1. Das 1. Capittel: Eingang auff folgende History und ordentliche Succession der Römischen Teutschen Käyser.

Eingang auff folgende History und ordentliche Succession der Römischen Teutschen Käyser.

DER gantze rundte Umbkräysz der Erden, oder wolformirte Weltkugel, welche anjetzo unnd lang vorher gehen, der Zeit durch vielfaltige schwere Kriegsempörung, und allerley tödtliche Zufäll verwüstet, ist von den Alten gleich am Anfang in vier Theil abgetheilet worden. Asia war der erste Theil also genendt von Asia der Dochter Oceani, unnd Thesbidis, oder wie etliche wollen, von der Dochter Manaae desz Königs der Lydier, wird abgeschieden von Europa mit dem Majorischen Meer, und einem Theil desz Mittländischen Meers: Von Africa aber theilt es der grosse Flusz  p.26 Nilus, oder das rothe Meer in Egypten; Helt in sich in die Länge fünfftausendt zweyhundert, in die Breitte viertausendt fünffhundert, und fünff Meil. Das ander Theil wird genandt Africa, ist lang viertausendt, hundert, und fünff unnd funfftzig Meil, breit aber tausendt, neunhundert, und zwantzig. America ist das dritte Theil, also genendt vom ersten Erfinder solches Landes Americo Vesputio, dessen Breitte und Länge alle andere Theil der Welt weit ubertrifft, unnd bleibt die Grösse dieses Landts annoch allen unbekandt. Das letzte oder vierdte Theil ist Europa, soll, wie man glaublich darfür helt, von Europa der Dochter Agenoris Königs in Phoenicia den Nahmen empfangen haben, und von einem streitbahren Helden Tauro seyn erfunden worden. Wird entscheiden von Asia, unnd Africa mit dem grossen mittelländigen Meer, erstreckt sich in die Länge zwey tausendt, achthundert, in die Breitte aber tausendt, zweyhundert Meil. Von diesem kleinern Theil wollen wir unsere gegenwärtige  p.27 History ergehn lassen, welches wir weitlauffig, und mit grosser Mühe durchwandert, in dem wir für Ihro Römische Käyserliche Mayestät, unnd umb Wiederbringung desz langgewüntschten Friedens, unnd allgemeinen Wolstandts in Teutschem Vatterlandt dem Krieg nachgezogen, unnd beneben allhie vermeldten Obristen Gut unnd Blut auffgesetzet haben.

Wem ist nun unbewust dasz disz Landt anfänglich von der alten Heydenschafft ist regiert worden, darnach es die Christliche Käyser, König, und Fürsten unter sich gebracht, wie solches von den Historyschreibern auszführlich erwiesen, unnd allhie meines Thuns gar nicht ist. Allein will ich den Anfang machen vom Käyser Henrico mit dem Zunahmen Auceps, oder Vogelfänger, und folgende Succession bringen auff FERDINANDVM den Dritten dieses Nahmens, dem der Allmächtige, ewigherschende Gott ein friedliche, langbeständige Regierung verleyhen wolle. Henricus jetzt gedacht ist ausz  p.28 dem Durchleuchtigen Hausz Sachsen gebohren, zum Römischen Käyserthumb auffgestiegen im Jahr unsers von Christo JEsu erworbenen Heyls Neunhundert und zwantzig. Ihm ist in der Regierung nachgefolgt sein Sohn Otto der Grosse, hat regiert im Jahr Neunhundert drey unnd dreyssig. Dieser Otto hat gestifftet, oder vielmehr vollführet unnd zu Endt gebracht die von seinem Vatter angefangene Bisthumber, unnd Kirchen zu Mersenburg und Bamberg, unnd von Grundt erbawet die Kirchen zu Havelberg, Meissen, und Magdenburg. Er hat auch den vertriebenen König ausz Franckreich Ludwigen wiederumb in sein Königreich eingesetzt, und als ein wahrer Vermehrer desz Reichs Burgundt, unnd Niderlandt ihm underworffen. Im Jahr nach Christi Geburt 946. nach selbigem Hintritt dieses Käysers, ist Kron unnd Scepter gefallen auff Otto den Andern dieses Nahmens, welcher regieret hat bisz auffs Jahr 974. und seinen Sohn Otto III. zum Erben unnd Nachfolger gelassen,  p.29 welcher den Teutschen Fürsten die Chur eines Käysers auffgetragen. Anno 1002. ward erwehlt Henricus der Ander, nach diesem Conradus II. gekrönet zu Rohm im Jahr 1027. welcher das Reich Arelat zum Römischen Reich gebracht, nach dem Todt Rudolphi selbigen Königs, da er dessen SchwesterSohn Otto im Jahr 1032. vertrieben. Dieser hat das Stifft zu Speyer erbawt, unnd mit reichen Einkombften versehen, darinn er aud sampt seinem Gemahl, Sohn, Aennickel, und Urännickel Henrichen dem III. IV. und V. begraben ligt, deren auffgerichte Grabgedächtnussen daselbsten noch zu sehen seynd. Henrich der Dritte regierte im Jahr tausendt vierzig: Der Vierdte Anno tausend achtzig eins; Der V. Anno tausendt hundert und sieben. Diesem folgte im Reich Lotharius der II. als man zehlte 1139. Im Jahr aber Tausendt hundert funfftzig zwey ist gestorben Käyser Fridericus genandt Barbarossa, welchen der Bapst Adrianus der Vierdte zu Rohm gekrönet  p.30 hat im Jahr nach Tausendten, hundert funfftzig fünff, damahlen er acht unnd dreyssig Jahr seines Alters erreicht hatte. Auff Barbarossa folget sein Sohn Henrich der IV. Anno Tausendt hundert und neuntzig. Darnach Anno Tausendt zweyhundert acht Otto der Vierdt, unter welchem Innocentius der dritte Bapst dieses Nahmens das grosz Concilium zu S. Johann in Laterano in der Stadt Rom gehalten hat, da man nach Christi Geburt zehlte Tausendt zweyhundert funffzehen, dessen gemachte Kirchenschlusz den geistlichen Rechten einverleibt seynd. Nach dessen Todt ist abermahl zu Rohm im Jahr 1220. gekrönet worden Käyser Friderich der Ander. Da nun auch dieser den Churfürsten das Käyserthumb durch den Todt verlassen, und unterschiedtliche Fürsten desz Reichs diesen auffgetragen Last von sich abwiesen, kame er nicht ohne Ordnung unnd Vorsehung Gottes auff Rudolphum Graven von Habspurg im Jahr 1273. welcher zwar an zeitlichen Gütern nit so ansehnlich,  p.31 unnd vermöglich, an Tugenden aber und Gemüt sehr vortrefflich war. Nach dessen Todt bekame das Reich Adolph Grave von Nassaw im Jahr 1292: Darnach Albertus Herzog in Oesterreich Rudolphi Sohn im Jahr 1298. Diesem folgte Henrich der Siebende als man zahlte 1307; Im Jahr 1314. aber ward erwöhlt Ludwig der IV. unnd Carolus der Vierdte im Jahr 1346. welchen Wenceslaus sein Sohn vertriebe Anno 1379. Baldt eroberte das Reich Rupertus Pfaltzgrave im Jahr 1490. welcher die schöne Kirch zu Heydelberg zu ehrn desz H. Geists erbawet, darin er ihme unnd seiner Gemahl die Begräbnusz verordnet hat. Diesem seynd ordentlich nachgefolgt Sigismundus Caroli desz IV. Sohn im Jahr 1411; Albertus II. Anno 1438; Fridericus III. Anno 1440; Maximilianus dessen Sohn Anno 1494, Erzhertzog zu Oesterreich, welcher gezeuget hat Philippum Hertzogen zu Burgundt unnd König in Hispanien, der ein Vatter gewesen Caroli V. welcher nach seines  p.32 Vatters Ableiben von Churfürsten zum Römischen Käyserthumbt ist erfordert worden, welches er angetretten im Jahr 1519. seines Alters neun und dreyssig Jahr. Sehr viel ritterliche Thaten, und grosse Ding hat dieser im Reich verrichtet, da er aber nunmehr durch vielfaltige grosse Arbeit ermüdet, ubergabe er das Käyserthumb mit Einwilligung der Chur. unnd Fürsten desz Reichs seinem Bruder Ferdinando I. zu Cöllen den 5. Jenner, das Königreich Hispanien aber seinem Sohn Philippo. Ferdinando ist in der Regierung gefolget Maximilianus II. im Jahr 1564. welcher ein Vatter war Sechs Söhnen, deren jeder zur Regierung fast würdig gewesen, nemblich Rudolphi, Matthiae, Ernesti, Maximiliani, Wenceslai, und Alberti. Ausz diesen ward erwöhlet der Eltere Rudolphus, darnach Matthias, nach diesem Ferdinandus II. im Jahr 1617. Unter dessen Hochlöblicher Regierung ist dieser gefährliche Krieg in Teutschlandt entstanden, welchem dann auch ich nun in das zehende  p.33 Jahr beygewohnet, darumb ich, alles was ich gesehen und selbst erfahren, glaubwürdig unnd schrifftlich hab verzeichnen, unnd der lieben Posterität hinderlassen wollen.

Als nun Kayser Ferdinandus gesehen, dasz das Kriegsfewr je mehr unnd weiter umb sich frasse, auch er allein zu schwach solches zu löschen, beschriebe er einen Reichstag gehn Regenspurg, und begehrte man solle ein Römischen König erwöhlen, der in solchem gefährlichen Zustande nach seinem Todt dem Reich ohne Empörung köndte vorstehen. Darauff erwöhlet worden FERDINANDVS III. sein Sohn Anno 1637. welcher seinem wehrten Vatter, nach dem Er zu Wien in Oesterreich seligen Todts verblichen, ist nachgefolget. Mehr will ich allhie nicht sagen, ohn allein dasz allzeit ausz sonderbahrer Schickung GOttes das Reich denen ist auffgetragen worden, welche es am wenigsten begehrt haben, darumb ich mich nicht gnugsamb verwundern kan uber etlicher Fürsten Ehrgeitz, welche also frech  p.34 billiger oder unbilliger weisz, ohne Gewissen, ohn Gott, ohn Recht nach der Käyserlichen Hochheit gienen, unnd auch mit Gewalt sich unterstehn den schweren Scepter zu sich zu reissen. Aber wie gefährlich, wie schädtlich solches sey, wird folgende unsere History gnugsam erweisen. Der günstige Leser wolle durch anderer Schaden weisz werden, und wissen dasz ich mehr nichts sagen oder verkündigen werde, als was ich selbsten mit meinen Augen abgesehen, und in der That erfahren hab.

2. Das II. Capittel.: Vom Krieg Gustavi Adolphi der Schweden, Gothen und Wenden Königs wieder den Käyser.

Vom Krieg Gustavi Adolphi der Schweden, Gothen und Wenden Königs wieder den Käyser.

UMb das Jahr Tausendt Sechshundert und dreyssig hat mich das grawsame Schwerdt von Mitternacht zum andern, unnd drittenmahl ausz Irrlandt gelocket, zu welcher Zeit dann auch Gustavus Adolphus  p.35 der Schweden, Gothen, unnd Wenden König, welchen durch vielfalttige Gesandten der König in Franckreich, die Teutsche Fürsten aber durch reiche Versprechung ins Reich geladen, mit grosser Heers Macht, und tapfferm Heldenmuth wieder den Käyser auszgezogen, und eylfertig zu Wasser und Land umb S. Johanns Tag ausz Stockholm gehn Stralsundt angelendet, da er Thür unnd Thor offen, und aller Einwohner geneygte Gemüter gefunden. Allda er so lang geblieben, bisz selbige Statt mit Bollwercken, Wällen unnd Schantzen theils gebessert, theils von newem ist befestigt, unn versehen worden: Von dannen ist er auff andere Städt gangen, welche er leichtlich eingenommen, weil die Käyserische gschwindt durchgangen, unnd ihme keinen Wiederstandt gethan haben. Die Generalität verwaltet damahlen unter der Käyserlichen Ihr Excellentz der Herr von Tuccatocont, welcher mit seiner Armee in Pommern lage, unnd hette die Vestung Gartz an der Oder, ein sehr festes Orth, beseszt.  p.36 Da er aber vermerckte dasz sein Soldaten Gemüter voller Schrecken, mehr dem Feindt, als dem Käyser zu geneygt, auch vor der Ankufft Gustavi, oder einiger gethaner Schlacht anfingen zu wancken, verliesse er disz wohl befestigts Orth, und grössere Schandt zu verhüten, ubergabe er sein Ampt unnd zugleich die Kriegsbinde. An dessen Orth ward also baldt erwöhlet Ihre Gnaden Grave von Schaumburg, welcher an Gemüt dapffer, aber an Glück unselig war. Als die Schwedische Kriegsmacht auff diessen trange, unnd er sich zum Wiederfechten viel zu schwach befande, wiche er mit seinem Volck geschwindt gehn Franckfurt an der Oder, verschanzte, unnd befestiget sich daselbst, umb den Feind der Orths zu erwarten.

Diese Stadt Franckfurt ligt an einem sehr lustigen feinen Orth, gezieret und versehen mit Gärten, Feldern, Weinbergen, die Einwohner lassen sich finden so wohl bey der Kriegsrüstung und Wapffen, als bey den Büchern, unnd freyen Künsten,  p.37 und gehorsamet dem Marggraffen von Brandenburg.

Eben zu recht kame allda an der fürtrefflich Heldt und Herr Iacobus Butler, mit seinem Oberste Leutenandt und Bruder Waltero Butler, hatt unter sich ein schönes newes unnd starckes Regiment von funffzehen Compagnyen, welche er auff seinen Kosten in Polen geworben. Der von Wallenstein versprache ihm zwar solchen Unkosten zu erstatten, aber weil er am Käyser Eydbrüchig, und (wie folgend soll gemeldet werden) erlegt ward, empfinge Butler wegen seiner getrewen Käys. May. geleisten Diensten nichts mehr als Wort.

