach er. “Ja”, sagte Nuada. “Gut ist das Vorzeichen, in dem du sie nahmst”, sprach der Druide. “Warum scheint es dir so?” fragte Nuada. “Das ist's, was es bedeutet”, sagte der Druide. “Wenn es Kampf gibt und du hast diese Waffen an dir, bist du es, den man zuerst verwundet, dann wirst du nicht mehr länger als eine Stunde leben. Wenn du es bist, der jemand verwundet, wird dein Ruhm und deine Ehre bis ans Ende der Welt fortdauern, und es gibt von den Waffen der Welt nicht eine, die dich bis ans Ende deines Lebens verletzen kann, und dein Leben wird noch eine sehr lange Zeitspanne sein.”
Was das junge Weib und seine Pflegemutter betrifft, so baten sie Nuada andauernd, mit der Königin zu schlafen, und Nuada verweigerte es ihnen darauf und sagte dies, er wolle seinem Vater keine Schande antun, noch sich selbst Unehre, und ob ihm dafür das Gold der Welt gegeben würde.
In jener Zeit noch wurde den Edlen Irlands durch den einen König das Fest zu Tara bereitet. Und nach Genuß jenes Gastmahls geschah es, daß sich die Königin und ihre p.202 Pflegemutter zu einem einsamen Gemach begaben, zum Waschen und Baden. Und es geschah, daß Nuada zu ihnen in jenes Gemach ging. Und die Frauen baten ihn wiederum, und Nuada wies sie zurück. Und sie sangen untereinander das Lied hier:
- Nuada, mich heut Nacht abzuweisen
und mich allein zu lassen!
Durch diese gewaltige unfreundliche Tat
wird sein Leben (zu Ende) kommen.- O Tochter des leuchtenden Königs der Galéoin,
sprich nicht etwas, das eine Gefahr ist,
das Stelldichein, wozu du mich bereden willst,
will ich nicht einhalten, solange ich lebe.- Nicht ist's ziemend für die Altersgenossin,
p.203
einem Feigling Liebe zu gewähren,
und daß ich bei ihm weilen soll zu seiner Rechten
und ohne daß ich von ihm in sein Bett gebracht werde.- Ich liebte dich nun
anstatt deines Vaters, Nuada.
Scheint es dir nicht elend, dies Geschick,
das mir von dir auferlegt ist?- Möge nicht zerstört werden unsre geschwisterliche Erziehung,
in der wir edel erzogen wurden.
Nicht würde unsre Gemeinschaft lange dauern
(zwischen) dir und mir, Nuada.
Nuada.
Als das Weib dies vernommen hatte, schloß sie ihre beiden Hände um Nuada und versuchte, ihn zu überwältigen, und Nuada widerstand dem. Und er gab ihr einen heftigen, tüchtigen Schlag, so daß sie mit der Seite zu Boden schlug. Und darauf ging er von ihr fort und aus dem Haus.
Er begab sich geradeswegs aus Tara hinaus.
Die Pflegemutter sprach: “Nach meiner Meinung verließ dich der Bursche schmachvoll, junge Frau”, sprach sie, “und räche es an ihm!” “Wie kann ich mich an ihm rächen?” fragte das Weib. Die Alte sagte: “Löse das lange, goldene p.204 Haar, das um dein Haupt (geschlungen ist) und tu Blut und starkes Rot über deine Nase und dein Angesicht, und erhebe dich, um den König in dieser Verfassung aufzusuchen, und erzähl ihm, daß sein Sohn dich vergewaltigte, und wenn es einen Grund zu Nuadas Tod durch ein Ereignis auf Erden gäbe, dann geschieht es hierdurch. Und räche die Beschimpfung und Verachtung, die also über dich gebracht wurde.”
Darauf kam der König und erblickte Zeichen des Kummers auf dem Gesicht des Weibes. Und er fragte nach seiner Ursache. Die Königin sprach: “Dein roher, töricht sprechender Sohn bestürmte mich das ganze Jahr lang. Und da ich nicht willig war, überwältigte er mich und zerstörte deine Ehre.” “Erlogen ist die Tat, die du erzählst”, sprach der König. “So ist also ein Krieger, der ehrlos und schwächlich, der nicht fähig ist, ihm widerfahrenes übel noch Unrecht zu rächen”, sprach das Weib.
Da erhob sich im König ein starker, gewaltiger Zorn, und die drei heftigen Überwallungen überliefen ihn, nämlich die Aufwallung des Zornes, die der Eifersucht und die der Unkenntnis, wie die Weiber ihn so aufreizten. Er erhob sich alsdann und begab sich hinüber ins Haus, in dem sein Gefolge weilte. Und p.205 er sagte zu ihnen: “Erhebt euch flink (wie) ein Mann, um euch hinter Nuada herzumachen und tötet ihn stracks.” “Uns scheint sicher”, sagte einer, “die Tat ist eine ungeheuerliche, wegen der du uns anbefiehlst, deinen einzigen Sohn zu vernichten, … wenn nicht, werdet ihr durch mich getötet.” Und er sagte das Lied hier:
- Erhebt euch, ihr Scharen von Tara,
tötet den Sohn eures Herrn,
Nicht tat er eine besonnene Tat:
(nämlich) beschimpft wurde ich betreffs meines Weibes.- Groß muß die Tat sein, die dich veranlaßt,
uns zu schicken, deinen einzigen Sohn zu töten.
Denn du bist ohne einen andern Sohn.
Es wird für dich eine Ursache zur Reue sein.- Hört ihr nicht, was ich sage,
daß er gänzlich hingestreckt werden soll?
Für euch ist's (doch) kein Verwandtenmord!
Auf, ihn zu verfolgen! Erhebt euch!
Die Schar erhob sich nun beim Aufruf des Königs, und sie ergriffen ihre starken gewaltigen Waffen und zogen nach Tara, südwärts, hinter Nuada her. Als der die Scharen erblickte, wie sie ihre Waffen gepackt hielten, drehte er sich zurück nach seinen Waffen, und jemand begegnete ihm, und er fragte ihn nach den Ereignissen, und der erzählte ihm, daß sie alle in Gemeinschaft darauf aus waren, ihn zu töten und zu vernichten. “Traurig ist, was du erzählst, Krieger”, sprach Nuada, “und warum zürnt ihr mir?” “Nicht weiß ich das”, sprach der Kämpe.
Nuada kam zu seinen Waffen und packte sie, und er verließ den Ort nordwärts (sich wendend). Als nun die Stämme von Ír und Ēmer ihn sahen, stachelte einer den andern an, und sie gedachten ihrer alten und neuen Streitursachen gegen Nuada, denn von Ēremōns Sippe war kein König oder Heros geblieben, der besser gewesen wäre, als Nuada. Traurig und niedergeschlagen war der Stamm Ēremōns und das Volk der Provinz Connaught deswegen. Und Nuada ging, sich seinem schnellen Lauf vertrauend, nach Tara, bis er an das Ufer der Boyne gelangte, so daß keiner von ihnen ihn überholte. p.207 Dann hatten ihn dreimal neun Mann ein, und sie riefen über ihn und gelobten seinen Tod, und sie schleuderten mit ihren Waffen nach ihm. Nuada jedoch drehte sich schnell und höchst geschickt zu ihnen und widersetzte sich ihnen so gewaltig und tapfer und so wütend und heldenhaft, und er lieferte ihnen einen scharfen Kampf, so daß von ihnen keiner mit dem Leben entrann, nur die drei durch und durch Verwundeten, die sich in ihrer Niederlage heimlich zurückzogen, und eine große Anzahl von den Haufen ward gemütskrank, als sie sahen, in welcher Not er sich befand. Ein anderer Teil von ihnen hatte den Wunsch und Willen, ihn sogleich zu töten.
