CELT document D301031

Die Sage von CuRoi

unknown

German Translation

Edited by Rudolf Thurneysen

Die Sage von CuRoi

 p.193

1.

Als die Ulter in Emuin waren, sahen sie einen Fer Ecencaill1 zu ihnen über die Ebene von Emuin kommen. Er verlangte Blathine, Conchobor's Tochter, und führte sie mit ihrem Willen weg. Doch? liebte sie der Hexenmeister und Zauberer Cu Roi, Dare's Sohn. Das war Echde Echbel Pferdelippe, der das tat; und niemand von den Ultern wußte es, nur Cu Roi allein.

2.

Echde nun wohnte in Aird Echdi in Cenn Tire Fer Ecencaill2 Er hatte drei ausgezeichnete Kühe, die waren ganz gesprenkelt und schön. Darum sagt man “die drei erca Gesprenkelten Echde's”, Er hatte sie aus der großen Welt  3 gebracht von der Expedition, von der er den Gürtel Uar's des Tapferen und das Schachbrett des Sohnes Salomo's brachte. Diese drei Kühe pflegten {} sie die Ulter, d. h. Ulster aufzusuchen von Aird Echdi aus nach Magee und Larne. 4 Ein kupferner Kessel, der war ihr Kalb. Sechzig sextarii, das war die Füllung des Kessels von einem Tag zum andern. Davon sagte Cu Chulinn im Siaborcharpat: “Ein Kessel war in der Burg, das Kalb der drei Kühe; dreißig Rinder in seinem Schlund, sie füllten ihn nicht aus. Sie die drei Kühe pflegten zu diesem Kessel hinzugehen — wonnig war der Wettstreit —; sie gingen nicht wieder weg von ihm, bis sie ihn voll zurückließen. Viel Gold und Silber war dort oder: in ihm — gut war der Gewinn —; ich nahm diesen Kessel mit, nebst der Tochter des Königs.”

3.

Das Abweiden ihres Landes verdroß: die Ulter. Sie bewachten ihr Land, Sie schlossen die Kühe ein. Diese entkamen. p.194 Die Ulter gingen übers Meer den Kühen nach, bis sie sich bei Echde's Turm befanden. Alle waren gegangen5 außer Conall und Loegire. Auch Cu Chulinn ging nicht; keiner von ihnen hatte Lust. Schließlich ging Cu Chulinn doch. Als er in ein Schiff stieg, holte ihn ein junger Mann ein von unscheinbarem Aussehen: ein grauer Leibrock, ein grauer Mantel ein muirnech6 von Kupfer in seinem Mantel.

4.

Sie setzten auch über. Drei Nächte Gastfreundschaft wurden ihnen gewährt. Die Ulter erhoben sich, nachdem Echde eingeschlafen war. Sie nahmen nun den Kessel mit sich und das Mädchen und die Kühe und viele andere Schätze. Nachdem sie eine gute Strecke weit gekommen waren, folgte ihnen Echde übers Meer. Die Beute 7 wurde Cu Roi 8 gegeben dafür, daß er ihnen Echde vom Halse schaffe. Der junge Mann sprang aus dem Schiff, so daß {} in eine große Flut starke Brandung?, die südlich in seiner Nähe war. Das war {} seiner Seele. 9 Echde fiel. Er starb.

5.

Die Ulter und der junge Mann kamen nach Irland. Sie baten ihn, er möge alle Schätze mit sich nehmen, aber die Rinder und das Mädchen bis zum Ende eines Jahres bei ihnen lassen. Wiederholt wurde er um dasselbe gebeten, bis zum Ende von drei Jahren. Er tat also. Am Ende des dritten Jahres kam er. Schließlich wurden Sie zu Lügnern; man ließ ihn sie die Kühe und das Mädchen nicht mitnehmen; die Verabredungen wurden zunichte.

6.

Da entführte er ihnen auf eigene Hand die Kühe und den Kessel und das Mädchen. Cu Chulinn ging ihm nach. Dieser p.195 legte die Hand10 über den Henkel des Kessels. Der junge Mann wandte sich gegen ihn. Er warf ihn Cu Chulinn von sich in die Erde, einmal bis zu seinem Knie, das andere Mal bis zu seinem Hinterteil, das andere Mal bis zu seinem Gürtel, das andere bis zu seinen Achselböhlen.

7.