Unterdessen wird Ihr Excellentz Grave von Tylly, als Obrister Feldtherr von den anwesenden Chur-unnd Fürsten zu Regenspurg, im Nahmen desz Käysers und der Liga, wie sie es nenneten, abgeordnet, welcher dann ohn einigen Verzug nicht weit von Franckfurt ein general-Munsterung vorgenommen, unnd als er die Macht seines Heers erkennet, griffe er den  p.38 Feindt in unterschiedtlichen Orthen mannlich an, unnd nach Eroberung der Stätte Roszstock, Newbrandenburg und anderer, gienge er auff Magdenburg solche zu belägern. Es ist diese Stadt vortrefflich gewesen an Volck unnd allerley Reichthumb und Gütern, wohlgelegen, und trefflich befestiget; dann sie war umbgeben mit einer dicken Maur, zwiefachen tieffen Gräben und Wällen, unnd mögte auch dem stärcksten Anfall unnd Gewalt desz Feindts wiederstehn, daher sie billig, ein unuberwindtliche Magdt, oder Jungfraw genennet ward, wo Sie nicht von einer Jungfraw hette sollen uberwunden werden. Als Tyllius nun diese Stadt eine zeitlang belägert, hat er sie zwar mit vieler, doch nicht vergeblicher Mühe und Arbeit erobert, unnd Käyserlicher Mayestät, deren sie sich halszstärriger weisz lang wiedersetzet, underthänig gemacht. Ach wer wird mir doch allhie Wort genug geben, den verderblichen Untergang dieser trefflichen Stadt gnugsamb zubeschreiben! Magdeburg welche zuvor ein Schawspiel desz  p.39 gantzen Teutschlandts war, ist nun ein Schawplatz alles Elendts, Jammers, und Verderbnusz. Siehe wie sitzet anjetzo die Stadt so gar allein, die etwann voll Volcks war. Die der Völcker Regentin war, ist wie ein Wittwin worden. Die ein Fürstin in den Landen war, ist zinszbahr worden. Zu Nacht weinet sie eines weinens, dasz ihr die Träher uber die Backen ablieffen: Sie hat niemandt unter allen ihren Liebhabern, der sie tröste. Alle ihre Freundt haben sie verachtet, unnd seynd ihr feindt worden.

Lieber was vermeynt der günstige Leser, wie viel ehrliebender Frawen unnd Jungfrawen starcke Gemühter seynd in dieser Plünderung durch das unsinnige Wüten der Soldaten uberweltiget, und schändlich genothzüchtiget worden? Wie viel Häuser in die Aschen gelegt? Was für unerschätzliche Gütter unnd uberausz grosse Reichthumb im Rauch hingeflogen, und zerschmoltzen? Ja die sonsten in allen Schröcken zaghaffte weibliche Hertzen, haben Helden Gemüter gefasset, in  p.40 ihre Häuser Pulffer gefrewet, solches mit Fewer angezündet, und lieber im Lufft ein glorwürdigen Todt erleyden, als den wütenden Soldaten zu theil werden. Disz sage ich bey wahren meinen Trewen, und will es der gantzen Welt zu erkennen geben, daz in wehrender dieser Belägerung, und Eroberung der Stadt viel mehr mit eygner Handt ihnen den Todt freywillig haben angethan, als durch der Soldaten Geschütz, oder Schwerdt, oder auch sonsten seynd beschädiget worden. Es muste also geschehen, dasz nemblich die, welche von keines Fürsten Rath, oder Zuthun wolten gebracht werden, ihrem vorgesetzten Herrn zu gehorsamen, dergestalt in ihr eygen selbst zugerichtes jämmerlich Verderben einfielen. Die zur defension der Stadt beschriebene Soldaten, hetten leichtlich bey den Unsern Genadt unnd Perdon finden mögen, aber sie haben alle anerbottene Gütigkeit verachtet, auff dem Marckt sich zusammen geschlagen, gleich wie ein feste Mawer gehalten, unnd viel lieber ehrlich im Vatterlandt sterben, als  p.41 sich dem Feindt ergeben wollen. Dannenhero die Käyserische Knecht erbittert, alles niedergehawen, die reiche Häuser spoliret, Kirchen, Clausen, Geistlichen Weltlichen nicht verschonet, allen Muthwillen, und Grausambkeit verübet, Adeliche und Unadliche, Gottgeweyhete, und hohe Personen angriffen. Ja den Erzbischoff unnd Haupt der Clerisey gefangen, und dem Käyser als ein abgesagten Feind zu straffen vorgestelt.

Da nun diese Tragedy fast ein Ende gewonnen, verblieb Ihr Excellentz ein zeitlang daselbsten, kundte kaum seinen eygnen Augen glauben, in Ansehen dasz solche hochadeliche zuvor unuberwindtliche Stadt, von ihme, und den seinigen solte seyn uberwunden, unnd Käys. May. unterworffen worden. Und als er Gott dem Allmächtigen wegen dieser Victori hette schuldigen Danck gesagt, auch die verstorbene Seelen ihme barmhertziglich befohlen, ruckte er auff den Churfürsten in Sachsen, dessen Trew und Vorhaben gegen Käys. May. zu probiren. Weil er  p.42 dann vermerckte seinen Wanckelmuth, und Ungehorsamb vom Käyser Befelch anzunemmen, griffe er ihn hie und da mit geringen Scharmützeln an, dasz er so gar auch seinen Betrug, unnd erdichte Entschuldigung mercken liesse. Dann er verwunderte sich zum höchsten, warumb er vom Käyserlichen Kriegsheer solte angegriffen werden, da Er doch nimmer einen Zug wieder Ihre May. vorgenommen, auch eben diese seine Soldatesca nicht wieder das Reich, oder Käysern, sondern zu seiner und seines Landts eygener defension zusammen geführet hette. Auff dieser Entschuldigung bliebe er so lang bisz der König ausz Schweden Franckfurt an der Oder eingenommen, unnd dem ausz Sachsen zu Hülff eylete. Da merckte Tylli erstlich warumb ihm solche Nasen gedrehet, unnd er vom Churfürsten ausz Sachsen auffgehalten worden, gienge derowegen gestrackts und eylendt auff Leipzig zu; bemächtiget sich derselben Stadt, ohn desz Schlosses. Unterdessen stöst das Sächsische Volck zum Schwedischen,  p.43 rucken zusammen auff Leipzig in ein weites Feldt, voller Hasz unnd Absag wieder den Käyser und Käyserische, stellen sich in Schlachtordnung, und erwarten der Unserigen. Was soll allhie das redtliche Gemüt Tylli beginnen? Beyden wolgerüsten Heeren zu begegnen befande er sich zu schwach, einige Forcht zu erzeigen, wolte ihm nicht anstehn: darumb er ehe dem Feind begegnen, als schändlich entweichen wolte. Also gienge das Treffen an, unnd ward mit den grossen Stücken erstlich zu beyden Seiten gespielet, die Käyserische aber beschmitzten ihren Sieg schändtlich durch ihre selbst eygene Vermessenheit, in dem sie vorige vielfaltige Treffen wieder den Köig ausz Dennemarck, Pfaltzgraven, Mannszfelder und andere Feind desz Reichs zu gemüth führten, und den newen Feind verachteten. Der Anfang war zwar gut auff unser Seiten, unnd wiche der Feind mit zimlichem Verlust, da er aber vermerckte, dasz die Käyserische ohne Ordnung, und Sorg hin und wider theils dem Raub  p.44 nacheyleten, theils sich zur Ruhe begaben, versamblete er seine Soldaten, sprache ihnen ernstlich zu, unnd uberfiele die Unserige schändtlich unnd unversehen. Der General Tylli thätte zwar das beste, ritte vorher, hinden nach, unnd umb die Seinige, machte ihnen mit Wort unnd That ein Hertz, doch ward er mit einer Kugel getroffen, unnd weil er sahe dasz der Feind viel stärker war als Er, wolte er lieber mit ehrlichem zuruckweichen der Seinigen verschonen, als verwegendtlich hinrichten lassen, begabe sich also in sichere Orth, und verliesse alle Wägen und Geschütz dem Feinde. Diese unversehene Niederlag ist dem zuvor unuberwindtlichen General Tylli wiederfahren im Jahr 1631. den sechzehenden Augusti.

Durch diesen erlangten Sieg wurden beyde König ausz Schweden, und Churfürst ausz Sachsen noch viel muthiger, theileten darauff ihr Heer, unnd gienge Gustavus auff Meissen, Francken, unnd Churfürstenthumb Mäyntz, ausz welchen Orthen alle Fürsten Schröckens voll entflogen,  p.45 unnd verliessen dem Feind feisten Raub (welchen sie ihrm eygnen Kriegsvolck verweygert) alle Festung, Städt, und Schlösser ohn einigen Wiederstandt. Der Churfürst ausz Sachsen ruckte in Böhmen, eroberte geschwindt die vornembste Städt und Festungen, als Brixen, Eger, Elenbogen, Brandisz, ja die Hauptstadt Prag selbsten. Disz ist der Anfang alles noch schwebenden Elendts in Teutschlandt gewesen, welchs ausz geringer Vermessenheit der Käyserlichen so weit und breit umb sich gefressen; dann wann sie damahln die gefährliche Hauptschlacht verschoben bisz der Graff von Tieffenbach und Obriste Aldringer mit ihren Trouppen zu ihnen gestossen were, solte das Römische Reich wohl nicht in so grosse, ja euserste Gefahr gerahten seyn. Aber es hat vielleicht also seyn sollen.

Umb dieselbe Zeit ruckt jetzt gedachter von Tieffenbach ausz der Schlesi, kompt mit dreytausendt auszerlesenen Soldaten durch Lausznitz, nimpt Görlitz, Sittau und Bautzen ein, welche dem Churfürsten zu  p.46 Sachsen zustehn, were auch noch viel weiter gangen, wann ihn die unversehene Niederlag Graffen Tylli nicht wiederumb in Böhmen zu gehen verursacht hette. Kompt also mit seinen Dragonern in die Stadt Limpurg. Disz ist ein sehr alte Stadt mit duppelen Mauren umbgeben, und umbfleust sie der Flusz Elb genandt. Eben dahin eylete der Sachsz auch mit zehentausendt Mann, unnd lägerte sich auff die eine Seiten der Elb, da die höltzinne Brück ist. Diesen Pasz gedachte der Obriste von Tieffenbach den Sächsischen abzuschneiden, und zu verhindern, dasz sie nicht uber die Brück setzten: derentwegen er den Obristen Iacobum Butler mit dem Irrländischen Regiment commandirt, welche in aller Eyl etliche Brustwehr, und niederige Thürn auffgerichtet, und sich zur Gegenwehr fertig gemacht. Als disz die Feinde gesehen, setzen sie tapffer auff gedachtes Regiment an, worden aber auch tapffer abgeschlagen. Ein Bolwerck hatt er auffwerffen lassen, und nach aller Notturfft auffs beste befestiget, auch  p.47 etliche viel Soldaten eingelegt, mit Anbefehlung bey Leibsstraff ehe nicht losz zu brennen, bisz der Feind solches gäntzlich bestiegen. Disz Versuchen nun die Sachsen ein, und zweymahl mit grossem Ernst, werden aber ubel empfangen, bisz endtlich der Gewalt zu grosz wird, und die Butlerische gezwungen werden ihre Stell zu verlassen, unnd uber die Brück zu gehn, welche sie hinder sich theils niederreissen, theils verbrennen. Auff disz ergreifft der Feind das letzte Mittel die Stadt unnd Zeit zu gewinnen, wirfft mit solcher Kunst und Gewalt Fewrkuglen ein, dasz an unterschiedtlichen Orthen die Gebäw angezündet, unnd ein guter theil in die Aschen gelegt wird; jedoch hat er unverrichter sachen, nicht aber ohne mercklichen Verlust der Seinigen müssen abziehen. Butler aber hat endlich der Welt Danck empfangen, unnd ist umb vielfältige seine Verdienste, so er Käyserl. May. erwiesen, mit Hasz unnd Neydt belohnet worden, darumb er auch Käyserl. Diensten quittirt und in Polen verruckt, daselbst er wieder  p.48 die Moscowiter sich ritterlich hat gebrauchen lassen. Eben umb diese Zeit hat man Alberto von Wallenstein. (wie an seinem Orth soll gesagt werden) das Generalat uber die gantze Käys. Armee auffgetragen.

3. Das III. Capittel.: Weitere Fortsetzung Gustavi Adolphi der Schweden König ins Reich.

Weitere Fortsetzung Gustavi Adolphi der Schweden König ins Reich.

NAch erhaltenem Sieg vor Leipzig, wie oben vermeldet, ist König Gustavus Adolphus zu Würtzburg uber den Mayn gesetzt, unnd auff Franckfurt gangen, welche Stadt mit offenen Thoren, und heimlich geneygten Gemütern in angenommen, darnach die Stadt Mäyntz beneben andern freyen Reichsstätten fast ohne Wiederstandt erobert. Ferner seinen Weg leichtlich durch das Würtenberger Landt in Schwaben gesucht, unnd zu Donawehrt ein Brücke uber die Donaw geschlagen. Dieser Flusz ist  p.49 ist fast der vornembste in gantz Teutschlandt, und hat seinen Gang von Niedergang gehn Auffgang, wider die Gewohnheit aller anderer Wasser. Er entspringt anfänglich ausz dem Berg Arnoba im Schwartzwaldt nahe bey dem Dorff Donesing ¹, fleust neben vortrefflichen Stätten in Bäyern, und Oesterreich, behelt seinen Nahmen bisz in Sclavonien, da er Ister genendt wirdt. Uber diesen Flusz bemühete sich der König seinen Kriegszeug zu setzen, ward aber vom General Tylli auff vier und zwantzig Stundt lang verhindert, bisz endtlich gedachter General tödtlich verwundt nach Ingolstadt gebracht worden, daselbst er Gott dem Allmächtigen seine Seel auffgeopffert, der Welt aber seines löblichen Nahmens und sieghafften Ruhms ewige Gedächtnusz hinderlassen hat.

Wie den Soldaten zu muth gewesen, da ihr Haupt gefallen ist leichtlich zu ermessen; eylendt werden sie sich in sichere Oerter begeben haben, denen der Feindt geschwindt nachgesetzt, gantz Bayerlandt  p.50 verwüstet, Städt, Flecken, und Dörffer verbrendt, Kirchen unnd Gottshäuser, Mann- unnd Frawenklöster beraubt, Geistliche unnd Religiosen armseliger weisz gemetziget, Gottgeheiligte Jungfrawen geschändet, und endtlich auff Ingolstadt mit seinem gantzen Heer geeylet hat. Der Commendant solcher Festung, hatt mit dem König einen heimlichen Verstandt, hette ihm auch solche, sampt ansehnlichen Vorrath aller Munition, und Kriegsbereitschafft, verrähterischer weisz ubergeben, wo nicht der Betrug bey zeiten auszgebrochen, unnd die Verrähter, darunter ein Graffe von Farensbach ausz Preussen, weren gefänglich angenommen worden. Der König wuste von dieser Kundtschafft gar nichts, gienge deszwegen voriger geheimer Abredt nach sicher zur Stadt zu, funde die Pforten offen, ward aber von bestelten Soldaten dermassen freundtlich empfangen, dasz in fünff, oder sechstausendt darinnen geblieben, welche sich solches Schlaffs nit versehen hetten. Ja Gustavus selber, als er zu nahe bey der Stadtmaur  p.51 umbreittet, kame in gefahr, unnd muste sein Pferdt, das mit einer Kugel in Kopff geschossen ward, quitiren, und sich nach einem andern umbschawen, darauff er dann von der Belägerung sich abgewendet hat.