Was nun aber den König betraf, so hetzte er, was er an Mannschaften in ganz Tara fand, hinter Nuada her. Und es stießen die sieben Duinn und die neun Coin zu ihm und hundert bewaffnete Mann bei jedem einzelnen von ihnen, und er feuerte sie an und er legt ihnen auf, Nuada zu töten und erzählte ihnen die Beschimpfung der Königin durch ihn und “es steht euch zu, meine Ehre zu rächen” und alle zogen wiederum hinter Nuada her.
Es kamen nun die drei, die in den Kampf gegangen waren bis zum Anger von Tara. Und der Druide p.208 Diurbartach gesellte sich zu ihnen und sagte ihnen: “Ist's Nuada, der euch verletzte?” sprach er. — “Er ist's, der dreimal neun Mann außer uns allein getötet hat!” — “Bei meinem Gewissen”, sprach der Druide, “er wird eine Zahl töten, die noch mehr sein wird; denn die Luft über ihm ist auf jedem Wege sehr rot und blutig und vor ihm wird Niederlage sein”, sprach der Druide.
Was nun Nuada betrifft, so wagten sie nichts gegen ihn, noch ließ man sich mit ihm ein, außer daß Schlachthaufen oder Hunderte gegen ihn auf einmal geworfen wurden, und er begab sich alsbald fort von der Mündung der weißleuchtenden Boyne. Und so ging er nach Dumha na Macraide, das Echann genannt wird und nach Cathair Tibrini, das heut das königliche Cenanndas heißt und nach Finnabann Bó Gūaire, der Mana genannt ist und nach Loch Lāogaire nordwärts und in die Berge von Dee, die Gnaires Bergkette heißen. Und zahllos war, was bis dahin an Scharen durch ihn fiel, und zahlreiche Scharen gingen von ihm nach Tara, verwundet und verkrüppelt.
Der König von Irland machte sich selbst auf, und seine Pferde wurden ihm gebracht und sein Wagen angespannt, p.209 und er begab sich auf die Verfolgung seines Sohnes, und die Männer von Irland mit ihm zusammen.
Was aber Nuada betrifft, so gelangte er sodann weiter über die Stromgewässer des Feaba im “Gelände zwischen den beiden Flüssen” und nach Findmag nGabra und über den alten Fluß, der da heißt Mönchsfluß und nach Duma mac Ēremōin, das Cnucca genannt wird und nach Senmag nOgla Figda, das “das dunkle Tal” heißt, und die Scharen waren vor ihm und hinter ihm und zu jeder Seite von ihm bis Dubais, und er wandte sein Gesicht nach der Ebene des Ith mac Breogain.
Und dort holten ihn die neun Coin mit ihren neunhundert ein. — “Das ist tapfer, Nuada”, sprachen sie, “da gibt's eine Menge hingemordeter Helden und verwundete und verstümmelte Scharen seit der furchtbaren Niederlage, die du uns auf dem Wege von Tara beibrachtest.” — “Bei meinem Gewissen”, sagte Nuada, “so sehr fühlte ich den Hals um mich herum!” sprach er, “und ich weiß nicht, warum ihr gegen mich seid.” — “In einer großen Ursache!” sagten sie. “Die Frau deines Vaters ist durch dich vergewaltigt.” — “Bei meinem Gewissen, fürwahr!” sprach Nuada, “es ist nicht der Kampf eines Sohnes, der den väterlichen Zorn heraufbeschworen hat, p.210 den ich bisher gekämpft habe, und jene Tat ist erlogen”, entgegnete er(?). — “Wenn's so ist”, sagten sie, “bleib bei uns, ergib dich uns und nimm unsern Schutz an. Man wird dich der Gewalt deines Vaters übergeben.” — “Bei meinem Wort, wahrhaftig!” sagte er. “Erst bis der König meinem Wort glaubt, und bis ihrs alle glaubt, daß jene Tat erlogen ist, (eher) werde ich nicht irgendeinem von euch Vertrauen schenken.” — “Das wirst du bereuen”, sagten sie, “denn du wirst nicht leben bleiben wegen der Schuldtat, die du begingst.” — “Wenn es ehrliche Kämpfe für mich sind”, sprach er, “dann, bei meinem Wort, ist's nicht an euch, mich erst zu fragen, und warum eigentlich seid ihr mir böse, ihr Helden”, sagte er. Und er sprach das folgende Lied hier:
“Werdet ihr mir ehrlich einen Kampf gewähren”, fragte Nuada. — “Es wäre nicht Gerechtigkeit, würde es nicht gewährt”, sagten sie. “Man wird es dir zubilligen.”
- O Coin, warum zürnt ihr mir,
indem ihr euren Zwist neu entfacht?
obgleich ihr den großen Art 1 getötet habt,
gegen euch wollte ich nicht Kampf.- O Nuada, sage das nicht,
(es wird) eine Tat des Triumphes und grausamer Verwundung, p.211
da wir dich nicht mit Willen fortlassen,
wie du bist mit deiner großen Kraft.- Ich sage euch nun —
und dies ist ein ehrliches Wort —
daß ihr kein Glück haben werdet,
wenn ihr auf mich los geht, o Coin.
Ein Mann von ihnen machte sich sofort zu ihm auf, und am Ende des Kampfes gab ihm Nuada einen Hieb, so daß er ihm mit jenem Hieb den Kopf abschlug samt einem Drittel seines länglich gespitzten, gekerbten Schildes. “Meiner Treu, wahrhaftig”, sagten sie, “wunderbar ist die Tat des jungen bartlosen Jünglings”, so sagten sie. “Ich werde mich an ihn machen”, sagte ein andrer Mann von ihnen, “sobald ich Schild an Schild gegen ihn halten werde, laß auf einmal neun Mann von euch auf ihn gehen, und jedes Mannes Lanze durchstoße ihn, und so wird er fallen.”
Was aber geschah, war, daß jener Mann zu ihm ging und ihm den Schild an seinen Schild hielt, und neun Mann seiner Sippe erhoben sich gemeinsam gegen ihn, und sie führten einen wütigen, heldenhaften Wettkampf aus, schnell und plötzlich und sehr behende. Und am Ausgang des Kampfes fiel jener Mann mit seinen Leuten von Nuadas Hand. Und zwei andre von ihnen erhoben sich sogleich, und sie sagten dies: “Laßt uns gehen und zweimal neun Mann mit uns, um ihm zu begegnen, und wenn wir durch ihn bei dem Waffengang fallen, erhebt euch alle gegen ihn und überwältigt ihn durch übermacht.” 2 Und jene zwei fochten darauf lange Zeit einen starken, heldenhaften Wettkampf gegen Nuada, und gemeinsam mit ihnen ihre zweimal neun Mann. Und sie fielen durch Nuada, ohne daß sich an ihm ein Blutverlust oder eine Verletzung fand.
Es erhoben sich nun zwei andere davon und dreißig Helden mit jedem, und sie schossen auf einmal auf ihn und schrieen um ihn von allen Seiten, und Nuada bekämpfte sie so kräftig und feindselig, stark und heldenhaft, wütend und überaus tapfer, daß alle am Ende jenes Kampfes durch ihn fielen.
Was aber geschah, war, daß sich überhaupt alle Scharen erhoben, um ihn anzugreifen, und man schrie auf jeder Seite. Nuada sprang unter sie mit der Geschwindigkeit einer Schwalbe oder eines Hirsches oder Wiesels. Und er arbeitete mit seinen Händen und teilte so vernichtende Hiebe aus, und sein Gesicht flammte und leuchtete, so daß es nicht möglich war für irgendeinen, nahe seinem Angesicht zu weilen, so kräftig hieb er nämlich auf die Heldenscharen ein. Der Mann, der da versuchte, Nuada eine Verwundung oder einen Streich auszuteilen, versetzte das dem, der ihm von den eigenen Leuten am nächsten war, so daß ein gut Teil von ihnen auf die Weise getötet wurde. Darauf hieb Nuada sich einen breiten tüchtigen Weg zwischen ihnen, lichtete sie und preiste sie dann wieder aufeinander. Und obschon sie am gierigsten auf Flucht sannen, wagten sie es nicht (aus Furcht) vor Nuada. Er vernichtete sie vollständig.