Er führte aber darauf die Kühe und das Mädchen auf Caher Conree zwischen {} und dem Meer im Westen. Da ließen die Kühe ihre Milch fließen, nachdem sie, ohne gemolken zu werden, herumgetrieben worden waren. Daraus wuchs dort ein Kraut. Sein Name ist bo-eirne. Denn Cu Roi gebört zu den Érainn.

8.

Späterhin kam Ferchertne, Cu Roi's Dichter, mit einer ailges11 zu den Ultern, um den Liath Mache 12 wegzuführen. Er führte ihn weg auf Grund ihrer Ehre. 13 Nach einem Monat kam er auch. Die 'Leute der Verkündigung' pflegten Midchuairt die Zechhalle der Ulter und ihren König und ihre Königin zu preisen. Einst wurde er gereizt. Er sagte, Cu Roi Dare's Sohn sei herrlicher als sie. In der folgenden dichterischen, im einzelnen nicht übersetzbaren Rede rühmt er, daß die drei erca Echde's in Cu Roi's Besitz seien. Da wußte man nun, daß es Cu Roi sei, der zu ihm Cu Chulinn gekommen war und der ihn beschimpft hatte. Das verdroß die Ulter sehr.

9.

Darauf ging Cu Chulinn in Gestalt eines Armen Bettlers in die Caher Conree. Er erkannte Conchobor's Tochter. Er erzählte14 ihr seine Wanderungen um der Ulter und ihres Vaters willen, damit sie den Mann verriete. Er Cu Roi hatte ein kupfernes Schiff, aus dem er Albion und die übrigen Inseln des Meeres zu schlagen plündern pflegte bis zu der “großen Welt” hin. 15

10.

Da verriet ihn das Weib. Er sagte ihr in seiner Einfalt, um sie in ihrem Kummer zu trösten, eine Quelle, die westlich an der Seite von Sliab Mis sei, in der pflege sich am Ende von sieben Jahren ein Salm zu zeigen; ein goldener Apfel 16 p.196 sei in seinem Innern; dieser Apfel könne nur mit seinem eigenen Schwert gespalten werden; seine Seele sei darin.

11.

Sieben Jahre war das Weib im Westen gewesen bis Cu Chulinn in der Gestalt des Aussätzigen gekommen war; sieben weitere Jahre waren es von da an, bis der Salm erschien. Sie wartete nun diesen Glücksfall ab. Die Ulter kamen und waren alle draußen nördlich von der Caher. Der Mann warf mit großen Steinen nach ihnen, so daß sie nicht herankommen konnten. Da wurde der Salm von Cu Chulinn getötet. Dies nahm alsbald die Kraft aus Cu Roi und die Tapferkeit. Und er sagte: “Kein Geheimnis Frauen! Kein Juwel Sklaven!” Darauf erschlug ihn Cu Chulinn, und Sie trugen den Sieg über ihn davon

12.

Zwei von seinen Leuten rächten ihn dann. Luach der Große17, Cu Roi's Wagenlenker, stieg in den Wagen Coirbre's, des Sohnes Conchobor's, und jagte ihn über den Fels hinunter, so daß sie umkamen. Ferchertne der Dichter — wie er zu Blathine gebracht wurde, trieb er ihr einen Wurfspeer zwischen ihre zwei Brüste, so daß sie starb. Auch er wurde sofort getötet. Daher ist 'Blathine's Grab' an der Shannon-Mündung und Ferchertne's Grab mit ihm zusammen.

Document details

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File description

Title statement

Title (uniform): Die Sage von CuRoi

Title (extended): [from Egerton 88, fo. 10]

Title (supplementary): German Translation

Editor: Rudolf Thurneysen

Author: unknown

Responsibility statement

Translated by: Rudolf Thurneysen

Funded by: University College, Cork and The Irish Higher Education Authority via the LDT Project.

Edition statement

2. Second draft.

Responsibility statement

Electronic edition compiled by: Beatrix Färber and Benjamin Hazard

Extent: 2370 words

Publication statement

Publisher: CELT: Corpus of Electronic Texts: a project of University College, Cork

Address: College Road, Cork, Ireland—http://www.ucc.ie/celt

Date: 2004

Date: 2008

Date: 2018

Distributor: CELT online at University College, Cork, Ireland.

CELT document ID: D301031

Availability: Available with prior consent of the CELT programme for purposes of academic research and teaching only.