Im Jahr Tausendt, Sechshundert dreyssig zwey ward uber die Käyserliche Armeen zum Generalissimo gesetzt Ihr Durchleuchte Maximilianus Hertzog in Bäyern, welcher mit einem ansehnlichen Hauffen zu Feldt gezogen, und die Stadt Prag drey Tag vor Pfingsten erobert, den Feind gäntzlich ausz Böheimb verjagt, unnd zum Fürsten von Friedlandt in der Oberpfaltz gestossen. Dahmaln hatte Friedlandt zwo Kutschen, welche beyde von so gleichfarbigen Pferden gezogen wurden, dasz man im geringsten keinen Unterschiedt finden, oder spüren kundte. Die Pferde waren meistentheils weisz, hin unnd wieder mit schwartzen Flecklein auffs allerzierlichst besprengt. In einer solchen Kutschen fuhre Wallenstein Ihr Fürstl. Durchl. entgegen, begleitet mit einem  p.52 einem geschwader Kürasirer, hundert auszerlesene Reuter, und etlichen Dragonern beneben seiner Leibquardi, beredete sich allda mit Ihrer Durchl. wie dem Feindt zu begegnen, oder derselbe gar zu dempffen were. Auff disz ziehen sie den Schweden nach, die allbereit an ihren kräfften verzagten, unnd auff Nürnberg zu entwichen, welche die Unserigen mit stettigen Anlauff auffhielten, unnd beyderseits viel auff dem Platz blieben: Weiln aber drey grosse Kriegsheer wegen Abgang der Proviandt, nicht lang sich erhalten kundten, erdachten die Schweden einen List sich davon zu machen, richteten derowegen ihre Schlachtordnung, und spieleten den gantzen Tag mit ihren Trouppen gegen dem Feindt, bisz die Nacht herbey kame, in welcher sie von Nürnberg durch ein dicken finstern Waldt zum Sachsen eyleten. Die Unserige setzten ihnen desz andern Tags eylfertig nach bisz auff Leipzig, unnd erzeigt sich Wallenstein willig ein Schlacht zu lieffern, vermeynendt besser zu seyn einmahl zu Siegen,  p.53 weder so viel Landt unnd Leut ins eusserst Verderben zu setzen, und so viel tausendt redtlicher Soldaten durch Hunger unnd Durst zu verderben. Der Feind erzeigte sich zwar auch zum Streit bereittet, weil er aber vermerckte dasz ihm die Unserige an der Menge unnd Stärck uberlegen, entweicht er abermahl bey Nacht auff fünff Meil Wegs. Dieser Betrug machte dem von Friedlandt einen bessern Muth, darumb er sein Heer in drey Theil absonderte, den Ersten untergabe er dem Obristen Pappenheim, den andern dem Obristen Holck, den Dritten behielte er bey sich. Da gieng Gustavus selber (welcher disz durch Kundtschaffter vernommen) gestracks auff Wallenstein, welches ein Bawer ihm verständigte, der dann seiner die gantze Nacht erwartet, unnd alsobaldt den Pappenheim zu sich erforderte, der an ihm gar nichts ermanglen lassen, sondern mit solchen Ernst den Feindt mit seiner Reutterey angefallen, dasz er under andern zugefügten Schaden, auch den König ausz Schweden erlegt, welcher zwar  p.54 ungerochen nicht sterben wollen, sondern gemeldten Helden von Pappenheim auch todt gesehen hat. Also seynd in einem Treffen zwen solcher tapffere Helden gestorben, deren Gleiche in vorigen Kriegszeiten nicht seynd gesehen worden. Desz Königs ausz Schweden Cörper haben die Schotten, unnd Schweden mit Gewalt ausz der Käyserischen Händen gerissen, und hat der Streit den gantzen Tag uber also gehalten, dasz keinem Theil die Victori zwar zuzusprechen, bisz gegen Abendt die Pappenheimische Reuterey den Sieg den Käyserischen erworben. Also schetdete sie die Nacht, verliessen die grosse Stück, und wuste kein Theil recht, ob sie Uberwinder, oder uberwunden weren.

Ich bin damahln durch Polen, Dennemack, unnd Norwegen in Irrlandt gezogen, in wehrender Reyse mir in Polen ein wunderlich Ding zu sehen vorkommen ist. Nicht fern von dem Dorff Grudin war Catholischem löblichem Brauch nach ein Creutzbildt auffgericht, welches ein Schwedischer Bösewicht, mit dem Degen,  p.55 oder mit einer Axt am Haupt verwundet, darausz zumahl noch frisches Blut ranne, wie man noch folgender Zeit gesehen hat. Disz wird gewahr ein Judisch Weib, welche Taub und Stumm war, geht mit festem Glauben und Hoffnung hinzu, und kompt frisch und gesund wiederumb heim. Disz bezeuge ich mit der Warheit, als der solches selbst gesehen hab.

4. Das IV. Capittel.: Von unserer Reyse, die wir ausz Irrlandt durch Britannien in Teutschlandt gethan.

Von unserer Reyse, die wir ausz Irrlandt durch Britannien in Teutschlandt gethan.

DIe Insel Irrlandt haben vor uns viel andere weitlauffig beschrieben, darumb ich nur etwas wenig davon melden will. Irrlandt soll vorzeiten also genennet seyn worden von Himeco oder Hiberno einem Sohn Galhelis unnd Scotae (daher Scotia ihren Nahmen hat) oder, welches glaublicher ist, von Ierna, ward umbs Jahr Christi  p.56 360. in vier Theil, oder Provincien getheilt, welche jetzo die vier Ertzbisthumb genendt werden. Umbs Jahr Christi 433. ist es zum Christlichen Glauben kommen, und werden in dieser Insel fast unglaubliche Ding gesehen. In einem Theil dieses Landts Vltonia genandt, ist ein See Niacha mit Nahmen, wenn man in disz Wasser ein Holtz einsteckt, wird das Theil, welchs in der Erden ist zu Eysen, was im Wasser, zum Stein, unnd bleibt das obriste Theil Holtz, wie zuvor. In der Graffschafft Typerarien ist ein ander Insel bey Momonia, darinn nimmer ein Mensch ersterben kan, ob schon die Leuth sehr kranck werden, so sterben sie doch nicht, darumb es das Landt der Lebendigen genendt wird. Diese Insel hab ich selbsten gesehen. Noch ein andere Insel ist daselbst, in welcher die todten Cörper noch durch Fäule, noch auff andere weisz verwesen, dannenhero der Einwohner VorEltern bisz ins dritte, vierdte unnd mehr Gliedt nach vielen Jahren mögen erkennet werden. Es wird neben dieser, ein  p.57 andere Insel gezeigt, in welcher die durchfliegende Vögel ire krafft desz flugs verliehren, unnd können nimmer mehr fliegen, bisz man sie ausz der Insel in ein ander Landt tregt, daher dann die Einwohner solche Vögel auffsamlen, unnd ihren Benachtbarten nicht ohn geringen Gewinn zuführen. In der Graffschafft Cilkin, unnd Fürstenthumb Lagenia, nahe bey dem Gebiet desz Herrn Comerfort zeigt man einen Brunnen, welcher in vier und zwantzig Stunden sein Ausz- und Einflusz hat, wie das Meer. Aber das Fegfewr desz heiligen Patritij ubertrifft alle Wunderding, welche in Irrland zu finden seynd. Es ist disz ein Höle oder Spelunck mit einem See oder Wasser umgeben in der Provintz Vltonia. In diese Gruben begeben sich viel was Wunders zu sehen, pflegen doch zuvor ihre Sünden durch wahre Beicht und Busz abzulegen, unnd mit dem hochwürdigen heiligen Sacrament die Seel zu speisen. Vier und zwantzig Stundt wachen unnd betten sie, unnd hören unterdesz jämmerliche  p.58 Geschrey, und erschröcklichs Heulen wie der wilden Thier, sie sehen auch viel Ding, die mit Worten kaum seynd auszzusprechen.

Sonsten ist die gantze Insel Irrlandt sehr fruchtbahr an allerley Gewächs, und mit einem gesunden Luftt begabt. Die Einwohner werden wohl aufferzogen, und zu allen guten Sitten angewiesen, ohn dasz sie ihres Guts her, viel freygebig seynd, und uber die masz ehrgeitzig. Ob sie zwar nicht hochgelehrt bleiben sie doch im Catholischen Glauben eyffrig, unnd beständig haben andere Frembden, bevorab die Geistlichen sehr lieb und werth. Die angeborne Grobheit haben sie durch Gemeinschafft mit den Engelländern trefflich verbessert, und würde jetziger Zeit der H. Bernardus nicht mehr sagen, was er im Leben Malachiae desz Ertzbischoffs zu Vltonien vor Zeiten geschrieben, dasz nemblich die Vltonienser und Conacenser so grob und unempfindlich seyen, gleich wie die Fisch im Meer, die dessen Saltz oder Saurigkeit nicht schmecken. Viellerley  p.59 Brunnen, See, Flüsz, hohe Berg, unnd flache fruchtbahre Länder hat diese Insel, darinn schöne Gärten, lustige Baumstück, Fischreiche Weyer, ansehnliche wohlerbawte Stätt zu sehen seyndt. Die Alten haben zwar vermeynt, es gebe in Irrlandt keine Rephüner, oder Carpffen, aber die Erfahrung lehrt viel ein anders, doch will ich nicht in Abredt seyn, dasz solche Fisch erstlich ausz Engellandt in unsere Insel seyen gebracht, unnd also geziehlet worden. Summa was ein Land nothwendig bedarff, ist in dieser Insel, und will solche andere Scribenten ferner loben lassen, mich aber wiederumb auff die Reyse begeben.

Nach genommenem Abscheid von meinen besten Freunden, bin ich auff Vaterformia geruckt. Disz ist ein grosse Volckreiche Stadt, eyffrig in Catholischem Glauben, voll Gelehrter, unnd heiliger Leut, unnd wird kein äcklein, oder Ort in der Welt seyn, darin ihr Ruhm der Tugendt nicht bekandt ist. Darnach kame ich gehn Passaw, da man umb sechs  p.60 Stüfer ² ein gantzen Tag gnug zu leben hat. Von dannen seglete ich in Engellandt, erstlich gehn Mimertum, gehn Bristou ein grosse unnd berühmbte Handelstadt, ferner auff Mersfida, Redena, Wengeria unnd Londen die weit unnd wohlbekandte Hauptstadt, da ist neben andern schönen Gebäwen zu sehen S. Pauli Kirche, deren gleichen ich kaum gesehen hab. Sie ist underführet mit sehr dicken Säulen, und bedeckt mit uberausz hohem Tach von lauter Bley, jetzt regierender König hat sie durchausz repariren lassen. Beyhero der Stadt fleust der wolbekandte Flusz, darin der Ausz und Einflusz desz Meers sich sehen läst; allerley kostbahre Wahren findet man da zum Uberflusz; uber den Flusz ist ein grosse steinere Brücke gelegt, auff welcher allerley Gaden, oder Officinen der Kauffleut zu sehen. Ein sehr hoher unnd grosser Thurn steht in der Stadt, welcher umb und umb Wasser hat, darbey siehet man verwahret lauffen allerley frembde Thier, wie damahlen drey Löwen, zwen Leoparden,  p.61 ein Indianische Katz die so grosz war, wie unsere Hunde, Ein Wolff auch, da doch sonsten kein solchs Thier in Engellandt leben kan. Eben daselbst hab ich gesehen ein vortrefflichs Zollhausz, oder Gerichtstadt, darin die strittige Sachen der Kauffleut, die sich etwan auff der See unnd Schiffahrten begeben, verglichen werden. Disz Gericht besitzen vier Adeliche unnd Ritterliche Persohnen, Hochgelehrt, unnd streitbahr zugleich, welche das Urtheil sprechen. Eben von diesen Richtern müssen versiegleten Schein haben alle die von Londen abschiffen, unnd selbigen zu Grauesin vorzeigen. An diesem Ort pflegt man die Frembden scharpff zu examiniren von Glaubenssachen, und ein Eydschwur abzufordern damit sie bethewern, dasz der König in Engellandt das Obriste Haupt der Engelländischen Kirchen sey. Es ist aber den Catholischen nicht schwer einen Betrug zu erfinden, und solchen Schein auszubringen, damit er sicher fortsegele. Ich hab auch die schöne Kirch Westmünster genandt wohl beschawet, darin die  p.62 Königliche Begräbnussen mit grossem Pracht auffgerichtet. In mitten dem Chor steht der Stuel darauff die Könige gekrönet werden, darüber hangt an eysenen Ketten ein Tafel mit diesen Worten: “Ni fallat fatum Scoti quocunque locatum”, &c. Diese Tafel hat der erste König in Scotten Fergutius ausz Irrlandt in Scotten bracht, von dannen ist sie in Engellandt kommen. Neben dem Chor siehet man die Contraseyt oder Abbildung der Könige so eygentlich, als ob sie lebten. Nahe hiebey ist die Königliche Gaststube, wird der weisse Hoff genennet, darinn täglich zum herrlichsten angerichtet wird, bey welcher Tafel alle Hohe, und Niedrige, Einwohner, unnd Frembde macht haben das Mahl zu geniessen. Davon dannen kamen wir gehn Grauesin, und nach vorgezeygtem Pasz stiegen wir in ein ander Schiff, und lendeten mit Gegenwindt nach vier unnd zwantzig Tagen erstlich zu Hamburg. Von dannen richteten wir uns gehn Lübeck zu einer wolerbawten unnd festen Handelstadt nahe am Baltischen Meer gelegen.

5. Das V. Capittel.: Von der folgenden Reysz bisz auff Dantzig.

Von der folgenden Reysz bisz auff Dantzig.

Ehe wir Gelegenheit bekamen gehn Dantzig zu reysen, verlieffen fast vierzehen Tag. Musten gleichwohl uns in ein Schiff begeben, darin wir vom Windt, unnd Ungestümm getrieben, die Ancker mit höchster Gefahr auszworffen, unnd vier unnd zwantzig Stunden lang jämmerlich zerschlagen wurden, etliche andere Schiff giengen zu Grundt, die Nachen musten wir ablösen und fahren lassen, unsere beste unnd einige Zuflucht war durchs Gebett zu Gott, der dem Windt und Meer gebieten kan, welcher uns auch gnädigst erhöret, unnd in den lang gewüntschten sichern Port zu Dantzig in Polnischem Gebiet gelegen, eingeführet hat. Durch eben diese Ungestümme seynd ausz der Lipstadt (welche dem König in Dennemarck zugehört) auff drey tausendt Menschen untergangen,  p.64 und ist die halbe Stad gescheittert, und verderbt worden: Die Hamburger Kauffleuth haben nicht geringern Schaden auch leyden müssen.

Zu Dantzig bin ich eingekehret bey den Dominicanern, daselbst ein Hispanischen Pater angetroffen, welcher erzehlet, wie auch Er sampt seinem Gefehrten (der desz Königs in Hispanien Abgesandter) in gleicher Gefahr gewesen, und nicht ohn sonderbahre Hülff der Allerglorwürdigsten Jungfrawen MARIAE, die der wahre Meerstern ist, were bey Leben erhalten worden. Unter den Gefährten waren etliche viel Ketzer, die nach ihrer Gewohnheit, in solcher, und andern Nöthen sich zusammen gethan, und ihrn Lobwasser oder Psalmen gesungen aber dieser fromme, unnd gottsfürchtige Pater hat die Spanier und Catholische trewlich ermahnet, die Mutter der Barmhertzigkeit inniglich anzuruffen, durch deren Hülff sie ohne zweyffel bey Leben erhalten worden.