Nun aber dort, wo sich die neun Coin mit ihren neunhundert zusammen im Kampfe befanden, dort kam kein Mensch vor Nuada mit dem Leben davon, außer daß gerade ein Mann der Schärfe einer Verwundung oder eines Hiebes entging, so daß der Name des Ortes, wo sie fielen, hinterher die Bergschlucht der Ruhestätten der Coin war. Und Nuada entkam vor ihnen ohne Blutverlust, ohne eine Verletzung p.214 seinerseits und wandte alsdann sein Angesicht auf den Finnsruth Finne zu nordwestlich.
Was nun jedoch den König betrifft, so erreichte er und die Könige von Irland um ihn die Schlucht, wo sich die neun Coin befunden hatten. Dem König wäre es lieber gewesen, dort das Haupt seines Sohnes in Empfang zu nehmen, statt die Niederlage der Coin. “Dies ist die Schlacht eines Helden!” sprach der Adel der irischen Männer, “und es ist eines Helden Geschicklichkeit”, sprachen sie.
Was darauf Nuada betrifft, so gelangte er an den Ort, wo die sieben Duinn waren zusammen mit ihren siebenhundert, und sie gingen gerade auf die Suche nach ihm, und so trafen sie aufeinander. “Es ist ein blutiger Kampf von Helden und Kämpfern”, sprachen sie, “und ein großer Teil irischer Männer fiel durch dich.” “So ist's, wenn man im Recht ist”, gab Nuada zurück, “dann siegt man auf allen Seiten.” “Jüngling”, sprachen sie, “wenn du im Recht bist, bleibe bei uns und übergib dich deinem Vater.” p.215 “Ich übergebe mich nicht meinem Vater”, sagte er “bis er glaubt, daß ich im Recht bin.” “Haben die Coin dich ergriffen, Nuada?” fragten sie. “Wenn sie's getan hätten”, sprach er, “so hätte ich nicht gegen ihren Willen entkommen können.” “Es ist der Vorteil …, und Nachlässigkeit der Verfolgung ist's, die sich die Coin dir gegenüber zuschulden kommen ließen” sagten sie. Und sie sangen sodann das Lied:
“Und obwohl die Coin dich von sich ließen, werden wir es nicht zulassen.” “O Krieger”, sprach er, “gewährt ihr mir Einzelkampf?” fragte er. “Wir werden es tun”, sprachen sie, “und mit großer Bereitwilligkeit.”
- Königssohn! Scharf sind die Taten,
die durch dich vollbracht wurden in Leitrim,
wo durch dich — es bleibt nicht verborgen —
eine Unmenge Heere und Scharen fielen.- So pflegt ein tapfrer, flinker Held zu sein
im Kampf mit Helden und Heerhaufen,
obgleich viele von ihnen um ihn herum sind,
da er ja selber im Recht ist!- Nicht dies hat es bewirkt,
sondern die Coin ließen im Stich p.216
die Ehre des Königs von Tara,
von dir, Jüngling, Herr.- Wenn mich die Männer ergriffen hätten,
jene Leuchten der Tapferkeit,
wäre es nie mit Willen der Schar gewesen,
daß ich jeden überragend gegen eine Schlachtreihe stünde.- Obwohl die Männer im Stich ließen
die Ehre des tatenreichen Königs von Irland
werden wir ihn nicht im Handgemenge verlassen.
Du bist's, der sterben wird.
Jüngling.
Also erhoben sie sich, und ein Donn von den Duinn(scharen) machte sich an ihn heran, und einen blutigen, heldenmütigen p.217 Kampf kämpften sie für eine Weile und Zeit lang, und am Ende des Kampfes war es, daß jener Mann von Nuadas Hand fiel. Als die Sippe jenes Mannes es sah, erhoben sie sich, um ihn sofort zu rächen, nämlich hundert Helden, und sie kämpften einen Kampf gegen Nuada, und er ging unter sie, und jene Helden fielen durch ihn, so daß von ihnen kein Flüchtling mit dem Leben davonkam. “Da sie durch dich gefallen sind”, sagten sie, “so nimm einen Mann mit seiner Schar gegen dich.” “Tut es!” sagte er.
Da erhob sich der zweite Donn von ihnen mit seiner Gefolgschaft, und sie kämpften gegen Nuada. Und jener Donn fiel durch ihn mit seiner Hundertschaft. Danach erhoben sich aber zwei andere von ihnen mit ihren zweihundert, ihm entgegen zu ziehen, und sie schlugen einen wahnsinnigen Kampf, und die zweihundert fielen mit ihrem Führer. Es erhoben sich drei Duinn gegen ihn mit ihren dreihundert, und jene fielen durch Nuada, ohne daß ein Flüchtling von ihnen mit dem Leben entkam.
Nun aber, es entwich keiner mit dem Leben von den siebenhundert und von den sieben Duinn, so daß der Name p.218 des Ortes ist “die Halde der Duinn” — heute genannt Leiter Mhulach. Und darauf wandte er das Gesicht nordwärts, und er ging nach Uachtar Glinne, und linker Hand war Ath tri nDiad.
Und sodann erreichte der König den Ort, wo die gefallenen Duinnscharen sich befanden. Sie erblickten das gewaltig große Blutbad und die roten Leiber im Leichenblut. “Meiner Treu!” sprach der Adel irischer Männer, “der dies Blutbad anrichtete, hat nicht die Tat begangen, deren man ihn beschuldigt. Und es ist wahr, was er sagt, wenn er die ihm auferlegte Schuldtat abweist.” “Was immer”, sagte der König, “es gilt, ihn zu verfolgen.” Und er reizte die Schar an, hinter Nuada herzusetzen. Und sie verfolgten ihn heftig und begierig und verteilten sich nach allen Richtungen.
Als Nuada die Menge der Heerhaufen und der Helmspitzen rundum erblickte, setzte er sich in Bewegung, schnell und wagemutig im tüchtigen Lauf; und er kam geradeswegs zu auf Tri Uachtar mBera und hatte linker Hand den grün-wässerigen Strom, bis er schließlich ans Meer gelangte. Und p.219 er warf seine schön weißschimmernde Flanke gegen das Branden der starken, großen Wogen und schwamm eifrig durch die salzige Meerflut dahin, bis er Gabla erreichte, welche Innsi Muindteri ßradaighan genannt werden, und die Insel am Westrande von ihnen erreichte er.
Der König gelangte mit seinen Heerscharen an den Meeresrand und in den Hafen der Insel und begann also: “Dies soll keine Zuflucht für dich sein, Nuada”, sagte er, “es werden von mir vollbemannte Kriegsschiffe und weitbäuchige Barken und zahlreiche Flotten zu der Insel dort geschafft, und der verwünschte Sohn da soll von mir getötet werden, Nuada nämlich, und durch übermacht wird er überwältigt werden.”
Was Nuada betrifft, so war er müde, schwach und hungrig, nachdem er die Insel erreicht hatte. Lang war der Weg, den er bis dahin zurückgelegt hatte und der, den er auf der Insel gewandert war. Er erblickte eine Herde gewaltig großer Schweine und Kühe, und die Herde führte ein absonderlich riesenhafter Ochse. Er schleuderte einen geraden treffsicheren Wurf auf den Ochsen, so daß er ihn durchbohrte, tötete ihn sodann und zerlegte ihn. Er baute sich eine sichere, recht feste Hütte und kochte den Ochsen und aß sich genügend p.220 satt daran. Darauf stellte er seinen großen Kriegsschild vor die Tür der Hütte und steckte seinen leichten Speer zur Seite und sein Schwert unters Kopfende. Und ihn überkam ein Anfall von Schlummer, ohne daß er Furcht oder Grausen empfand.