Source description

Manuscript sources

  1. London, British Library, MS Egerton 88, folio 10; for details see Standish Hayes O'Grady (ed.), Catalogue of Irish manuscripts in the British Library (formerly the British Museum), volume 1, 85-141: 89. [This source provides the exemplar text to four other manuscripts produced later than those listed here.]
  2. Dublin, Trinity College Library, 1318 olim H. 2. 16 al. Yellow Book of Lecan, col. 776-780 (facs.: p 123a-125a).
  3. [Dublin, Trinity College Library, MS H 3.18: p 49-52 (Amrae Chon Roí exists independently whilst also incorporated into manuscripts with the Aided.)]
  4. [Dublin, Royal Irish Academy, MS B IV 1a: p 37 (fragment).]
  5. [Oxford, Bodleian Library, MS Laud Misc. 610, f. 117a (a Middle-Irish fragment of the tale). See Brian Ó Cuív, Catalogue of Irish manuscripts in the Bodleian Library at Oxford and Oxford College Library, (Dublin: DIAS, 2001-2003), 2 vols, vol. 1 62-88.

Editions

  1. Richard Irvine Best (ed.), The tragic death of Cúrói mac Dári, Ériu 2 (1905) 18-35: 32-34. [From YBL and Eg. 88]
  2. Rudolf Thurneysen (ed.), 'Die Sage von CuRoi', Zeitschrift für Celtische Philologie 9 (1913) 189-234, 336. Includes German translation and additions to his text. [First version of Eg. 88, reproduced in the present electronic edition].
  3. Osborn Bergin (ed.), Sgealaigheacht Cheitinn: Stories from Keating's History of Ireland (Dublin, 1930), 14-17. [This version, Bás Con Roí, represents Keating's reading of the tale.]

Sources, comment on the text, and secondary literature

  1. Eugene O'Curry, On the manners and customs of the Ancient Irish, 2 vols. (London, 1873) vol. 2, 96. [This refers to the version from YBL, col. 125, a27].
  2. Kuno Meyer, Addenda to Henri de Jubainville's Catalogue de la Littérature Épique de l'Irlande, Revue Celtique 6 (1883-5) 187-8. [This refers to the version from Bodleian MS Laud 610, f. 117a].
  3. Standish Hayes O'Grady (ed.), Silva Gadelica: a collection of tales in Irish with extracts illustrating persons and places, 2 vols. (London 1892) vol. 2 482, 530.
  4. Whitley Stokes, The prose tales in the Rennes Dindshenchas, Revue Celtique 15 (1896) 418-84: 448-50.
  5. Kuno Meyer, Gedicht auf Cúrói Mac Dári und Brinna Ferchertne, in Zeitschrift für Celtische Philologie 3 (1901) 37-46.
  6. Whitley Stokes, The Eulogy of CúRoí: Amra Chonrói with text and glosses from Trinity College Dublin MS H. 3. 18, p. 49, variants from Egerton 88 and YBL, and a glossarial index, Ériu 2 (1905) 1-14.
  7. Patrick S(tephen) Dinneen (ed.), The History of Ireland by Geoffrey Keating, Irish Texts Society, volume 8 (Dublin 1908) 220-227.
  8. J. Baudiš, Cúroí and CúChulainn, Ériu 7 (1914) 200-209.
  9. Rudolf Thurneysen (ed.), 'Allerlei Irisches [iii Aird Echdi]' in Zeitschrift für Celtische Philologie 10 (1914-15), 423-25 [see the corresponding entry in DIL].
  10. Rudolf Thurneysen, Die irische Helden- und Königsage bis zum siebzehnten Jahrhundert, (Halle 1921) vol. 1; 60, 431, 439, 461; vol. 2; 440, 445, 492, 669.
  11. Thomas F. O'Rahilly, Early Irish History and Mythology (Dublin: DIAS, 1946; last reprinted 1999).
  12. P(atrick) L(eo) Henry (ed. and transl.), 'Amrae Con Roi (ACR): discussion, edition and translation', Études Celtiques 31 (1995) 179-94.
  13. Petra Sabine Hellmuth, An edition and critical analysis of the Old and Middle-Irish recensions of the Tragic Death of Cú Roí mac Dáire: Aided Chon Roí, Unpublished Ph. D. Thesis (University College, Cork, 1998).
  14. Petra Sabine Hellmuth, 'A giant amongst kings and heroes: some preliminary thoughts on the character of Cú Roí mac Dáire in medieval Irish literature', Emania 17 (1998) 5-11.
  15. Pádraig Ó Riain (ed.), Fled Bricrenn: reassessments, Irish Texts Society, Subsidiary Series 10. (Dublin 2000).