Eben in diesem Closter hielte man einem Polnischen Edelmann, der zuvor desz  p.65 Königs Kämmerling gewesen, trawrige Begräbnusz, dabey der Spanische Abgesandte sich auch befande, und solches fast auff diese weisz. Mitten im Chor war ein Gestüll auffgericht auff vier Säulen wie ein Todten Baar mit schwartzen Tuch umbhenckt, voller Wappen unnd Grabschrifften, viel schwartze Kerzen auff Silbern Leuchtern, und Ampeln.

Das Ampt der heiligen Mesz verrichtet der Prior mit grosser Andacht, bisz an das Evangelium, darauff geschahe ein Leichpredigt, und ward desz Verstorbenen Lob, und Nahm herfür gestrichen.

Der gantze Umbstandt gienge zum Opffer, fornen an die betrübte Wittib mit zweyen Edlen Frawen begleitet, sampt ihren Kinder und Frawenzimmer. Ein jede führete ein Edelmann an der Seiten in gantz schwartzem langen Kleid, umbhüllet mit einem schwartz Trawertuch, welches das gantz Angesicht bedeckte, unnd hieng auff die Erden. Jeder Person küssete den Altar, unnd empfienge von einem darzu Verordneten ausz einer silbern Schüssel  p.66 ein Stück Geldts, welches auff den Altar gelegt wardt. Diesen folgten alle anwesende, Adeliche und Unadeliche, jeder in seinem Trauwer Kleidt. Da nun der Priester das H. Geheimnusz erhebte, entstunde in der gantzen Kirchen ein solchs Gethön, dasz ich vor Schröcken erstummet: Dann viel Leut sich auff die Backen, und ins Gesicht schlugen, zu Gedächtnusz desz Backenstreichs, den Christus unser Herr im Hausz desz Hohenpriesters Annae empfangen hatte. Nach vollbrachter Mesz begruben etliche mit schwartzen Säcken bekleidet den todten Cörper, und ward mitten in den Kirchen den Gegenwertigen Danck gesagt wegen geleisteter letzter Ehrn, gienge also ein jeder seine Strassen.

6. Das VI. Capittel.: Was sich ausz Polen bisz in Teutschlandt auff der Reisz ferner zugetragen.

Was sich ausz Polen bisz in Teutschlandt auff der Reisz ferner zugetragen.

Von Dantzig seynd wir den 29. Octobris auffgebrochen, unnd in  p.67 dreyen Tagen gehn Torn kommen, da ich abermahl bey den Herrn Dominicanern eingekehret, unnd vom Vorsteher desz Closters R.P. Valentino Foldin freundtlich angenommen, unnd etliche Tag unterhalten worden. Von dannen kame ich gehn Posnania zum H. Alberto Margonio ins Prediger Closter, darinn lebten funfftzig Religiosen einträchtig, und heilig. Allhie handelte ich mit etlichen Fuhrleuthen, dasz sie mich umb billige Zahlung mit sich solten gehn Vratislauien führen, welches sie mir zwar glaubhafftig versprochen, aber sehr ubel leisteten: Dann wir kamen kaum gehn Crotosin an die Schlesische Gräntzen, da fiengen sie an den Wein zu versuchen, zu tantzen nach der Schalmey, mich zu schmähen, und vorzuwenden, meine Brieffe, so ich vom Raht zu Posnanien hette, weren nur eytel Jesuiter Gedicht, unnd nichts gültig, betreweten auch sie wolten mich den Schwedischen, und Sächsischen (die ohnfern von dannen ihr Läger hatten) ubergeben. Was solte ich thun in solcher  p.68 Gefahr, under Unbekandten, und so gar abgesagten Feinden? Ich muste alles die gantze Nacht uber leyden und gute Wort darzu auszgeben bisz an den Morgen. So bald der Tag anbrach verfügte ich mich zum Vorsteher desz Orths, ersuchte ihn freundtlich umb guten Raht unnd Hüllf. Dieser erbarmt sich meiner, beruffte die Fuhrleuth, hörte Klag, unnd Antwort, erforderte von den ehrlosen Leuten einen Bürgen, welcher versprechen muste in ihrer aller Nahmen, dasz sie mich ohne Gefahr wolten gehn Preszlaw lieffern, da Sie diesen stelten, fuhren wir also baldt davon. Auffm Weg gab es unterschiedtlichen Wohn von mir, andere hielten mich für ein Kauffmann, andere für ein Priester, meine Fuhrleuth aber liessen mich seyn wie sie vermeyneten, unnd also kamen wir gehn Preszlaw, da ein jeder seines Standts, Nahmens, Vatterlandts, und Gewerbs halben Red und Antwort geben musz: Ich zeigte ihnen vor meinen Paszzettel, den ich empfangen, und bliebe ein Kauffmann, meine  p.69 Wahr musten Häring sein, welche wir auff dem Marckt, unter dessen unsere Brieff dem Stadtgubernöur vorgezeigt wurden, mit vielen Thonnen abluden, und wolte allhie von meinen Fuhrleuthen den Abschiedt nemmen, aber sie griffen mich auff noch ein andere Weisz an, und forderten mehr Lohn, mit Betrewen, mich zu verrahten. Was solte ich thun? Die Fracht hatte an diesem Orth hoch zugenommen, und ward auff ein jeder Haupt ein Groschen mehr geschlagen, weil ich dann mich deszwegen nicht kundte wegern, vergnügte ich sie, und gienge in mein gewöhnlich Losament ³ zu den Patribus S. Dominici, welche zwar sehr ubel zu leben hetten, unnd waren in kurtzen Tagen vier oder fünff von Hunger gestorben. Diese Stadt ist sehr fest, und wird mit der Oder umbgeben. Damahln lage Sächsische Besatzung darinn, unnd ward der Commendant Catholischer Religion sehr zugethan, durch dessen Hülff ich auch von einem Trompeter begleitet, und geführet ward vier Meil wegs bisz nach Ola.  p.70 Diese Stadt beschützte ein Käyserischer Obrister Herr Görg von Rostock Käys. May. fast getrew, als er meine Ankunfft vernommen, liesse er mich mit einem Nachen abholen, unnd in die Stadt führen. Der Meiste Theil Häuser waren abgebrendt, das Schlosz hatt der Obriste selbst, als ein Landtkindt auffs beste befestiget, und in Käys. May. deuotion wieder den Churfürsten zu Sachsen ein lang Zeit; ob ihm wohl vorgerupfft worden, die Untrew gegen seinen Landtherrn, pflegte er beständig zu antworten, dasz er seinem Landtherrn, von Sachsen nemblich, jederzeit getrew und beständiglich gedienet, so lang er dem Käyser trew gewesen, weil er aber vom Käyser abgewichen, unnd die Wapffen wieder ihre Mayestät zu handen genommen, wolle Er gleicher weisz auch wieder ihn beginnen.

Als ich nun etliche Tag lang allhie auszgeruhet, bin ich mit guttem Geleidt gehn Neusz zum General Wachtmeister Ioann Wangler durch Schlesien angelangt, wol empfangen, und nach etlichen Tagen  p.71 zu seinem Sohn verschickt worden. Sein Winterläger hatte er damahln an den Böhemischen Gräntzen, noch an Alter wie sichs ansehen liesz, jung, aber an Kriegserfahrenheit, unnd Erkandtnusz allerley Sprachen sehr vortrefflich, eines kleinen Leibs, aber hohes Gemüths. Under ihm war der Obriste zu Pferdt genandt Olfeldt, geborn ausz Dennemarck, dem Käyser fast getrew, unnd lobenswehrt, wo er solches nicht mit zu viel sauffen verderbt hette. Die Stadt war schön unnd wohl erbawt, voller Getreydt, unnd Uberflusz aller Ding. Ja die Böhemische Bauren also geneygt, und den Käyserischen zugethan, dasz die Soldaten ohn Gefahr hin und wieder ohne Sorge giengen, unnd freundtlich, reichlich tractirt, auch auff eine oder mehr stunden Gangs von ihnen begleitet wurden.

Durch eben solcher Bawren Geleydt bin ich zum Herrn Obristen Wilhelm Gall ausz Irrlandt bürtig geführt worden, bey dem ich das heilige Christfest gehalten hab: Von dannen aber kame ich  p.72 zum Obristen Iacobum Gordon gehn Prag. Disz ist die Hauptstadt in Böhemerlandt in vier Theil underschieden, die Kleinstadt, die Altstadt, die Newstadt, die Judenstadt, liegt an einem fast gesunden Orth, mehr an der Moldaw, welche nicht fern von Prag in die Elb fleust. Auff dem nechsten Berg liegt ein ansehnlichs schönerbawtes Schlosz, von welchem man das gantze Gebäw der Stadt ubersehen kan. Auff der einen Seiten ist ein bedeckter Gang, dardurch die Könige pflegten in die nechste Kirchen zu gehn, auff der ander Seiten ein Brück, welche in den Lustgarten trägt; unden im Graben lassen sich mit Lust, und Verwunderung sehen allerley wilde und seltzame Thier. Den Orth hab ich auch gesehen, in welchem der H. König in Böhmen Wenceslaus von seiner Mutter Drahomira, wegen seines Christlichen Glaubens unnd Heiligkeit ist umbgebracht, wie auch die Stell, oder Wahlstadt da selbige Kindermörderin lebendig von der Erden ist verschlungen, und mit Leib und Seel zur Höllen ist geschickt worden.

7. Das VII. Capittel.: Ferner Bericht von der Reysz bisz zum Obristen Butler.

Ferner Bericht von der Reysz bisz zum Obristen Butler.

Den vierdten Jenner begabe ich sampt einem Polnischen Edelmann zu Pferdt mich von Prag auff den Weg nach der Stadt Ieclitum, daselbst wir zwar wohl gezehret, aber an Wasser haben Mangel erlitten wegen der grossen Kälte, davon die Brunnen und Bäch zugefroren waren. Nimmer hab ich das Böhemer Landt fruchtreicher gesehen, wiewohl beyde Theil desz Heers Käyserische, und Schwedische selbige weidlich auszgeplündert, unnd auch das Landtvolck theils durch Niederlag, theils durch sterbende Säuch verderbt gewesen. Das gantze Erdtreich, so weit man umb sich sehen kundte, war grün von Samen. Sonsten ist es auch voll Gehültz, reich an wilden und zahmen Thiern, unnd allerley Fischen. Von dannen kamen wir gehn Eger, welche zwar kein  p.74 grosse, jedoch sehr feste Stadt ist, und haben eben in dem Saal das Mittagmahl genommen, da nach der Zeit (wie gesagt soll werden) die Wallensteinische Verrähter seynd erlegt worden. Ferner haben wir die Stadt Cronach erreichet, welche ein starcke Festung ist, und dem Bischoff zu Bamberg zuständig. Disz Orth ist von underschiedtlichen Kriegs Obristen belägert, und geängstigt worden, ja vom Hertzog zu Weymar selbsten, aber keiner hat es können bezwingen. Zu hohen Festzeiten tragen die vornehme Frawen daselbsten an stadt der Mäntel weisz Umbhäng von den Schuldern hinab hangende, mit vielfarbigen Leisten umbgeben, und gehn also zum Heiligen Altar auff Ostern, Pfingsten, und Christi Jesu Geburt das hochheilig Sacrament zu empfangen; dabey sie mehr ihre alte Gewohnheit, als, wie michs ansahe, ihre schuldige Andacht erzeygeten. Der Commendant auff beyliegendem Schlosz beruffte uns zum Mittagessen, darunder vielerley Gespräch von Kriegshändeln,  p.75 under andern auch vorgienge, dasz etliche ausz den Geistlichen so feiste Pfründen hetten, dasz eine Jährlich zwantzig tausendt Reichsthaler eintragen thätte, darüber ich mich nicht gnugsamb verwundern kundte.

Nach genommenen danckbarlichem Abschiedt verruckten wir bisz zur Newstadt und gehn Fuld. Disz Orth gehört einem Abt zu, welcher ein Fürst ist desz Römischen Reichs. Aber das umbliegende Landt ward durch Hunger sehr betrangt, dessen nicht allein die Soldaten ein Ursach gewesen, sondern noch ein andere Straff ist darzu kommen, nemblich viel Mäusz, welche das Getreyd am Halm, unnd die Trauben an den Stöcken abgebissen, und in ihre Löcher oder Gruben eingeführet, davon die Bauern offt in einem Loch gantze Mosten, oder Simmern ⁴ voll gefunden haben.

Ferner ruckten wir ins Ertzstifft Mäyntz zu der Stadt Aschaffenburg, darin General Marschall Graff von Manszfeld lage mit dreyssig Tausendt auszerlesenen  p.76 Knechten, es war aber ein solche Hungersnoth allda, dasz viel hundert Soldaten todt geblieben, und die Geistliche zur Zeit der viertzigtägigen Fasten genöhtiget wurden verbottene Speisen zu essen, wenn sie nur weren zu bekommen gewesen. Es läst sich daselbst sehen ein sehr schön erbawtes Schlosz mit viel Thürnen geziehret, nach der Kunst auffgeführt, und mit Königlichen Gemachen inwendig. Ich geschweige allhie gern der grossen Weinfässer, welche ich gesehen, deren eins dreyssig, viertzig, in funfftzig Fuder helt, voll desz besten Weins, und ist solches bey den Teutschen nichts newes oder wunderlichs. Baldt von dannen seynd wir gangen auff Werth, darnach auff Heylbrunn ein feste wohlversehene Stadt, in deren mitten auff dem Marckt waren gesetzt vier unnd viertzig uber die masz grobe Stück, und zehen Fähnlein, welche kurz zuvor die Frantzosen in Philipsburg hatten müssen dahinden lassen. Die Schweden haben ein gantzes Jahr zu schaffen gehabt, bisz sie diese Stadt erobert, welche doch ihnen die  p.77 Käyserische innerhalb vier Stunden wiederumb abgenommen, so viel liegt an getrewen, gehorsamen, und Mannhafften Soldaten und Obristen. Unter solchen hat sich eben allhie finden lassen der Hauptmann Iacobus Cordon, ein Adelich geborner Schottländer, der ein Compagny zu Fusz damahln geführet, unnd mit unsterblichem Lob seines gantzen Geschlecht Käys. Mayestät unnd Ständen desz Reichs getrewlich, unnd beständig gedienet hat. Ausz seinem Stamm wahren auch bey ihm ein anderer Obrister, zwen Obristen Leutenandt, ein Wachtmeister, deren Lob immer bestehn wird. Von dannen kame ich gehn Lüneburg, da der General Leutenandt Gallas das Schlosz einem mächtigen Fürsten abgenommen, weil derselb wieder alles Recht und Billigkeit gegen Käys. May. die Wapffen ergriffen hatte. Bald darnach kamen wir gehn Stuckart, welche die Haubtstadt im Würtenberger Landt ist, daselbst im schönen wohlerbawten Schlosz Ferdinandus III. Böhemischer und Ungarischer König seinen Winterläger hat.