Was nun den Druiden des Königs von Irland betrifft, nämlich den Druiden Diurbartach, so wurde ihm jene Tatsache offenbart, wie es damit stand und wie gegen Nuada jene erlogene Anklage erhoben worden war. Und er machte sich auf nach Norden hinter dem König von Irland und seinem Sohne her von Tara aus, bis er den Hafen der Insel erreichte, wo der Irenkönig war und mit seiner Schar den Sohn belagerte und nach Schiffen und Booten verlangte, um zur Insel zu gelangen, damit er den Sohn tötete. Und als der Druide in die Nähe kam, fragte er den König, was er zu tun beliebte. Der König sprach: “Gern hätte ich breitbäuchige Barken und schwerbemannte Kriegsschiffe, die dorthin zur Insel tragen, damit Nuada getötet werde.” — “Wirklich, auf mein Wort”, sprach der Druide, “obschon heut zahllose Scharen von Nuada getötet wurden, gibt es noch mehr der Ohnmacht der Totgeweihten und blutige Röte über jener Insel da, wo er jetzt weilt, als bisher. Und 'der starke Nuada' wird sein Name”, sagte er, “und vom Geschlechte Ēremōns kam nicht seinesgleichen, und p.221 eine Menge wird es sein, die unter (seine) Gewalt gerät. Und erlogen ist die ihm zugelegte Tat.” Und er sagte das Lied hier:
- Nuada, der Starke, trefflich sein …
Sohn des Sohnes von Aillill Eolchān.
Ein Krieger Europas, dem die Tapferkeit dienstbar,
eine grimme Welle, welche die Feinde zerschmettert.- Der kühne Löwe, der giftige,
der Stärkste aller starken Männer.
Der Schild von Fodla, dessen Grimm nicht schwächlich ist.
Der Fütterer der Raben und blutrotgeschnäbelten Krähen.- Sohn des Giallchad, tüchtig ist sein Morden,
wegen der Anklage der schönen Uane,
wegen des Mädchens … des leuchtenden,
wegen der Frau des kampflustigen Giallchad.- Verhaßt war der Amme der Frau
p.222
jener Jüngling, Giallchads Sohn,
wegen einer Sache, in der sie im Unrecht war,
Uane aber war er lieb.- Vierundneunzig berühmte Könige,
vom Stamme des Sohnes des Gesetzgebers Giallchad,
welche von Tara Besitz ergreifen werden mit ihrer Macht,
für die edlen Nachkommen Nuadas.- Auf Uane zurück geht die Märe,
daß sie gewaltsam ergriffen worden sei.
Ein Anfall von Eifersucht hatte den König erfaßt,
so daß er zornig gegen Nuada wurde.- Schnell fielen die sieben Duinn
und die neun Coin gemeinsam.
Ein gewaltiger Haufe — es war keine schwache Tat —
sie fielen durch Nuada.
Nuada.
2.
… nicht hatte er Kunde von irgendeinem von ihnen erfragt und wußte nicht, ob sie eine noch größere Zahl waren. p.223 Darauf ging er in seine Jagdbude und legte sich seine Waffen zur Seite und sein Schild vor die Tür der Bude und schlief ein nach solcher Vorbereitung.
Sodann sprach der König von Lochlann: “Unsre Leute sind weitab”, sprach er, “und sie warten auf Kampf und Streit.” “Ich werde gehen, nach ihnen zu forschen”, sagte der Königssohn von Lochlann, nämlich Lulach Osberns Sohn, und er erhob sich flugs und neunhundert Helden mit ihm zusammen, und sie gelangten an die Stelle, wo ihre Leute erschlagen worden waren, und sie erblickten die blutroten Leiber und die Köpfe auf den Stangen, und sie erkannten sie und erblickten die Waldhütte neben der Quelle. “Kleine Waldhütte”, sagte der Königssohn von Lochlann, “wenn aus dir heraus diese übeltaten ausgeführt wurden, sind die Taten gewaltig, die aus dir kommen.” “Meiner Treu, nicht aus ihr”, sagten sie, “außer wenn es Erdhöhlen unter ihr gibt oder große, sehr weite Höhlen, worin sich eine zahlreiche Menge von der Schar befinden mag.” “Durchsucht sie zusammen”, sprach der Königssohn von Lochlann.
Ein Mann von ihnen ging sofort zur Tür der Hütte und schaute am Schild vorbei hinein und erblickte den freundlichen, liebenswerten Jüngling darin schlafend. Und er ging sofort unter seine Leute und brachte ihnen die Kunde und erzählte: “Ich sah nur einen jungen, schönen, strahlenden Burschen dort in der Hütte schlafen, und ich weiß es nicht, ob er's ist, der diese großen Taten ausgeführt hat,” “Fragen wir ihn”, sagten sie, “und stoßen wir die Lanze jedes Mannes in ihn hinein.” “Wir werden das nicht tun”, sagte der Königssohn von Lochlann, “er soll nicht von uns im Schlaf gemordet werden, sondern weckt ihn schleunigst für uns.”
Einer von ihnen ging zur Tür der Hütte und erschütterte den Schild. Und dadurch wachte Nuada auf und erhob sich sofort, ergriff seine Waffen und faßte seinen Schild und trat hinaus. Und er erblickte draußen die neunhundert mit ihrer Menge von Schilden und Schwertern. “Wer vollbrachte diese großen Taten, Jüngling?” fragte der Königssohn von Lochlann. “Sie fielen durch mich”, antwortete Nuada. “Bei meinem Wort!” sprach der Königssohn von Lochlann, p.225 “nie tat es dir in heutiger Zeit je ein Mensch gleich an Abenteuern, die gewaltiger wären als diese hier. Aber trotzdem wirst du hier fallen, und du wirst es bereuen.”
Jener betrachtete den jungen, schönen, herrlichen, schönfarbigen Jüngling bei ihrer Unterredung, nämlich den Königssohn von Lochlann, und solcher Art war jener: er und Nuada hatten dasselbe Alter, und ähnlich waren ihre Gestalten und gleich lang ihr Haar und sie selbst von gleichem Maß. Und Nuada fragte ihn: “Wer bist du?” sprach er. “Lulach, Osberns Sohn ist dort”, sagten sie, “nämlich das ist der Königssohn von Lochlann, und er selbst ist bestimmt zum König von Lochlann.” “Wenn's so ist, Jüngling ”, sprach Nuada, “ernte du nicht dein Glück auf meinem Unglück”, so sprach er, “denn auf der Flucht vor meiner Ermordung gehe ich aus meinem Lande, und es gibt keinen Königs- oder Fürstensohn, den ich mir zum Kampfspiel wünsche, es sei denn, er forderte mich selbst ungebührlich.” “Meiner Treu”, sagte der Königssohn von Lochlann, “es wird dir verziehen werden, was du je tatest, und begib dich p.226 zu meinem Gefolge ehrenvoll und würdig, und kehre nie wieder in dein eigenes Land zurück, und dir wird viel Reichtum von mir zukommen.” “Wo ist der König von Lochlann?” sprach Nuada. “Da unten im Hafen”, sprach er, “und ein jeder von ihnen hat ein Schiff aus Lochlann gleich ihm.” “Zu welcher Unternehmung seid ihr hergekommen?” fragte Nuada. “Irland für uns zu erstreiten”, sprach der Königssohn von Lochlann, “und zu töten, was es darin an tüchtigen Männern gibt.” “Eine gewaltige Sache das!” sagte Nuada. “Wird Tribut oder Steuer von ihnen genommen werden, oder werden sie selbst getötet?” “Ich glaube, es wird kein Tribut genommen werden”, sprach der Königssohn von Lochlann. “So wirst du blutigen, heftigen Kampf finden durch die irischen Männer”, sprach Nuada. “Krieger!” sagte der Königssohn von Lochlann, “weile du bei mir selbst, und alles, was du bisher an Schaden getan hast, wird dir vergeben werden.”