The edition used in the digital edition

‘Die Sage von CuRoi’ (1913). In: Zeitschrift für Celtische Philologie‍ 9. Ed. by Rudolf Thurneysen. 189–234: 193–196.

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  editor 	 = {Rudolf Thurneysen},
  title 	 = {Die Sage von CuRoi},
  journal 	 = {Zeitschrift für Celtische Philologie},
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  address 	 = {Halle/Saale},
  publisher 	 = {Max Niemeyer},
  date 	 = {1913},
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}

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Project description: CELT: Corpus of Electronic Texts

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The electronic text represents pp. 193–196. Thurneysen's footnotes are retained.

Editorial declarations

Correction: Text has been checked and proof-read twice.

Normalization: The electronic text represents the edited text. Names are segmented in line with CELT practice. The footnotes are tagged note type="auth" n="", and numbered. Text supplied by Thurneysen is tagged sup resp="RT".

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Hyphenation: This follows the edited text.

Segmentation: div0=the saga. div1=the section.

Interpretation: Names are not tagged, nor are terms for cultural and social roles. The few Irish and Latin terms are tagged as such.

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Profile description

Creation: Translated by Rudolf Thurneysen.

Date: c. 1912

Language usage

  • The translation is in German. (de)
  • Some words are in Old Irish. (ga)
  • Some words are in Latin. (la)

Keywords: saga; prose; medieval; translation

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  3. 2008-07-18: Div0 modified, content of 'langUsage' revised, minor modifications made to header. (ed. Beatrix Färber)
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  5. 2005-08-04T14:18:43+0100: Converted to XML (conversion Peter Flynn)
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  7. 2004-01-19: File proofread (2); header modified; HTML file created. (ed. Beatrix Färber)
  8. 2004-01-15: Bibliography compiled; more markup added. (ed. Benjamin Hazard)
  9. 2004-01-12: File proofed (1), TEI header compiled and structural mark-up inserted. (ed. Benjamin Hazard)
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  1. d. h. einen Bewohner der Halbinsel Cantire in Schottland, wie aus Paragraph 2 hervorgeht. 🢀

  2. d. i. in Cantire. 🢀

  3. “Die große Welt” sind, wie Paragraph 9 zeigt, die Länder jenseits für uns: diesseits der englischen Insel. 🢀

  4. An der Nordostküste Irlands. 🢀

  5. Die nächstliegende Lesung 'ro orta' scheint nicht wohl möglich, weil die Ulter nachher als lebend erwähnt und die Ankömmlinge gastfrei bewirtet werden. Liegt eine Form von 'urtha' 'er ging' vor (Windisch, Táin B. C., S. 1069)? 🢀

  6. 'muirnech', sonst ein Beiwort von 'manáis' 'Lanze', scheint hier eine ungefüge Spange oder Stecknadel zu bedeuten. 🢀

  7. Das muß 'indile' hier heißen, da es außer den Kühen den Kessel und die Frau einschließt. 🢀

  8. Dieser ist der junge Mann. 🢀

  9. Zu 'églach' erinnert mich Frl. Power an das Wort 'ēccell .i. cíall ēca' O'Mulc. 356, das nach O'Davoren 796 und 1000 und nach dem, was Stokes hinzuf¨gt, etwas wie 'Lebensgefahr' oder 'Überlistung' zu bedeuten scheint. Kaum 'éc-loch' 'Todespfuhl'. 🢀

  10. Oder 'sprang?' oder 'schleuderte einen Stein?' 🢀

  11. Bitte, die keine Verweigerung zuläßt. 🢀

  12. Cu Chulinn's Pferd. 🢀

  13. Ihre Ehre verbot, dem Dichter das erbetene Pferd zu verweigern. 🢀

  14. Zu lesen: 'do-bí?' Vgl. 'dia tubha fri fiadhnuibh' AL II, 16, 31. 🢀

  15. Das bedeutet wohl, daß Cu Roi damals abwesend war. 🢀

  16. Oder: eine goldene Kugel. 🢀

  17. Wohl: Luagmar 🢀

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