Allhie hab ich erstlich gewisse Bottschafft bekommen, dasz mein viel geehrter, unnd geliebter Herr Butler todts verfahren, unnd in die Stadt Warrendorp geführt war worden, dahin ich mich dann auch begeben, und den Cörper in einem bleyinen Sarch verschlossen gefunden, darüber ich mich wie billig, betrübt, und seinen Todt beweinet, jedoch wieder etwas erholt, als ich erfahren, dasz er Gottseliglich mit allen heiligen Sacramenten versehen, wie einem eyfferigen Catholischen Christen gebührt, ausz dieser Welt zu Gott gescheiden wäre. Er war wohl eines längern Lebens werth, wann es dem allwissenden Gott also hette gefallen; jedoch hat er sich in Gottes Willen geschickt, und seine Güter, welche er mit billigem Krieg, und tapfferer Handt erobert, fast auff folgende weisz auszgetheilt. Den Patribus Franciscanis, welche zu Prag der strengen Regel nach leben, hat er vermacht zwantzig Tausendt Reichsthaler. Diese werden in den Studijs erhalten, unnd zu dem End unterwiesen, dasz sie zu bequemer Zeit in  p.79 Schott und Irrlandt ziehen, und sich besteiffen ⁵ sollen die Catholischen in selben Insulen in Christ Catholischen Glauben zu stärcken, unnd die Irrglaubende zu bekehren. Dem Profesz Hausz der Societet Iesu, deme P. Guilielmus Lamormain der Zeit vorstunde, welcher Käys. May. Beichtvatter war, hat er als ein Allmusen reichen lassen zweyhundert Thaler. Dem P. Petro Vadingo ausz Irrlandt bürtig, auch der Societet Iesu Priestern, und damahln der gantzen Uniuersitet zu Prag Cantzlern, hat er gelassen drey tausendt Thaler, welche er den Armen ausz Irrlandt, die etwa da durchreyseten, trewlich und mildiglich ausztheilen solte. P. Patritio Franciscanern ausz Irrlandt vermachte er fünffhundert Thaler, wie auch einem andern Priester ausz gemelter Insel eben so viel. Seine Verwandten und Freunde hat er auch bedacht, seine Schwester mit sechs tausendt Thaler, Walterum Deveroux sein Leutenandt tausendt Thaler, und andere deszgleichen. Als ich nun diesen meinen getrewen Freundt Gott  p.80 dem Allmächtigen in meinem Gebett andächtiglich befohlen, gienge ich in die Graffschafft Holstein auff Wiesensteich zu, da obgedachter Walterus Deveroux, sampt jetzt beklagtes Butleri betrübte Wittib sich verhielte, welcher in der Nördlinger Schlacht mit einer Kugel an einem Bein war verwundt worden, allda wir abermahl dem Verstorbenen sein letzte Ehr wie bey den Catholischen bräuchlich, geleistet haben.

8. Das VIII. Capittel.: Von den Ritterlichen Thaten Walteri Butleri , von seiner Trew gegen Käys. May. insonderheit von der Eroberung der Stadt Franckfurt an der Oder .

Von den Ritterlichen Thaten Walteri Butleri, von seiner Trew gegen Käys. May. insonderheit von der Eroberung der Stadt Franckfurt an der Oder.

Nach dem Ihr Excellentz unnd General Tylli ausz vorgedachter Legion Iacobi Butleri zwo Compagnyen mit sich vor Magdenburg genommen, ist das ander Volck unter dem Obristen Leutenandt Herberstein in der Stadt  p.81 Stadt Franckfurt an der Oder durch Hunger unnd Mangel abgemattet worden. Diesem Ubel abzuhelffen, verfügte sich Iacobus beneben seinem Wachtmeister zum Tylli, erinnert ihn der Gefahr, und bitt zugleich dern Soldaten und Stadt behülfflich zu seyn. Unter dessen führet der König Gustavus sein Heer vor die Stadt da zu allem Glück den Tag zuvor der Marschall Tieffenbach ankommen, darinn er gefunden den Marschall Leutenandt Thambrougk, zwar ein redtlichen Mann, wie dann auch den Colonell Behem, und Fernamondt, deren Herr sich erstreckte in die zehentausendt Mann. Als diese nun sahen, dasz der König die Stadt angreiffen wolt, tratten sie zusammen, unnd theileten ihre Soldaten ausz, das Losz aber fiele Walthero Butler und den seinigen eben auff Theil, da die Mauren am schwächsten waren. Darumb er also baldt andere geringere Wäll auffwarffe, hinder welchen die Muszquetierer auff den Feindt kundten ansetzen. Eben am selbigen Abendt verfügte er sich zum  p.82 Thambrougk, entdeckte ihm die Gefahr, mit Angeben, wo in selbiger Nacht, ehe der Schwed sich besser verschantzet, nit ein Auszfall geschehe, und mit Gewaldt abgetrieben würde, müste die Stadt verlohren seyn, sie alle aber ewige Schandt davon tragen; unnd damit ja keiner in Sorgen bestunde, offerirte er sich solche Gefahr zu bestehen, da man ihm nur fünff Compagny Pferdt, unnd so viel Kurasieren zugeben wolte, versichert mit Gottes Hülff den Feind von der Belägerung abzuweisen. Man hörte disz zwar von ihm, aber weil er ein Auszländer, wurde ihm die Ehr miszgönnet, und ein anderer abgefertigt, welchem das Glück so ubel gewolt, dasz er durchschossen, die Seinigen meistentheils umbringt, geschlagen und gefangen, ohn etliche wenig, die in die Stadt entrunnen, unnd solche trawrige Bottschafft eingebracht haben.

Die Käyserische aber waren lustig, und gesambt beym herrlichen Abendtmahl, da Butler sein Anbringen verrichtete, unnd setzten die Schwedische gewaltig an, welchen  p.83 dann die Butlerische nicht mit geringer Tapfferkeit wiederstunden, zwar also, dasz auch die Königschen zu wissen begehrten, welche an diesem Orth den Streit führeten, und als sie vernahmen, das es Irrländer und Schotten weren, hielten sie sich ein geringe Zeit ein. Umb die vierdte Stundt Nachmittag, da die Unserige mehr vom Wein, als von Begierd zu fechten entzündt waren, fienge der Feindt die Wäll an zu ersteygen, vertriebe also baldt zwey Regiment, welche zum Butler sich reterirten, Er aber liesse Fewr auff sie geben, und zwunge sie wiederumb auff den Feind zu gehn, verordnet auch ihnen zu den Leutenandt Wadt ein Schotten, mit einer Compagny Muszquetierer, welche redtlich dem Feindt begegneten. Er aber erholte sich baldt, griffe die unserige feindtselig an, unnd erlegte gedachten Wadt, darauff die Soldaten zuruck wichen. Es mangleten auch unserm Obristen Waltero ohn den Wadt, zwen andere hohe Officiren Barnabas Patrirch ein Irrländer, Dermitz Carthij ein Irländer,  p.84 der, Hugo Onel ein Irrländer, Leutenandt Grass ein Irrländer unnd andere mehr, unnd er selbst ward schwerlich verwundt und gefangen. Also eroberten die Schweden diese Stadt, und funden auffm Marckt zehen Wägen voll gemüntztes und ungeschlagenes Silbers, viel Kriegs Bereitschafft, Geschütz und Munition, welchs alles sampt der Burger Gütter in wenig Stunden von den Schwedischen ist geplündert worden.

Darauff liesz der König durch Tromppetten, und Trommenschlagen die Soldaten von der Plünderung abfordern, und bey Leibstraff sich zur Ruhe zu begeben. Er aber fügte sich zum Nachtessen, zu welchem er den Obristen Walther Butler beruffen liesz, weil er aber durch zu viel Blutvergiessen nicht gehn kundte, truge man ihn nach Kriegs Brauch auff zwen Spiessen vor den König. Kaum hatt er ihn ersehen, fragte er mit gezucktem Degen, ob er der Eltere, oder Jüngere Butler wäre: und da er sich den Jüngern nennete, sprach der König, Gott ist dir gnädig,  p.85 tapfferer Soldat, dasz du nicht der Elter bist, sonsten hettestu von dieser meiner Königlichen Faust sterben müssen. Auff disz befahle er in den Wundt Artzten, und unterhielte ihn freundtlich. Die Käyserische so theils mit Schwimmen, theils uber die Brücke entrinnen können, versambleten sich zu grossen Blockaw, Herberstein aber schickte zu seiner Entschuldigung etliche Curierer, die alle Schuldt dieser Niederlag auff den guten Butler legten, unnd vorgaben, als ob der Feindt bey seinem Posten in die Stadt eingebrochen were.

Sein Bruder Iacobus ward dieser Mehren baldt innen, welcher von der Magdeburgischen Belägerung wiederkehrende, ihme solche Schandt grewlich auffrupffte, mit Vermelden, dasz er Käys. May. darumb zu Rede stehen müste. Diesen schrifftlichen Verweisz truge Walterus kühnlich dem König ausz Schweden selbsten vor, welcher ihm also baldt ein auszführliche Zeugnusz seiner starcken Gegenwehr, unnd Unschuldt verfassen  p.86 von allen Obristen versieglen liesse, unnd mit eygner Handt unterführte; in diesem Schreiben legte er nicht die Schuldt auff einen wachtsamen streitbahren Mann, sondern auff die, welche viel zu sicher, und ohne Sorg mit Bechern und Gläsern gefochten, und der Degen vergessen hatten: Dann wo sie mit solchem Ernst wie Butler auffgewacht, und die Stadt beschützet, solte der Feindt sein Heil nicht ferner daran versucht haben.

Disz Zeugnusz hat folgender Zeit Walterus selbst dem Käyser eingehändigt; Auch hat die Stadt Franckfurt selbst in offenem Truck der Welt kundt gemacht (dessen Büchleins Tittel ist Vom elendigen Zustandt der Stadt Franckfurt an der Oder) wie unschuldig dieser Butler an Ubergebung derselben gewesen, unnd legen allein die Schuld und Schmach auff die Käyserische, welche auff S. Ioannis desz Tauffers Geburtstag, allenthalben Frewdenfewr gemacht, dadurch ein so grosse, so edle Stadt in Grundt verderbt, und verhergt worden ist.

Nach einem halben Jahr hat er sich durch tausendt Thaler ledig gemacht, und seine Reysz nach der Schlesien genommen, da unser Kriegsvolck nach der Leipziger Schlacht durch Lausznitz in Schlesien gienge, und ist vom Obristen Tieffenbach mit sonderbahren Gunsten, unnd Ehrn empfangen worten; daselbst hat der Obriste Behem, welcher der vornembste Ankläger beym Käyser gewesen, schrifftlichen Schein zurück geben müssen, dasz alles falsch was er zuvor beym Käyserlichen Hoff wieder ihn auszgesprengt, Walther aber gethan habe, was einem redtlichen Cavallier, und Obristen zugestanden.

Also ist unser Butler mit günstigem Verwilligen der Generalen in Polen gehn Warsaw verreyset, und auff seinen Säckel hundert Dragoner, welche er gedacht durch denselben Weg in Schlesien zu führen geworben. Es hat im aber diszmahl gefehlet: Dann es hatten sich in der Herrschafft desz Groszfürsten Schwofquitz bey dreyhundert Bauren zusammen gethan, welche desz Morgens vor Tag auff die  p.88 Butlerische zugangen, unnd erlegen wollen: Aber er ruchte zuvor die Lunten, und gienge auff sie, kame also gehn Preszlaw, darnach an die Walachey ins Hertzogthumb Tessin, da er sein Winterquartier haben solte. Die Regentin dieses Orths verordnet im ein Flecken genand Schwartzwatter welcher am Flusz Weissel liegt, der ausz den Bergen der Walachey entspringt, unnd fleust durch Polen neben Cracow. Allda haben wir gesehen wie man das Saltz ausz der Erden grebt, gleich wie grosse Stein, und seynd die Stücker offt acht Schuch lang, drey oder vier breit, zwen oder drey dick. Ein fein Mittel haben sie erdacht solchen Last ausz den tieffen Löchern zu bringen. Oben vor das Loch stellten sie ein Radt welches von einem Camelthier umbgetrieben wird, von diesem läst man ein langes dickes Seil hinab, welches unden mit eysnen Hacken versehen ist, mit welchen die Saltzstein fein gefasset, unnd in die höhe auffgezogen werden. Ehe disz Saltz die Lufft empfindt ist es fast leicht, unnd mag von geringen  p.89 Kräfften bewegt werden, so baldt es aber vor die Höle in Lufft kompt, haben etliche Mann zu thun, dasz sie es fortbringen. Diese grosse Stück segen die Einwohner entzwey, stossen es darnach in Mörseln zum gemeinen Gebrauch. Es soll, wie man sagt, vom besten Saltz seyn, unnd wird geführt in die Wallachey, in Schlesien, Böhemen, Hungern, in Oesterreich, in Croatien, Mehren, Polen, und umbliegende Gräntzen.

Es hatte der Obriste Walther kaum desz Orths sein Quartier auszgetheilt, und mit den Einwohnern geschlossen, was sie ihm wochentlich reichen solten, da kam eylender Befelch vom Friedtlandt, dasz er zu Tag unnd Nacht auff Sagan zu eylfertig gehn solte. Die Stadt Sagan liegt an den Gräntzen der Lausznitz, gehört dem von Wallenstein selbsten zu, unnd er funde keinen bessern, oder getrewern Helden, dem er sie befehlen wolte, als unserm Butler, welcher dann ehe dahin kommen, weder der Feind sich dessen versehen hette, schluge also auff ihn, verjagt alle, unnd  p.90 eroberte ein grosse Beuth, und als er drey Monatlang sich da auffgehalten, ruckte er in Böhemen, darnach auff Limpurg, und ferner auff Pilsen zum Wallenstein, von dem er gehn Prag geschickt ward, selbige Stadt zu belägern, welche er glücklich erobert, die Feind ohn Gewehr auszgewiesen, unnd gantz Böhmerlandt mit sechstzig tausendt auszerlesener Landtsknechten gereiniget. Auff die Verrichtung wird unser Obrister Walter mit acht Compagnyen gehn Eger Commandirt, da er den Feindt ernstmütig anfällt, zertrennt denselben, und erobert mit mannlicher Faust zwölff Kriegsfähnlein, deszwegen ihn Wallenstein grosse Gnad erzeigt, und zur recompens die Graffschafft Jägerndorff sampt ihrem Zugehör zum Winterquartier verordnet. In wehrender Zeit vermählet er sich allhie mit der Gräfin von Phondon einem uberausz vornehmen hochgebornen Fräwlein.