Nuada antwortete also und sprach dies: “Es gibt p.227 keinen Königssohn, der seine Schulter unter die Wölbung seines Schildes gegeben hat, der mir wert wäre, bei ihm zu sein, es sei denn, er habe zuerst die Herrschaft angetreten, die ihm zukam.” Und er sprach folgendes Lied:
“Wenn du bei mir bliebst”, sagte der Königssohn von Lochlann, “würden wir dir nicht Untergang bereiten, und wenn du nicht bei mir bleibst, wirst du baldigst Kampf finden.” p.228 “Ich bleibe nicht bei dir”, sagte Nuada, “sind sie es, dein Gefolge, das auf mich loskommt, oder bist du es selber?” “Ja, meine Leute”, sagte er, “entweder, bis du fällst durch sie oder sie alle durch dich fallen.” “Gesteht man mir ehrlichen Zweikampf zu, ihr Helden?” fragte Nuada. “Nein, in der Tat”, sagten sie, “sondern eine Heldenschar von zehn Mann geht auf einmal zum Kampfe mit dir, bis eine Hundertschaft voll ist. Und wenn du jene fällst, werden hundert andere zum Kampfe gegen dich geführt.” “Es geschehe also”, sagte Nuada, “und geht nicht darüber hinaus!” “Wir werden es nicht tun”, sprachen sie.
- Jüngling, der du übers Meer kamst,
kämpfe nicht gegen einen vielgehaßten Mann!
Laß nicht deine leuchtende Gnade vergehen
angesichts eines Wanderers von edler Herkunft.- Deine großen übeltaten würde man dir nicht vergeben
wegen deines blutigen Kampfes.
Man würde dich strafen, ehe du zu deinem Heim gehst,
wegen des Tötens der Lochlann-Männer.- Alles, was ich hier tötete
an Lochlann-Scharen ohne übermaß,
das würdest du nicht schmähen,
wüßtest du Bescheid, Jüngling.
Zehn von ihnen erhoben sich ihm entgegen, und sie wurden sehr bald durch ihn gefällt. Und es wurden jedesmal zehn mehr gegen ihn gebracht, bis hundert erreicht waren, und sodann kamen hundert gegen ihn, und sie fielen alle durch ihn. Aber nichtsdestoweniger tötete er sie zu Hunderten nacheinander auf diese Weise, so daß nur zwei von ihnen blieben, nämlich der Königssohn von Lochlann und ein Held von seiner Schar. Und er sagte das Lied: p.229
“Blutig sind jene Taten, Jüngling”, sprach der Königssohn von Lochlann, “und meiner Meinung nach ist's eines Helden Trefflichkeit.” “Das sehe ich”, sprach der Jüngling, “und rächt ihr sie, oder kommt ihr zum Gefecht gegen mich?” “Ich werde fürwahr kommen”, sagte er, “denn obgleich p.230 die Herrschaft von Europa mir übertragen würde, ließe ich dich nicht lebendig heraus, nach der Ermordung meiner Leute, und auf diese Weise soll gekämpft werden”, sprach er, “nämlich der eine meiner Leute wird zu jener befestigten Anhöhe gehen, um uns als Zeuge zu beobachten, und wenn ich es bin, der fallen wird, soll er sich dorthin begeben, wo der Adel von Lochlann sich aufhält und ihnen Kunde geben.” “So soll es geschehen”, sprach Nuada. Und der eine von den Leuten des Königssohnes von Lochlann ging zur befestigten Anhöhe in ihrer Nähe und ließ sich dort nieder, um sie zu beobachten.
- Blutig ist dein Gemetzel, du Held!
Nuada, der du den Tod bringst!
Es wird von dir voll bezahlt werden
alles, was du von unsern Heeren niederschlägst.- Vergeben wird man dir alles Schlimme, das du verübst,
und weile bei mir selbst, König.
Man wird dir … überlassen zum Geschenk
hier zum Lohne.- Noch nie hat den Schild vor sein Antlitz gehalten
ein Königssohn, der mir wert gewesen, bei ihm zu sein,
aber wenn dir viel daran liegt,
dann laß uns blutig kämpfen.
Da stürmte einer auf den andern los, kühn, scharf schießend, feurig und wütend, wuchtig, mannhaft und heldenmäßig, fauststark, löwenartig und männlich stark, sehr machtvoll. Und jeder von ihnen wünschte den anderen recht stark und wirklich wuchtig anzugreifen, so daß sie gefährliche Wunden und stets kraftvolle und ewig schlimme Hiebe dem andern austeilten.
So stand es nun mit der Gewandtheit im gegenseitigen Verwunden und mit der Geschicklichkeit des Ringkampfes, daß keiner von ihnen über den andern einen Vorteil hatte noch ihm eine tödliche Verwundung zufügen konnte, eine lange Zeit hindurch.
Hierauf aber ward jeder über den andern erzürnt und erbost, und sie stürmten hart, übermäßig, wahnsinnig, und der Zweikampf ward beschleunigt, und das Gefecht wurde härter, und sie packten die tief einschneidenden heldenmäßigen gewaltigen Schwerter, und jeder schlug auf den andern zu mit sehr starken, wütenden Vernichtungsstreichen.
Hierauf erhob Nuada die Hand mit der langen, bläulich geschliffenen Klinge und schlug nach dem Fuße des Königssohnes von Lochlann. Der Königssohn von Lochlann fing den Hieb auf und riß den Schild nieder zur Verteidigung seines unteren Körpers. Und Nuada hob flink die Hand und schlug den Königssohn von Lochlann in das Schmale des Körpers, in den Nacken, und trennte sein Haupt vom Nacken ab, so daß er entseelt niederfiel, und er riß ihm seine königliche wunderschöne Kleidung ab und seinen goldnen, wunderbaren Gürtel und tat sich sowohl Kleidung wie Gürtel als auch Gewand selbst um und tat seine eigne Rüstung unter den Königssohn von Lochlann. Und indem er seine Verletzungen und Wunden betrachtete, sprach er das Lied hier:
- Traurig ist es, Jüngling mit dem leuchtenden Haar,
der aus dem üppigen Lochlann kam. p.232
Rot sind deine beiden Seiten von deinem Blut,
durch die Hände des starken Nuada.- Wäre es nicht dein stolzer Sinn gewesen
und was du vollbrachtest mit böser Rede,
ich hätte dich nie aus eigenem Antrieb getötet,
bevor ich ins unbekannte Land zog.- Ich werde nun deinen purpurnen, edlen Schild tragen
und deinen Mantel mit Goldstreifen
und deine Tunika mit prächtigem Purpur
und deinen Gürtel, du schöner Jüngling.- Dein wohlgeformtes, goldenes Schwert
wird in des starken Nuada Faust sein,
dein Speer mit vergiftender Zauberrune
wird mich fortan ins fremde Land begleiten.- Klagen werden die Kämpen über jeden von uns beiden,
klagen werden die Helden der zwei Heere.
Sláine wird einen Tränenschauer von ihren Wangen fließen lassen;
eine große Zahl Menschen wird dadurch betrübt sein.
Und darauf begab sich Nuada weiter und wandte dem festen, sehr großen, grauen Felsen, in dessen Nähe er sich befand, den Rücken und baute einen außerordentlich großen Wall aus dem Gehölz rings herum und eine einzige Tür zu der Befestigung. Und er tat die Rüstung und Bewaffnung der soeben getöteten Heerschar darum, so daß jener Wall für ihn eine vollständige Feste bildete. Soweit nun, was ihn betraf.
Was nun den Krieger des Königssohnes von Lochlann betrifft, so machte er sich, nachdem er seinen Herrn hatte fallen sehen, im schnellsten Lauf auf und davon, bis er zur Flotte gelangte. Und sie wurden seiner ansichtig, wie er auf sie zustrebte. Und wäre er Tag und Nacht in der Erde gewesen — seine Gestalt und Farbe hätte nicht elender sein können! Und ein jeder heischte Kunde von ihm. Er sprach zu ihnen: “Die große Heerschar, die von euch fort zu Lande ging — von denen entkam kein Flüchtling mit dem Leben — außer mir allein. Und gefallen ist der Sohn des Königs von Lochlann!” “Wer hat jene großen Untaten begangen?” fragte der König von Lochlann. p.234 “Ich weiß nur”, so sprach er, “daß es ein einzelner, junger, schöner, vornehmer Jüngling war. Und nicht gab es Schlachtgewimmel noch Heer um ihn, sondern ganz allein war er. Und der Königssohn, der treffliche Mann, fiel durch ihn.” Und diese Kunde schien ihnen wunderbar. Und sie hätten nicht gemeint, daß es so viele Menschen oder Waffen in Irland gegeben hätte, um jene Scharen töten zu können.
Und sie stießen rauhe, grausige Schreie aus und ganz laut hohe, gewaltige, mächtige Jammerlaute, und es wurden Trompeten und Hörner von ihnen geblasen, und einer erzählte jenes Geschehnis dem andern, und der König sprach zu ihnen: “Unternehmt nun”, sprach er, “einen gierigen, sehr heftigen Ansturm auf das Land.” Und so taten sie, so daß ihr Echo in den mächtigen, öden Abhängen und Schluchthalden und Waldgehegen erklang, nämlich das Ruderschlagen der bemannten vollen, großen Schiffe, wie sie stark und machtvoll zu Lande zogen, und das Lärmgetöse der harten, eisernen Panzer und der Schildränder der Schilde, wie sie aneinander prallten, und jeder, wie er seine Waffen ergriff; und alle gingen darauf zu Lande.
Und der Krieger des Königssohnes von Lochlann sagte ihnen, sie sollten dort Aufenthalt nehmen und sich in p.235 Trupps auf die Insel begeben. Und “dies Land, in das ihr gekommen seid”, sagte er, “aus dem soll euch lebend kein Mann entkommen”.
Sie taten also, und sie richteten sich sodann ein und erfüllten die Häfen der ganzen Insel.
Als der König von Irland und der Adel seines Volkes das sah, beklagten sie jene schwierige Lage, in welcher sich der Königssohn von Irland befand. Der König von Irland sprach: “Obgleich wir in kleiner Anzahl sind”, sagte er, “so ist's jammervoll, daß wir mit Nuada nicht … sind, denn das väterliche Gefühl ist über meine Seele gekommen.”
Was nun die Lochlannleute betrifft, so machten sie sich auf zu Nuadas Verfolgung. Und sie griffen ihn in so dicht gedrängten Massen an, daß sie nicht ihre Waffen gebrauchen oder erheben konnten.
Als Nuada das sah, erhob er sich flugs, rasch bereit und ergriff die Waffen des Königssohnes von Lochlann, und er kam in Erwartung der Schar heraus aus seinem festen Bau und gelangte unter sie und durch und über sie, und er beschleunigte die Hiebe, und es erhoben sich zwei glänzende p.236 feurige Säulen vor seinem Antlitz, so daß es ihnen nicht möglich war, auf ihn zu schauen, geschweige denn, ihn lange anzublicken. Und so gewaltig und rasch griff er sie an, daß er nach jeder Seite eine weite Lücke aus ihnen herausschlug. Er teilte und verwirrte sie und ging zu seinem festen Bau. Und darauf wurde er nicht mehr bedrängt.
Und also ging das, bis ein nebliger Sonnenuntergang am Abend eintrat und die Farbe von feuriger Asche über der Sonne lag. Und eine große Menge der Heerschar war schon durch ihn bis dahin gefallen. “Gewähre uns eine nächtliche Ruhepause heute Nacht, Bursche”, sprach der König von Lochlann. “Ich werde es tun”, sagte er, “und begebt euch in eure Schiffe; denn uns gehört das Inselland und euch das Meer, und ihr dürft auf diesem Boden nicht bleiben.” “Das ist wirklich qualvoll”, sagten sie, “in unsern Schiften zu lagern und auf den Ruderbänken, und heute Nacht werden wir nicht diese Insel verlassen.” “Wenn ihr mir heute Nacht Nahrung oder Aufwartung bringt, will ich euch gewähren, an Land zu bleiben.” p.237 “Wir werden es tun”, sagten sie. “Dann also”, sagte Nuada, “bringt mir [Nahrung] und Getränk.”
Einige von ihnen erhoben sich flink und brachten Nuada Nahrung und Trunk. Nuada sprach: “Kostet erst selbst jene Speisen und Getränke”, sprach er. “Natürlich ist's, daß ich nicht weiß, ob es für mich vertrauenswürdig ist.” Und sie taten also und begaben sich fort von ihm. Und er aß sich satt.
Was nun die große Schar hierauf betrifft, so wurden mächtig große Feuer und Fackelbrände von ihnen entzündet, und sie waren betrübt und kleinmütig, bis der Tag in vollem Lichte kam.
Was aber den König von Irland betrifft, so schickte er Botschafter und Kundschafter über ganz Irland vor sich aus, zur Versammlung und Auswahl gegen die Fremden, um seinem Sohne zu helfen und ihn aus der Not zu ziehen, in der er sich befand.
Was nun die Kriegerschar von Lochlann betrifft, so erhoben sie sich tags darauf in aller Morgenfrühe. Sie ergriffen ihre Waffen und gingen aus, Nuada zu treffen. Nuada begab sich unter sie und bahnte sich breite, volle, große p.238 Straßen und Lücken von Hunderten durch sie nach allen Seiten hin. Er zerschmetterte Schilde und Brustpanzer und schön goldige Helme. Er zerhieb die schönen weißhäutigen Leiber der Helden und arbeitete also eine Zeitlang unter ihnen, bis eine große Schar gefallen war. Dann wandte er sich von ihnen und ging in seine Feste. Dort war er eine kleine Weile, als die Heere wieder um ihn herum tobten. Nuada erhob sich gegen sie und unternahm einen heftigen, schnellen Angriff auf sie, so daß er sie … haufenweise völlig tot zu Boden und auf die blanke Erde warf. So war er hiermit beschäftigt, sie gewaltig zu besiegen, bis die Mittagzeit des Tages kam.
Also geschah es, daß Nuada eine blutige, vernichtende Entschließung faßte. Er gab ihnen sein Wort, er würde sich nicht von den Scharen wenden, bis er sie in ihre Schiffe gebracht hätte oder bis alles durch ihn fiel, oder er durch sie. Er wandte sein Antlitz wieder gegen sie, und eine stürmische, verwirrende Niederlage kam über sie vor der Königsfeste von Lochlann, wo sie einen Wall und eine schwer zu beschädigende Befestigung hatten um den öberkönig von Lochlann. Nuada p.239 verfolgte sie bis zur Toröffnung des Walles und vernichtete sie vorne und rückwärts und nach allen Seiten. Er versetzte ihnen Stiche und Schnitte und zermalmende Wunden, so daß es für sie keinen Ort gab, wohin sie entfliehen und entrinnen konnten. Er war nicht lange bei diesem Herumrasen, als er bemerkte, wie sich der eine große Kriegsheld ihm zuwandte, seine Knie vor ihm beugte und ihn um Schutz bat.
Nuada fragte ihn nach Kunde. Und er erzählte ihm, daß er vom Geschlechte Ēremōns, Mīl's Sohn sei, nämlich aus der Mitte der Provinz Genands, daß sein König über ihn ein unsinniges Urteil ausgesprochen hatte und daß er mit ihm den Kampftag teilen würde. Nuada willigte darin ein. Er sagte sodann zu Nuada, er sollte den Wall über ihnen abschließen und die Tore festmachen und keinen von ihnen herauslassen, bis er seinen Willen von ihn erlangte.
Nuada erhob sich dann und füllte die Tore mit Felsen mit rauher Oberfläche aus und mit sehr großen Steinplatten, ganz starken Barren und sehr großen breitbohligen Balken, so daß es im ganzen Wall keine Stelle gab, die fester war und schwerer zu beschädigen als die Tore.