Was aber für Ritterliche Thaten dieser Käys. May. aller getrewister Obrister gethan, will ich andere beschreiben lassen, die  p.91 diesen Lob werden suchen, und allein das sagen, dasz eben Er in der Nördtlinger Schlacht in Anwesenheit Ihrer Königlichen Mayestät zu Hungarn und Böhmen, und Cardinal Infante vier unnd zwantzig Stundt ohn einiges Auffhören gekämpffet, dabey er auch sein Obristen Leutenandt, und Obristen Wachtmeister verlohren. Ist auch dem Feindt nicht eines Fuszlang gewichen, bisz die Crabaten unnd Spanier, welche sich als tapffere Kriegsleuth erzeigt, ihn entsetzt haben. Was allhie für Blut vergossen sey, kan man leichtleich ermessen, wenn man höret, dasz auff einem Tag, welcher war der 16. Augusti Anno 1634. sechszehen tausendt Mann auff der Wahlstadt geblieben seynd.

Nach gehaltener Schlacht ward Waltherus mit acht Regiment verschickt zu der Stadt Aurach, bey welcher ein sehr festes Schlosz lag, dem Herzogen von Württenberg zuständig, disz eroberte er baldt mit stürmender Handt, unnd gabe den Raub seinen Soldaten Preysz. Entdlich  p.92 aber kundte er den Todt nicht uberwinden, und starb, wie zuvor gesagt, nach Catholischem Brauch, mit allen Sacramenten versehen zu Warendorp, dessen Seel Gott gnädig seye, Amen.

9. Das IX. Capittel.: Wie es mit Alberto Wallenstein Fürsten zu Friedlandt abgangen sey.

Wie es mit Alberto Wallenstein Fürsten zu Friedlandt abgangen sey.

Albert von Wallenstein ein Edelgeborner Böhem, hat durch solche Mittel angefangen zum höchsten Staffel desz Ehrenthrons auffzusteigen. Zur Zeit desz Böhmischen Kriegs, als selbige Völcker je mehr und mehr wider Käys. May. rebellirten, und vielfaltige Unruhe im Reich erweckten, kame etlicher böszhafften Menschen Muthwill und Künheit so weit, dasz sie sich allbereit bedüncken liessen, sie hetten das Regiment in der Handt, giengen auch mit groszer Furi, ohn einigen Erlaub mit gewapfneter Handt und Leib ins Käyserliche Gemach,  p.93 welches doch jederzeit Capital und verbotten gewesen. Under andern liesse sich eins Tags auch daselbst sehen der Grafe von Thurn ⁶ mit einem starcken Comitat der Friedbrüchigen, trate kühnmütig vor dem Käyser, begehrte, weisz nicht was für unzimliche Ding, auch mit Betrohung desz Todts, und schluge mit der rechten Handt auff sein Schwerdt. Eben zur selben Zeit hatt Wallenstein bey sich ein Squadron auserlesener Kürassirer, die er Käys. May. zu Dienst auff seinen Säckel geworben, unnd kame eben zu recht am Käyserlichen Hoff an. Als diesen Zeug der Grafe von Thurn, unnd andere Redlingsführer vermerckten, fallen sie gschwindt auff die Knie, bitten umb Verzeyhung, förchtende, Ihr verrätherische Anschläg weren auszgebrochen, unnd an jetzo gestrafft werden. Der güttige Ferdinanus II. läst sich erweichen vergibt ihnen die Schuldt, unnd schickt sie ungestrafft von sich: jedoch verwundert er sich uber die allwissende Versehung Gottes, welcher ihn so wunderlich, durch disz unverhoffte  p.94 Mittel erhalten, und vom Todt errettet hat. Zur Vergeltung dieses Dienstes (ob es wohl der von Wallenstein ohngefähr gethan) untergibt er ihm ein gantz Regiment zu führen. Je mehr er Ihr Käys. May. nuhn vorstundte unnd sich getrew erzeigte, je reichlicher er belohnet ward, und erlangte neben höchsten Ehren auch grosse Reichthumb, also dasz Er auch eines Ungerischen Fürsten hinderlassene Wittib zur Gemahlin erwarbe, welche doch bald durch den Todt von ihm abschiede, weil sie aber ohne Leibs Erben war, satzte sie ihn zum Erben aller ihrer Gütter unnd Herrschafften. Ebendero Zeit hat der Durchleuchtige Grave von Harrach, Karl Leonhard von Harrach der bey Käys. May. Hoff sehr in hohem Ansehen, ein mannbahre Dochter, umb welche Tochter: Isabella Katharina Wallenstein anhielte, und zuletzt erworben. Disz war ein züchtigs ehrnreiches Jungfräwlein, gegen Gott unnd seine Heiligen fast andächtig, und mit allen Gaben der Natur, und desz Glücks vortrefflich geziehret. Durch diese unnd andere Mittel nahme Wallenstein an  p.95 Alter, Vorsichtigkeit, unnd Ansehen dermassen zu, dasz ihm mit Bewilligung der Chur unnd Fürsten desz Reichs die Generalitet uber das gantze Käyserkiche Kriegsherr auffgetragen wurde: Aber er verhielte sich in solcher Dignität also, dasz er nicht allein etlicher PrivatFürsten auszbrechenden Hasz gegen das Hausz Oesterreich unterdruckte, sondern auch den König ausz Dennemarck, und seine Confoederirten dahin zwunge, dasz sie sich mit Käyserlicher Mayestät auff gewisse Puncten vergleichen musten.

Disz erwarbe ihm das Fürstenthumb Friedlandt, und bekame Gewalt güldene, und silberne Müntz zu schlagen.

Solche glückhaffte Fortgäng aber erfüllete sein Hertz mit stinckender auffgeblasener Hoffart, und weil unter ihm die KriegsDisciplin im Schwang, fügten sich viel Reichsverwandten zu ihm, solche zu erlernen, und zu üben. Aber Er wurdt wegen seines uberausz hohen ehrgeitzigen Gemüths mit der Zeit von den Churfürsten verhasset, und zwar also, dasz er nicht  p.96 allein kaum einem Fürsten beliebte, sondern auch vom gemeinen Mann verhasset ward: jedoch gienge er mit hohen Schritten uber allen Neydt, und trachtet dahin, wie er heimlich unnd offentlich, mit Worten, oder Wapffen der Fürsten Gemüter zu sich lencken, und uberwinden möchte.

Umb diese Zeit wurd Gustavus Adolphus König in Schweden durch heimliche Bottschafften, desz Königs in Franckreich, unnd vielfaltige Versprechungen der Protestirenden Teutschen Fürsten ins Reich gefordert, welcher sich ein Wiederbringer der Teutschen Evangelischen Freyheiten, unnd grossen General der Könige in Britannien, unnd Franckreich zu nennen pflegte, daher auff dem Teutschen Boden viel Zerrüttungen entstanden, welchen abzuhelffen, Ihre Käys. Mayestät gehn Regenspurg ein Reichstag beschriebe, dahin dann insonderheit alle Catholische Fürsten, und Abgesandten der Städte zusammen kamen, welche gesampt uber den Fürsten von Friedlandt viel Klagen einbrachten, und  p.97 ihn vom Generalat ihres Kriegsvolck abgeschafft haben wolten. Wie solchs unversehenes Besinnen dem guten Käyser vorkommen, sonderlich in so gefährlichen Zufällen, unnd desz gantzen Römischen Reichs Zerrüttung, kan ein jeder Verständiger bey sich sehr wohl abnehmen. Jedoch wolte der Käyser den Reichsfürsten nachgeben, unnd bename dem von Wallenstein das Regiment. Die Zeit, und fast betrübter Auszgang hats gelehret, was für ein Unheil, und unwiederbringlicher Schaden ausz dieser Mutation erfolget ist. Dann welche der gantzen Armee solten vorgesetzt werden, kundten nit solche Gelegenheit haben, gnugsame Unterhaltung beyzuschaffen, oder hatten keine solche Authorität, die hin und wieder zerstrewte Soldatesca undern Gehorsam zu zwingen, und war allein Ihr Excellentz Grave von Tylli zwar ein Verständiger, unnd in Kriegssachen hocherfahrner Mann, der nicht allein vielfaltige Victorien schon erhalten, sondern auch (welchs doch selten beysammen steht) sehr andächtig unnd  p.98 Gottsfürchtig war. Auff diesen sahen alle Augen der Fürsten, hatte aber das Ansehen nicht wie Wallenstein, und weil er zwo Armeen desz Käysers nemblich, und der Liga führen solte, auch keinen vollkommenen Gewalt hatte, war von nöhten sich jedesmahl bey dem Generalissimo Raths zu erholen, unterdessen dann die beste und bequembste Gelegenheit entgienge den Feindt zu schlagen, oder etwas fruchtbarlichs zu verrichten. Daher es mit der Zeit dahin geriethe, dasz der König in Schweden tapffer den Krieg fortsetzte, Graff Tylli aber abnahme, unnd must zu letzt der Käyser noth halben den von Friedlandt wiederumb zu vorigen Dignitäten beruffen.

Es sahe Friedtlandt gar wohl, wie gefährlich es umb das Reich stunde, entschuldigte sich darumb listiglich, als künte er solche Gefahr, und schwere Kriegs Arbeit nicht mehr auszstehn, wolte auch lieber in Ruhen zu hausz leben, gedachte doch in seinem Hertzen, wie er vorhin zugefügte Schmach rechnen kundte. Der Käyser  p.99 merckte auch baldt, wo es den Wallenstein truckte, gedachte ihn mit dem Herzogthumb Friedlandt zu salben, welches er ihm mit guten Worten aufftruge. Darauff ergabe er sich in etwas, jedoch dem Schein nach ungern, unnd mit dem Beding, daz er alleinig thun mögte in Kriegssachen, was er wolte, und vollen Gewalt in allem hette, darwider auch weder Käyser, noch Teutsche Fürsten sprechen, oder sich einlegen solten. Was solte der fromme Käyser bey so gestalten Sachen thun? Er muste einen Mann haben, der sich dem Feindt kondte wiedersetzen, liesse also begehrte Conditiones unterschreiben, und bey dem Reichstag von anwesenden Fürsten bekräfftigen dahin dann auch Friedtlandt erfordert ward. Er aber wolte von den Fürsten solche Gewalt nit annehmen, noch erscheinen, sondern begabe sich in Carol Quinti Badt, und pflegte da seiner Gesundtheit ein gantzen Monat lang. Disz Badt hat von gemeldtem Käyser Carolo seinen Nahmen, welcher es erst erfunden, ligt von der Stadt Eger fünff  p.100 Meil wegs an den Sächsischen Gräntzen. Man siehet daselbst zwo Wasserquellen, die gantz wieder einander seynd, die eine warm, die ander kalt. Da die warme Quell hinfelt, wechst ein Stein, welcher gebraucht wird zu den Pferden, die Geschwär damit zu vertreiben.

Als nun Wallenstein ein gantzen Monat sich wohl gewäschen hatte, zoge er mit zwey hundert Tausendt Mann zu Feldt, griff zum ersten die Stadt Pilsen an, und erobert sie: Gienge darnach auff Prag, welche Chursachsen eingenommen, unnd weil er solche mit ernst angriffe, begehrte selbiger Stadt Commendant zu tractiren, aber Friedtlandt wolte nit darzu verstehn. Also suchte der Commendant, beneben dem Eltern Graven von Thurn andere Renck, unnd bewegten ihn zu Betrug. Disz war der erste Anfang der Wallensteinischen Untrew, welche bald darnach zu seinem eygnen Verderben, unnd aller Welt Exempel ist auszgebrochen.

Umb selbige Zeit war, weisz nicht was für ein Sternseher unnd Poetischer  p.101 Fuchsschwentzer ⁷, welcher in der Lufft und ausz den Sternen dem von Friedlandt ein Königlichen Bohemischen Scepter formirte, durch welche Fantasey Er gekützelt, dahin trachtet, dasz er das Königreich Bohemen, wo nicht mit guttem Recht, welchs er nicht kundte, doch mit Gewalt, auff sich bringen möchte. Das erste Mittel war den Köig ausz Schweden, alsz Competitorn ausz dem Weg zu raumen, darnach die Fürsten ihm zu verbinden, unnd dem Käyser abholt zu machen, darzu er dann underschiedtliche Grifflein gebraucht. Endtlich stifftete er den Obristen Illo an vom Käyser wegen seiner getrewen geleisteten Diensten den Tittel eines Graven zu begehrn, dahin dieser schon lang gesehnet: Damit aber der Käyser ihm solches abschlagen thäte, schickte Wallenstein heimliche Bottschafften ab, unnd wendte vor, wo diesem sein Begehrn gestattet solte werden, dörfften noch mehr andere wohlverdiente Cavallier sich auffwerffen dergleichen zu begehrn. Weil dann Ihr Käys. May. solches Gesinnen selbsten  p.102 dem gemeinen Wesen für schädtlich erkandte, folgte er dem Rath Wallensteins, unnd wiese den Illo güttiglich vor diszmahl ab, mit tröstlichem Anerbieten, es mögte die künfftige Zeit noch wohl dergleiche Rosen bringen.

Was thut allhie Wallenstein? Unter dem Imbs fragte er einsmahls, als aller Ding unwissent den Obristen Illo, was er bey Käys. May. erlangt hab; Illo antwort: So viel als nichts. Da brache Wallenstein mit zornigen Worten herausz und sprach: Haben wir das mit unsern trewen Diensten verdienet? dasz mir seinem General solche Bitt abgeschlagen, unnd Euch Wohlverdienten geweygert wird? Wer wolte hinfüro einen solchen undanckbahren Belohner gern dienen? Was mich anlangt, schwere ich bey meinen Trewen, dasz ich von nun an wieder das Hausz Oesterreich seyn will, so lang ich das Leben hab, eben disz versprache ihm der Illo, unnd wurden da die erste Verbündtnussen getroffen. Also zohen diese trewlose Leut dem Feindt entgegen, nicht  p.103 den Feind zu schlagen, sondern das Käyserische Volck durch Hunger und Elendt zu verderben. Sein Läger schluge er bey Schweinitz, die Käyserische aber schickte er auff Glotz, und vermerckten schon viel redtliche Männer, was Wallenstein wieder den Käyser im Hertzen führte, dorfften doch ihn noch nicht straffen, ob sie wohl unter sich davon schändtlich redeten.

Zu Schweinitz muste desz Königs ausz Dennemarck unschuldiger Sohn Sohn jämmerlich sein junges Leben lassen. Dieser war von der Schwedischen seiten zum Friedtlandt abgeordnet, die gottlose Consilia unnd Verbündtnussen anzuhören, und wo es ihn für gut ansehe, solche zu bekräfftigen, welches er zwar nicht thun wollen, darumb Piccolominio befohlen, den Jungen Printzen wieder zu den seinigen zu führen weil er aber wegen erzeygter Iniuri, wie es Friedtlandt auszlegte, sich an ihme zu rechnen gedachte, und beyderseits zum Abzug die Pistolen loszbrenneten, ward einem befohlen, den Printzen zu erschiessen, welches also baldt geschehen,  p.104 darauff beyde Heer auffeinander gangen, unnd ist der Grave von Thurn gefangen zum Wallenstein geführt worden. Diesen hat er freundtlich underhalten, sein Verrähterey offenbahret, unnd ohn einige Rantzion dem Feind wiederumb heimgeschickt.