Nuada sagte darauf dem greisen Krieger, er solle ihm p.240 Bescheid sagen, wie er auf das Schiff des Königssohnes von Lochlann gelangen könne. Und der Held gab ihm die Auskunft. Und sie gingen hinein. Und zahlreich war nun die große Masse an Schätzen darin, sowohl an Gold wie Silber, an Waffen und Kleidung und an kostbaren Steinen. Sie verzehrten Speise und Getränke darin, bis sie genug hatten. Und sie schliefen dort die Nacht durch bis zum Anfang des früh hellen Morgens vom nächsten Tage. Und dann gingen sie zum Heere und belagerten sie und verhandelten mit ihnen. Und bei jenen hatte gewaltiger Durst und großer Mangel an Nahrung und Getränk um sich gegriffen, und sie hatten bei sich verwundete und verstümmelte Männer. Und sie vergingen vor Schwäche hinsterbend. Und sie flehten Nuada an. “Jüngling”, sprachen sie, “wirst du uns Friedensbedingungen gewähren? Denn, wahrhaftig, lieber wäre uns, du triebst uns in den Tod, als der Zustand in diesem Elend hier!” “Ich werde euch Bedingungen auferlegen”, sagte er, “und gewährt sie mir!” “Wir werden dir alles geben, was du wünscht”, sprachen sie. “Habt ihr Gold und Schätze und edles Gut bei euch zulande, um es mir zu geben?” p.241 “Du wirst vollauf bekommen, was du bestimmen wirst” sagten sie. “Wenn ich in eure Heimat komme”, sprach er, “gebt es mir, und wenn nicht, mag es euch bleiben.” “Du wirst es erhalten”, sprachen sie. “Und Boote und Schiffe eines jeden, welchen von eurem Volk ich tötete, sollt ihr mir geben, mit allem Guten darinnen an Waffen und Gewandung soll man mir geben.” “Du wirst es erhalten”, sagten sie, “und du würdest noch mehr erhalten, wenn du es wünschtest.”
Nachdem Nuada diese übereinkunft mit den Lochlann-Männern getroffen hatte, ließ er sie hinaus, und sie hielten nicht an, bis sie in ihre Schiffe gekommen waren und dann ihre Segel gelichtet hatten. Sie durchfuhren das Meer nach der Erfolglosigkeit ihres Kampfes, erfüllt von ihrer Schwäche und Schande.
Was hiernach Nuada betrifft, so ging er ins Schiff des Königssohnes von Lochlann, und zusammen mit ihm sein Gefolgsmann. Und sie steuerten es hinaus. Und Nuada setzte sich auf die große Mittelbank des Schiffes und ergriff mit p.242 jeder Hand ein Ruder, und ein flinkes Rudertreiben führte sie vom irischen Lande fort. “Wir fahren nun fort”, sprach sein Gefolgsmann zu ihm. “Noch nicht”, sprach Nuada, “sondern, wenn es dir lieb wäre, setze ich dich in Irland ab.” “Das gefällt mir aber nicht”, sprach jener, “denn du bist's dem ich folgen werde, solange ich lebe.” Und sie fuhren darauf hinaus über die Höhenketten des Ozeans, Und er sprach das Lied hier:
- Nur ein Mann ist heute Abend in meiner Gefolgschaft.
Ich werde mit ihm von Hafen zu Hafen schweifen,
fern von Irland und Alba,
hinter jedem Fremden her.- Der erlogenen Tat wegen, deren mich Uane beschuldigte,
p.243
ward ich weit fort von ihr verbannt.
Die Tochter des Königs von Leinster, so scheint es uns.
duldete nicht meine Anwesenheit in Irland.- Bis man weiß, ob es Lüge oder wahr ist,
was mir mein Mißgeschick brachte,
werde ich die Frau nicht wiedersehen,
die mich fortgeschickt hat und den einen Mann.
Was nun die Männer von Irland betrifft, so schien es ihnen sicher, daß Nuada tot war, als sie jene roten, sehr großen Schlachthaufen sahen, durcheinandergewühlt. Und es verursachte ihnen Kummer und Trübsal, und sie wunderten sich über die riesigen Eichen(schiffe) mit Segelmast und die Abfahrt, die von ihnen vor sich ging. Und sie wußten nicht, was für eine Zurichtung darauf war. Sie waren dort die Nacht hindurch, bis der nächste Tag kam. Und sie bemerkten, wie sich Raben und Krähen und Vogelscharen der Luft zahlreich auf den schönen, hellhäutigen, hohen Leichen niederließen, in der Insel, auf den Schiffsrändern. “Sicher”, sprachen sie, “es gibt keinen Menschen auf der Insel, noch in jenen Schiffen dort, wenn darin die Vögel und geflügelten Scharen sind. Auf! werfen wir uns in die kleinen Nachen, die wir haben, um die Insel auszukundschaften.”
Und sie taten also und gingen, die Insel zu durchforschen, p.244 und sie durchsuchten sie. Sie fanden das gewaltige Gemetzel und die blutroten Leichen. Sie fanden keine lebende Seele darin, noch in den Schiffen. Und da sie nichts fanden, gingen sie die Schiffe aufzusuchen und brachten davon eine große Menge mit sich hinaus übers Meer, zu dem großen Heerhaufen. Und sie erzählten ihnen, wie es auf der Insel war. “Wir werden nun gehen, sie zu durchforschen”, sagten sie. Und sie machten sich nun auf und gingen in die Schiffe. Und sie landeten in der Bucht und Hafeneinfahrt der Insel. “Zerstreut euch nun nochmals über die Insel, und durchsucht sie”, sagte der König von Irland, “nach der Person, die jene Taten vollbracht, nämlich mein Sohn. Und ich weiß wohl, hier gibt's von ihnen eine Menge Verstümmelter und Körper, die durchstochen sind, und mir scheint, er lebt nicht mehr.” Und er sang das Lied hier:
- Zahlreich sind die Heldentaten meines Sohnes,
p.245
er pflegte oft etwas Treffliches zu vollbringen.
Hart (wäre es), wenn er hier gefallen wäre,
nachdem er die Edlen Lochlanns getötet hatte.- Eure Hände mögen ihre Waffen ergreifen!
Tut um euch ihre erbeutete Ausrüstung!
Daß wir wissen, ob jene zahlreicher sind,
oder was durch ihn fiel von ihren Niedermetzelungen.- Laßt uns das Schlachtfeld selber durchsuchen
nach Nuada, dessen Verstand groß war,
damit wir ihn mit uns bringen nach Brugh!
Gebührend wäre es, ihn dort zu begraben.- Sucht hier, königliche Pagen!
Ihr werdet erfahren, welches sein Ende ist.
Hier bei diesen (?) Häfen,
in denen eine große Zahl Leichen ist.
Danach erhoben sich alle und gingen über die Insel hin. Sie durchsuchten sorgfältig die Schlachtfelder, und sie wandten die schönen Körper der Helden häufig um, sie zu prüfen. Und sie fanden den Königssohn von Lochlann, wie er getötet war und ergriffen ihn sofort und sprachen: “Hier ist Nuada, den wir gesucht haben.” Und ein anderer meinte, p.246 daß er's nicht wäre. Sie drehten den Körper danach um und fanden den Gürtel des irischen Königssohnes und seinen hübschen seidenen Leibrock um ihn. Und danach waren sie sicher, daß das Nuada war. Und die Kunde gelangte zum Irenkönig.
Und der König mit den Edelleuten von Irland um sich herum gelangte zu dem Leichnam. Und die Heerscharen stießen heulend drei rasche zornige Aufschreie über ihm aus. Es wäre ihnen lieber gewesen, wenn die Hälfte der Männer von Irland getötet worden wäre, als Nuada allein.
Hierauf sprach der König von Irland: “Laßt uns umschauen”, sagte er, “wer mehr ist — wir, die hier lebendig sind, oder die Zahl, die mein Sohn an Lochlann-Männern getötet hat. Und ich meine doch, es ist hier eine ganz große Menge irischer Männer versammelt.” Und sie taten also. Und nicht mehr als halb soviel von dem, was tot war, gab es an irischen Männern, die da lebten — so groß war das Blutbad “Das ist ein großes Handgemenge für einen einzigen Menschen, Krieger”, sprach der irische König, “und es werden unter euch die Schiffe recht und billig verteilt, wie ihr die Waffen und Ausrüstung teiltet. Und hebt meinen Sohn auf (und bringt ihn) nach der bunten, lichten Burg am Boyne, p.247 damit er dort unter dem Erdwall beigesetzt werde. Und die Scharen ringsherum mögen sich aufmachen, mit den Schiffen. Und ich will zusammen mit meinem Sohn gehen.” Und so geschah es.
Und sie verließen darauf die Insel und nahmen den Leichnam mit nach dem Rasenplatz der Burg. Und die Kunde davon gelangte nach Tara und über ganz Irland. Und sie versammelten sich alle aus jeder Himmelsrichtung nach der Burg am Boyne. Es kam aber auch die einzige Tochter, die der Irenkönig besaß, dorthin, nämlich Nuadas Schwester. Und sie kam sogleich und nahm Nuadas Haupt in ihren Schoß und hob sehr schwermütige Klagen an um ihn, weh und bitter. Und sie bat den Irenkönig und alle irischen Männer, sie selbst mit ihm zu begraben.
Darauf ward ein Rasengrab ausgeworfen für den Jüngling, und er ward sodann sanft niedergelegt. Und der König kam auf die Höhe des Hügels und begann eine Klage anzustimmen. Und dies sprach er: “Wehe uns, mein Sohn!” sprach er, “Unser Zorn und Hochmut traf ihn, dem dies Grab gehört.” Und er sprach das folgende Lied:{⬌}
Darauf zerstreuten sich die irischen Männer in ihre Festungen und in ihre trefflichen Heimstätten, und der König von Irland ging nach Tara und seine Tochter mit ihm, und sie waren trübselig und niedergedrückt.
Darauf kamen irische Männer, um den König aufzusuchen und sagten ihm, er solle das Weib, das er genommen, die das große übel verschuldet, von sich weisen. “Nein”, sprach er, “auf daß es mir nicht an meiner Frau und meinem Sohn (zugleich) mangelt.” Und er schlug es ihnen ab, sie zu verstoßen. Soweit das Geschick jener beiden.
Was nun Nuada betrifft, (so ist zu berichten), wie er segelnd zu dem Lande kam, das Dänemark genannt wird, und nach Spanien ging und zweitausendzehn Mann tötete und mit Großkönigen und Söldnern kämpfte und die Tochter Eolargs zur Frau nahm, nämlich die dänische Königstochter, und wie er nach Deutschland ging und Polus ergriff, den Sohn des Polus, des deutschen Königs und seine dreißig Söhne tötete außer einem allein, und wie er hierauf die Oberherrschaft über Deutschland übernahm.
Und er forderte darauf seine Heerscharen auf, sich am Meer zu versammeln und den römischen König dabei. p.249 Und sie folgten ihm alle untertänig nach Hause, nach Deutschland, und sie gaben ihm die Herrschaft. Und er nahm die ganze Schar mit sich nach Spanien. Und der spanische König ließ ihn nicht ein, sondern kam ihm entgegen und unterwarf sich ihm. Und nach einem Jahr nahm er eine Kampfschar mit sich, um Irland aufzusuchen. Und der Irenkönig kam zum Hafen, sich ihm zu unterwerfen und … sprach: “Bis wir wissen, wer euer Oberkönig ist, werden wir euch keine Unterpfänder geben.” Und alle Könige erwiderten: “Unter uns ist kaum einer, der es weiß”, sagten sie. “Ich werde mich selbst euch nennen”, sagte Nuada, “und ich werde euch meine wahre Geschichte erzählen.” Und er sprach: “Ich bin Nuada Find Feimin und verließ Irland vor meinem Vater.” Und er berichtete seine Erlebnisse von Anfang bis Ende, und er zog darauf in Irland ein. Und die irischen Männer fanden jene Geschichte wunderbar, und jeder hieß ihn willkommen, und jene Länder, die er auf Grund seiner Kraft und Stärke erobert hatte, gehorchten ihm, und er ergriff sodann die Königsherrschaft.
Document details
The TEI Header
File description
Title statement
Title (uniform): Die Geschichte des Nuada Find Femin
Title (supplementary): German translation
Title (original, Irish): Stair Nuadat Find Femin
Editor: Käte Müller-Lisowski
Author: unknown
Responsibility statement
Translated by: Käte Müller-Lisowski
Electronic edition compiled by: Beatrix Färber and Sara Sponholz
Funded by: University College, Cork
Edition statement
1. First draft, corrected.
Extent: 10575 words
Publication statement
Publisher: CELT: Corpus of Electronic Texts: a project of the Department of History, University College, Cork
Address: College Road, Cork, Ireland—http://www.ucc.ie/celt
Date: 2011
Date: 2018
Distributor: CELT online at University College, Cork, Ireland.
CELT document ID: D300013
Availability: Available with prior consent of the CELT project for purposes of academic research and teaching only. The electronic edition was prepared with kind permission of the copyright holder.
Source description
Manuscript source
- Dublin, TCL, 1298 olim H. 2. 7; s. xiv, transcribed by Whitley Stokes (Catalogue of the Manuscripts of Trinity College, Dublin, compiled by T. K. Abbott (Dublin 1900).
Life and Work of Käte Müller-Lisowski
- See http://www.ucc.ie/celt/muellerlisowski.html.
The edition used in the digital edition
‘Stair Nuadat Find Femin: Die Geschichte des Nuada Find Femin’ (1921). In: Zeitschrift für Celtische Philologie 13. Ed. by Käte Müller-Lisowski, pp. 195–250.
You can add this reference to your bibliographic database by copying or downloading the following:
@article{D300013, editor = {Käte Müller-Lisowski}, title = {Stair Nuadat Find Femin: Die Geschichte des Nuada Find Femin}, journal = {Zeitschrift für Celtische Philologie}, volume = {13}, address = {Halle/Saale}, publisher = {Max Niemeyer}, date = {1921}, pages = {195–250} }
Encoding description
Project description: CELT: Corpus of Electronic Texts
Editorial declarations
Correction: Text has been proof-read twice.
Normalization: The electronic text represents the edited text. Editorial notes and are included. Text supplied by the editor is tagged sup resp="KML".
Quotation: Direct speech is tagged q.
Hyphenation: Soft hyphens are silently removed. When a hyphenated word (hard or soft) crosses a page-break, or line-break this break is marked after the completion of the hyphenated word.
Segmentation: div0=the text; div1=the section; stanzas are marked lg. Paragraphs are marked p.
Interpretation: Names are not tagged, nor are terms for cultural and social roles.
Reference declaration
A canonical reference to a location in this text should be made using “section”, eg section 1.
Profile description
Creation: German translation by Käte Müller-Lisowski
Date: 1921
Language usage
- The translation is in German. (de)
- Some words are in Middle Irish. (ga)
Keywords: saga; prose; medieval; Vikings; Nuada Find Femin; translation
Revision description
(Most recent first)
- 2018-04-18: Header details relating to editor and translation modified. (ed. Beatrix Färber)
- 2011-12-02: Minor corrections to file; new SGML and HTML file created. (ed. Beatrix Färber)
- 2011-09-21: File proofed (2). File re-parsed; header completed; SGML and HTML file created. (ed. Beatrix Färber)
- 2011-09-21: File proofed (1); structural encoding applied; file parsed. (ed. Sara Sponholz, Freie Universität Berlin)
- 2011-09-19: Page-breaks added; header created. (ed. Beatrix Färber)
- 2011-09-19: Text captured by scanning. (text capture Beatrix Färber)