Die Obristen stümpfften zwar uber solches Thun, Wallenstein aber sprach, was soll ich mit dem unsinnigen Menschen anfangen, wolte Gott die Schwedischen wären mit keinem bessern Obristen versehen, wir wolten baldt die gantze Welt bestritten, unnd erobert haben: Er wirdt uns beym Feindt viel bessern Nutzen schaffen, weder hie in der Gefängnusz.

Nach diesem Treffen ist er noch etliche Tag still gelegen, unnd von dannen in Böhmen ins Winterquartier gezogen, daselbst er sein Vorhaben gedachte ins Werck zu setzen. Es war beschlossen, alle Bohemische Fürsten auszzutilgen, ihr Landt bisz zum eussersten zu verderben, damit sie ja Käys. May. nicht solten können behülfflich seyn, zu dem Ende er ein grossen  p.105 Schatz Goldts, und Silbers zu wegen bracht, vermeynendt durch solche Staffeln zum Bohemischen Reich zu steygen. Der Orth war auch benennet, nemblich der weisse Berg, auff dem der Pfaltzgrave, gewesener König in Böhmen zuvor geschlagen worden, aber dem Käyser kundte solches nicht lang verborgen bleiben, darumb er geschwindt ein Decret an die trewe FeldtObristen abgehen liesse, dardurch sie von Wallensteinischen Pflichten entledigt wurden. Disz Decret brache zu Prag zeitlich ausz, unnd als eben Er sein gantzes Heer zusammen auff gesagten Berg führen wolte, wird der Obriste Tersky Wallensteins Schwager solches Befelchs verständigt, eylet zu ihm, unnd hält im für die grosse Gefahr der Sachen, beweget ihn auch so weit, dasz er alle grobe Geschütz vernaglet, nach Pilsen ein vertrawten Commendanten abfertiget, welcher solche Festung keinem andern, als im Wallenstein selbsten, es seye auch mit was Beding es immer wolle, ubergeben solle, begibt sich also mit etlich Tausendt zu  p.106 Rosz, und Fusz nach Eger. Unter diesem Heer war auch begriffen desz Obristen Walteri Butlers Regiment, welches auch für gut Friedländisch gehalten ward, wie fälschlich aber, hat darnach die Zeit geben.

Es ist nicht ohn, dasz Wallenstein diesen seinen Obristen zu offtermahlen hat wollen auff seine Seiten biegen, auch ihm viel Landt und Leut, Herrschafften, unnd darneben zweytausendt Thaler durch ein Wechsel versprechen, wie er in dann gehn Hamburg, und Sagan verschickt, ihme getrewe Irrländer zu seinen Diensten zu versamblen, aber Er solche seine viel zu fette Verheissungen allzeit in Verdacht gehabt, unnd als die Sach etwas besser ans Liecht kommen, hat man ihn nimmermehr dahin vermögen können, dasz er an seinem Käyser Eydbrüchig werden solte, ja viel mehr dahin getrachtet, wie Er diesen Verrähter erwischen, unnd Käys. May. gebührmässig zu straffen, mögte vorstellen, Weil er aber allein solches nicht vermögt, zoge er zu Raht unnd Hülff in dieser schweren Sach Walterum Deveroux,  p.107 einen behertzen Hauptmann uber ein Compagny zu Fusz, welcher ihm trewlich beygestanden, unnd also läst er gern sein Regiment mir dem Wallenstein auff Eger gehen.

10. Das X. Capittel.: Von der Magnificentz, Reichthumb und grossem Pracht desz Hertzogen in Friedlandt.

Von der Magnificentz, Reichthumb und grossem Pracht desz Hertzogen in Friedlandt.

Wie glückselig were Albertus von Wallenstein gewesen, wenn er solche seine Glückseligkeit recht hett wollen, oder können brauchen! Dann es hat ihn Gott der Herr, die Natur selbst, unnd zugleich auch das stoltze Glück mit so hohen und vortrefflichen Gnaden, und Gaben geziehret, dasz ihm kein Mann in Europa zu vergleichen sein mögte. Im Kriegswesen hat er sonderbahre Geschicklichkeit, dardurch er dem Käyser sein Gemüt abgewonnen. An Reichthumb manglet es ihme gar  p.108 nicht, sondern hatte Geldts unnd Guts ein Uberflusz, von welchem dann die gantze Welt bethöret, unnd aller Fürsten Gemühter bewegt werden. Von seinen wunderschönen Gebäwen will ich nichts sagen, das einige Hausz zu Prag redet hievon gnugsamb. Sechs grosse Pforten hat disz Gebäw, dardurch man ausz unnd eingeht, die Gemach seynd Königlich zugerichtet. Der eusserste Saal ist weit, hoch und kunstreich gemahlt. Von dannen geht man in die Vorkammer, wie sie es zu nennen pflegen, welche gantz vergüldet, unnd folgendt in Wallensteins Gemach, davon nicht gnugsamb kan geredt werden. Vor diesem Gemach ohne viel Paschi ⁸, die alle in eine Liberey ⁹ bekleidet, warten auff funfftzig wohl bewapnete Soldaten, oder Trabanten Fürstlich angethan, im innern Theil wahren vier vornehme Männer, welche fragten von wannen die Eingehende wären, und was sie begehrten. Noch zehen andere Trabanten musten hin unnd wieder auff den Gassen, und Strassen umbgehen zu verhüten,  p.109 dasz kein Getümmel, oder Zanckerey entstunde: Dann es ist unglaublich, wie ungern dieser Mensch ein Tumult umb sich gelitten, ja er kundte nicht hören, dasz etwan ein Spatz zu laut geschrien. Zu seinem Dienst waren täglich umb ihn sechs Freyherrn, sechs Rittermässige Adeliche Personen, ohne sechtzig Edle Knaben, welche häuffig von den Eltern dahin geschickt wurden umb das Hoffleben, und Zucht zu lernen. Ich geschweige allhie desz vielfaltigen ansehnlichen, Frawenzimmers, welches der Fürstin auffwartete. Wenn er etwann auffziehen solte, sahe man funfftzig Kutschen, jede von sechs Pferden, alle dem Wallenstein zugehörig, ohn die so etwa von Frembdem darzu kamen. Funfftzig Wägen führeten das Küchen Geschürr, daran vier Pferdt gespannet, welche jeden Wagen geführet. Die Höffling fuhren auff zehen underschiedtlichen Kutschen; welche mit Glaszfenster bekleidet, deren jede sechs Pferdt zogen, auff sonsnten funfftzig schönen Pferden ritten Diener, deren ein jeder ein tapferes  p.110 Pferdt mit köstlicher Decken belegt an die Handt führete, dem Fürsten zu Diensten. Seine Pferdt stunden alle in einem Stall, welcher wunderlich war zugerichtet, die Krippen waren von Marmelstein, un bey jeder Krippen entsprunge ein Brunnen klares Brunnenwassers die Pferdt zu träncken.

Nicht fern vom Pallast sahe man einen lustigen Garten voller Bildtsäuln, unnd Wasserröhren, zu Ende dessen war ein Vögelhausz mit allerley art Vögeln besetzt, darin Bäum und Hecken gepflantzt waren, darauff die Vögel nisteten, das Hausz aber war mit subtilen eysinnen Dröten umbfasset, dasz kein Vogel entfliehen kundte. Mitten im Garten war ein Fischteich, reich erfüllet mit allerley Gattung Fisch. Seine Zierligkeit an der Tafel kan ausz dem leichtlich abgenommen werden, dasz kein Tischtuch, oder Seruiet zum andernmahl dorffte auffgelegt werden, sie weren dann zuvor sauber gewaschen.

Diese Weisz zu bawen unnd zu leben,  p.111 hielte er allenthalben in seinem Gebieth. Zu Gidisin hatt er eben einen solchen Pallast und Pferdtstall, daselbst er ein halbe Meil wegs ungefähr von der Stadt einen Platz zur Pferdtzucht, umbzäunen lassen, in dessen Mitten stundt ein Thurn, unnd auff dem ein Wächter, welcher desz Morgens, und Abends mit einer Trompetten ein Zeichen gabe, dardurch die Stallknecht ermahnet wurden die Pferdt zu striegeln, zu putzen, und zu fütteren. An diesem Orth hielt Er auffs wenigst drey hundert kostbahre Pferdt. Vom Schlosz zu Sagan will ich nichts melden, weil es noch nicht gar auszgeführt, wo er aber das Leben solte gehabt haben, were es ein solches Werck worden, welches unter die Sieben alte Wunderwerck der Welt hete können gezehlet werden.

11. Das XI. Capittel.: Vom schmählichen Todt Alberti Wallenstein und Mit Consorten, als desz Tertzky, Illo; Kinsky, und Nyeman.

Vom schmählichen Todt Alberti Wallenstein und Mit Consorten, als desz Tertzky, Illo; Kinsky, und Nyeman.

Zu der Zeit Commandirte zu Eger der Obriste Leutenandt IoannisGordon uber das Regiment desz Graven von Tertzky, beneben seinem Obristen Wachtmeister Löszle, beyde getrewe unnd beständige Cavallier desz Käysers. Diese hatten nun viel gehört von den Friedländischen Anschlägen, und befliessen sich die Warheit gründtlicher zu erfahren. Wallenstein verhielte sich damahln zu Pilsen, und erwartete mit Verlangen die Ankunfft desz Gallas, welcher ihm versprochen dem Obristen Aldringer zu ihm zu führen. Alle Stunden und Minuten waren ihm zu lang, und bedachte sich hin unnd her, wenn vielleicht gemeldte zwen Obristen dem Käyser trew blieben, ob er sein gefastes Vorhaben gleichwohl solte  p.113 ins Werck richten. Jedoch hielte er vor das beste, auch andere Befechlshaber mit guten Worten auff seine Seiten zu bringen, und fahet diesen Griff mit dem Obristen Leutenandt Gordon an zu versuchen. Diesen beschickt er von Eger nach Pilsen, empfienge ihn fast freundtlich, fragte viel wie in Abwesenheit seines Obristen desz Tertzky die Stadt verwahret, das Volck regieret, unnd zu fechten bereit wäre, solte nur getrew seyn, unnd nicht zweyffeln, er wolle ihme etliche Regiment undergeben, und in Schlesien schicken, darauff er in Gedult ein Wochen oder vier erwarten, unnd unter dessen sich zur Reysz fertig machen solte, mit solchen Verheissungen schickte er ihn wiederumb gehn Eger. Desz andern Tags früe läst er gleich also den Löszle abholen (dem schon etwas durch Brieffe von seinem vertrawten Freundt zukommen war, diese Verrähterey betreffendt). Ehe er aber in die Stadt kam, Siehe, da begegnet im Wallenstein in einer Senfften liegende, unnd mit ihm zweyhundert zu Fusz, und fünffhundert Pferdt unnd alle  p.114 Pagagien unter dem Commando Butleri. Nach ertheiltem Grusz fragte Friedtlandt den Löszle, was man newes vom Feindt hörte, da er ihm der Länge nach geantwort, fragte er weiter, was dann von im für ein Gespräch gienge, auff welches er allein in genere gesagt, wie er verstanden, dasz der Käyser Ihrer Fürstl. Gnaden abholt seyn solle, sonsten wäre ihm nichts ferners bewust. Darauff jener, wolan, Ihr solt von mir alles insonderheit, unnd weitlauffig vernemmen, sagte auch, wie die Käyserliche Räht seltzame Sachen uber ihn zusammen getragen, unnd nun an dem wäre, dasz man ihm die fast mit Gewalt, und wieder seinen Willen auffgetragene Generalität, jetzo wiederumb wolle schimpfflich abnemmen, unnd den Ungrischen König Ferdinandum III. vorstellen der doch an Jugendt, Raht und Kräfften desz Leibs viel zu jung und unvermöglich. Nach viel dergleichen auszgossnen Reden, und Träwung wieder den Käyser und Hausz Oesterreich, schickte er den Löszle vorhin auff Eger, der dem  p.115 Gordon unnd andere seine Ankunfft vermelden solte. So baldt nun Löszle gehn Eger kam, verfügte er sich geschwindt zum Gordon, erzehlte im alles Gespräch, und zohen dem Wallenstein beyde entgegen, empfiengen ihn freundtlich, und begleiteten ihn in die Stadt mit angemaster Frewden, dessen sich Friedtlandt im Hertzen erfrewet, insonderheit weil er sich von diesen Auszländischen nicht zu besorgen hatte, wie er vermeynte. Also berieffe er sie zu sich, erzehlete alles nach der Länge, erhebte seine geleyste trewe Diensten, vernichtete desz Käyserlischen Hoffs' Regierung, und des Hauses Oesterreichs Hoffarth, welches allein herrschen, unnd alle andere Fürsten desz Reichs undertrucken wolte, darzu es dann durch Spanische Räht verführet würde, darumb es in und alle guthertzige rathsam zu seyn bedüncken thäte, dasz solches Hausz von Grundt vertilgt, und allen Fürsten zum Käyserthumb ein freye Wahl gemacht würde, darzu er dann an jetzo gnugsame Mittel an Händen, geschwindt, und ohn einigen Tumult  p.116 den Sachen ein Endt zu machen, unnd wäre keiner seyn, der ihm diszfalls kündte, oder begehrte einigen Eintrag zu thun ¹⁰. Wolle derowegen sie allesampt und sonderlich ermahnet haben, seinem Befelch nachzukommen, bey ihm zu stehn, unnd von ihm nach verrichten Sachen, uberreichliche Vergeltung zu erwarten. Wenn gleichwohl je einer under ihnen, der sich bey so beschaffnen Dingen forchtete, stünde es ihm frey ohnverhindert, mit guttem Urlaub anders wohin sich zu begeben.

Ausz diesen unnd andern dergleichen Discursen, kundten sie gar wohl abnemmen, wohin die Sach würde auszschlagen, jedoch musten sie damahln stillschweigen, damit nicht etwan vor der Zeit, und ohne Frucht die Wundt gerühret würde: Jedoch antwortet Löszle also: Ich musz für mein Person gestehn, hab es auch schon langezeit hero erkendt, was Ihr Gnaden Gunst vermag, bevorab bey den Auszländischen, unnd bin zwar ich ausz Schotten allhero in Teutschlandt gerückt, Ihrer Excellentz auffzuwarten, unnd seinem  p.117 Kriegsbefelch nachzukommen, er gehe dann wieder meinen natürlichen König. Wann ich dann der Pflichten kündte erlassen werden, die ich Käys. May. geleistet, wüste ich nichts dasz mich solte verhindern under solches ansehnlichen Kriegsfürsten Commando zu dienen, dessen geneygtes Gemüth ihme, und diesen seinen Gesellen nun etliche Jahr gnugsam bekandt wäre, darumb er für sich und Anwesenden versprechen wolte, in alle Weg zu thun was ihnen Ehrlich anstünde. Durch diese Wort gewanne er dem Friedtlandt das Hertz ab, die andere aber, unnd Butler insonderheit, kundten sich in solche geschrauffte Reden nicht wohl richten, und forchteten, weil sie einer anderer Religion, Sie möchten sich durch solche SchmeichelReden vom Käyserischen Dienst, unnd Gehorsam lassen abziehen, und nach genommenen Abschiedt giengen sie alle bestürtzt davon. Unter Wegs erholeten Sie desz Wallensteins geführte Reden, und sprach Butler mit getröstem Gemüth, Ihr Brüder, wie dünckt euch umb  p.118 die vorige Gespräch, solte die Sach wohl zu guttem Endt gelangen? Wenn ihm also, warumb folgen wir seinem Rath nicht? Disz fragte er ihre Gemüther zu erkündigen. Da antwort Gordon ohn einig Verhelung gantz auffrichtig: Ich wolte viel lieber für meinen Käyser den Todt leyden, unnd alles Blut was ich in meinem Leib hab bisz auff den letzten Tropffen vergiessen, als meinen ihm gethanen Eyd brechen, und denselben verlassen, ja verrahten, den ich von Kindt auff so sehenlich geliebt mein Vatterlandt, unnd alles verlassen, damit ich ihme dienen mögte, von dessen Seiten ich nimmer abgewichen, auch nicht abweichen will, so lang ich das Leben hab. Ihr mögt thun was euch beliebt, disz ist meine Meynung, dabey ich verbleibe. Da verwundert sich Butler uber dieses auszländischen Manns Standhafftigkeit, sagte seine Meynung auch, und zohe hiemit ein Brieff herfür, welchen ihm Gallas vor kurtzen Tagen zugeschickt, darin verfasset war, wie ihr Käys. May. dem Friedtlandt allen Gewalt benommen,  p.119 unnd seine Verrähterey wäre offenbahr worden. Nicht gar waren zwo Stunden vergangen, da kamen Brieff von Frantz Alberten Fürsten zu Sachsen an den Wallenstein, welche Löszle empfieng, und ihm vorbrachte, auch selbige zu lesen bekame, der Inhalt war dieser: Hertzog Bernhardt habe nuhn baldt seine Völcker, wie abgeredt, beysammen, unnd gehe auff die von Wallenstein bewuste, und angeordnete Stell, zweyffele auch gar nicht. Er werde mit zehentausendt zu Fusz, und vier tausendt zu Pferdt zu ihm stossen. Auch sey der von Birckenfeldt allbereit in der Oberpfaltz ankommen, unnd nur zwo Meil wegs noch von Eger. Wolte darneben gebetten haben, Er wolle ihm Frantz Alberten hundert Pferdt zum sichern Geleidt entgegen schicken, dann er was in geheimb mit ihme zu reden, und wolle Morgen umb neun Uhr vormittag bey ihm seyn. Nach Ablesung dieses Brieffs, gosse der Hertzog von Friedtlandt alles Gifft wieder den Käyser herausz was er noch verborgen gehabt, unnd erzehlet er  p.120 dem Löszle, welche vorsichtiglich auff alles antwortete, und auch Mittel vorschluge, wie ihn in der Sachen zu thun seyn möchte. Aber also baldt verfügte er sich zum Gordon, erzehlte ihm die Gefahr, darinn sie und der Käyser begriffen, unnd wäre nichts mehr von nöhten, als dem Ding ein schleunigs Endt zu machen. Butler wird auch zu raht gezogen, unnd da beschlossen die Sach auch mit Vergiessung ihres Bluts zu sampt desz Friedtlandts anzugreiffen, bedachten sich nur auff Mittel, durch welche sie kündten das Ubel vom Grundt auszreuten. Anfänglich gedachten sie alle Redlinsführer durch getrewe Soldaten gefänglich anzunehmen, unnd dem Käyser zuzuschicken, weil aber disz sehr gefährlich, wolten sie die Meyneyden auff der Wahlstadt tödten. Dabey es blieb. Eben zu rechter Zeit hielte man die Fastnacht, nach altem Teutschen Miszbrauch, unnd solte Gordon, den Butler, wie auch den Tertzki, unnd Illo zu Gast laden; Gorden liesse ihm den Vorschlag gefallen, unnd hatte den Butler zum  p.121 Nachtessen, mit welchem auch die obgedachte zwen sich zu kommen anerbotten, weil sie zugegen waren, unnd führten mit sich den Kinsky und Nyeman, der in dieser Verrähterey ihr Secretarius gewesen, auff das Schlosz, welchs Gordon mit starcker Besatzung verwahrete. Ehe man zu Tisch gangen, erwöhleten sie etliche getrewe Landtsknecht, welche sie der Ehrn auch wolten theilhafftig machen, nemblich Robertum Geraldinum desz Butleri Wachtmeister, unnd Walterum Deveroux, welche sie zum hinderthürlein ins Schlosz einliessen, mit Befelch zu Endt der Mahlzeit zu erstechen, die Käys. May. untrew sich erzeigten. Edmundus Burck Hauptmann solte mit hundert Knechten rundten gehn, und verhindern, dasz in der Stadt kein Auffruhr entstünde.

Disz war nun also bestellt, und fienge man an auff Chur Sachsen Gesundtheit zu trincken, welcher desz Käysers Feindt damahln war. Diesen Trunck versagte Butlerus unnd sprach, er wolte keine Gesundtheit trincken, als desz Käysers, dem  p.122 er gelobt und geschworen hette, also erhube sich unter den Gästen ein Zanck, unnd kommen vorgesagte zwen Obristen ins Gemach, mit ihrn Dienern, und blossen Degen, schreyendt Viuat Ferdinandus, Es lebe der Käyser Ferdinand, es lebe das Hausz Oestereich. Was disz unter den Verrähtern für Lermen geben, ist wohl zu erachten, etliche stiessen den Tisch umb, andere griffen zur Wehr, andere schrien umb Hülff. Illo verliesse sich auff seine Stärck, griffe nach dem Degen an der Wandt, aber er muste sampt dem Degen auch das Leben lassen. Also ergienge es dem Tertzky und andern, unnd brauchte sich der Obrist Deveroux so weidlich, dasz im sein Schwerdt zu stücken sprang; weil er aber noch auff den Friedtlandt gehn solte, erwischte er ein Spitze unnd scharpffe Bardisan, und eylete den principal Verrähter nieder zu legen. Im Eingang desz Vorgebäws entgeht einem sein Rohr, aber ohn fernern Tumult, unnd eylet gedachter Obrister sampt dreyssig Knechten zu desz Friedtlandts Gemach mit Ernst,  p.123 ward aber von seiner Diener einem ermahnet sittsam zu handeln, damit der Fürst nicht in seiner Ruhe gehindert würde. Aber der Obriste sprach, es ist jetzt nicht die Zeit gemach zu thun, es will Gewalt angelegt seyn, unnd weil der Diener den Schlüssel verzuckt, stiesse er mit dem Fusz dreymahl wieder die Thür, aber vergeblich, ruffte zu sich seiner stärcksten Soldaten einen, und fielen zugleich an die Thür, ohne Frucht, bisz er den fünfften Stosz thäte, da gienge die Thür auff, und er ins Gemach mit ernstlichem Angesicht fragendt, ob er desz Käysers unnd gantzen Reichs Verrähter sey? Friedtlandt bewegt allein vor grossem Schröcken die Lefftzen ohne Antwort. Deveroux wolte gleichwohl nicht so baldt zustossen, ob vielleicht der Verrähter noch in sich selbsten gienge, unnd seine böse That berewete, da er aber dessen kein Zeichen spürete, stiesse er im den Spiesz in den Leib, dasz er sampt dem Bludt, unnd Ingeweyd den Geist auffgabe. Also hat desz Käysers Verrähter, unnd der gantzen Welt Schandbub  p.124 ausz gerechtem Urtheil Gottes mit schmählichem Todt sein Laster bezahlen müssen. Ihr Fürsten, und Kriegs Obristen sehet zu, dasz ihr seinen Fuszstapffen nicht nachfolget, damit ihr ja dergleichen Lohn nicht erlanget.

Das Erste war nun daz man die Cantzley Wallensteins durchsuchte, selbige und andere seine Gütter in Verwahrung thätte, auch schlugen sie den Cörper in ein Teppich, unnd führten den ins Schlosz. Desz andern Tags zu früer Zeit verfügte sich der Obriste Butler zu allen Officirern, und erinnerte sie ihres Endts, unnd Pflichten, welche sie dem Käyser geleystet, und erklärte inen desz Wallensteins Verrähterey, welche auffs New sich bey Leib unnd Lebens Straff verbunden, Ihrer Käys. Mayestät trew unnd holdt zu seyn. Gleich darauff schickte er hundert auszerlesene Reuter, welche Frantz Alberten von Sachsen, wie Er in seinem Schreiben an Wallenstein begehret, solten entgegen kommen. Diese saumeten sich nicht lang, unnd traffen ihn an auff dem Weg  p.125 wie sie begehrten, grüsseten in ehrerbietig, und unter anderm Gespräch, da sie nahe zur Stadt kommen, fragte der Officierer den von Sachsen: Wie wäre es, wann der Obriste Butler Ihr Fürstliche Hochheit nach Wien gefangen zur Käys. May. führen würde? Darab erschracke Er ubel, unnd sprach, das versehe ich mich gar nicht, dann ich ja zum Wallenstein abgesandt bin, und sicher Geleidt von ihm erlanget hab. Als er aber verstanden, dasz die Verrähterey entdeckt, und die Verrähter alle vom Brodt gethan ¹¹, versprache er dem Officierer tausendt Ducaten, da er ihn frey zu den Seinigen würde repassiren lassen, welches die Käyserische ihm rundt abgeschlagen. Also kame er in die Stadt, unnd nach wenig Tagen, beneben satten Bericht desz gantzen Verlauffs, gehn Wien.

Eben dahin hat sich auch Butlerus der Obriste, mit Walthero Deveroux seinem Leutenandt verfüget nach dem er alles in gute Ordnung gebracht, und traffe eben den Käyser in der Kirchen an dem  p.126 Gebett obliegen, welcher ihn mit diesen kurtzen Worten begrüssete: Gott erhalte, und segene unsern geliebten Butler. Nach verrichtem Gottesdienst beruffte Er ihn in sein innerlich Gemach, lobte ihn sehr wegen seiner geleysten Trew unnd Diensten, reichte hiemit dem anwesenden Ertzbischove zu Wien ein kostbahre güldene Ketten, welche Er nach gesprochner Benediction ihm umblegte; Ihr Majestät aber gab ihm ein gantz güldenen Schawpfennig, unnd sprach, diesen tragt zu Ewers Käysers Gedächtnusz, welchen ihr mit sampt dem gantzen Hausz Oesterreich erhalten habt, die Zeit und Gelegenheit wird es ferner geben, dasz wir Euch nach Verdienst mit Gnaden belohnen werden. An jetzo empfahet von Uns den güldenen Schlüssel, und seyet Unser Cämmerer, schencke euch hiemit auch den wohlverdienten Tittel eines Graven. Dasz er aber solchen Tittel nicht ohne Landt trüge, verordnete man ihm etliche feine Herrschafften im Königreich Bohemen. Eben auff diese weisz, unnd andere Ehrengeschencke  p.127 bekame der Hauptmann Deveroux, beneben einer güldenen Ketten. Dem Löszle wurden seine Verehrungen vorbehalten, den andern Befehlchshabern jeden 20000. bahrer Gülden gegeben. Gordon wolte also baldt Ihrer Käys. May. sich nicht praesentiren, bliebe zu Eger in der Besatzung, damit sichs nicht ansehen liesse, Er mehr umb Vergeltung, unnd Ehr, als ausz Lieb und Trew dem Käyser gedienet, jedoch wurden ihm folgender Zeit viel Güter ausz desz Tertzky Verlassenschafft zugeeygnet. Es name sich auch Ihr Käys. Mayestät barmhertziglich der Seelen desz Wallensteins an, und liesse für ihn und alle Entleibten drey Tausendt Messen zu Wien lesen, ob sich etwan der Allmächtig
Gott, uber sie gnädigst erbarmen, und
ihr Verbrechen verzeyhen
mögte.

12. Das XII. Capittel.: Von unterschiedtlichen Grabschrifften dem Wallenstein zu Ehrn gestellt.

Von unterschiedtlichen Grabschrifften dem Wallenstein zu Ehrn gestellt.

An diesem Orth kan ich nicht umbgehn der Welt schrifftlich bekandt zu machen die Epitaphia und Grabschrifften, welche von unterschiedtlichen Nationen mit unterschiedlichen unterlauffenden affecten dem Untrewen Wallenstein seynd erdichtet, unnd auszgesprengt worden, darausz leicht unnd greifflich abzunehmen, bey welchen Nationen Er beliebt, bey welchen er verhasset gewesen. Frembde Sprachen will ich all hier zuruck setzen, und allein der Lateinischen (welche ich auff mögliche weisz zu Teutsch beyfügen dorffte) gedencken. Ein jede Sprach hat ihr eygene Zierd, unnd Eygenschafft, darumb ein in die ander nit so eben kan versetzt werden: Verhoffe doch der günstige Leser werde mich nicht verdencken, wenn ich die Warheit rundt  p.129 vermelde, darumb ich auch gebetten haben will. Andere mögen mehr und weitläuffiger davon schreiben, mir ists gnug ausz jedem Landt eins anhero zu setzen.

Dem Teutschlandt wollen wir den Vorzug geben.

Von diesem wird Wallenstein ein Herodes, Ein auszgebandter Iudas, ein Verrähter genandt also:

Albertus Wallenstein de praesumptuoso Heroe.
Herodes.
Intrauit vt Vulpes,
Superbijt vt Pauo,
Vixit vt Tygris,
Belliger vt Lepus,
Gratus vt Cuculus,
Mortuus vt Canis,
Proditor Judas.

Zu Teutsch also: Albert von Wallenstein ist worden ausz einem vermessenen Helden ein Herodes. Hat sich eingeschlichen wie ein Fuchs, Stoltzieret wie ein Pfaw, gelebt we ein Tygerthier, War kriegsfertig wie ein Haasz, danckbahr wie ein  p.130 ein Guggauch, Starb wie ein Hundt/
der Verrähter Judas.

In Spanien ist folgende Schrifft gedruckt, und zu Madrit offentlich angeschlagen worden.

Epitaphium Ducis Fridlandiae

Stupescite Coelites scelus intentum,
Gaudete mortales detectum,
Lugete Daemones destructum;
Siste Viator rem disce.
Anno M. DC. XXXIV. Vrbano
VIII. Papa sedente, Ferdinando II. Occidentis
Imperatore triumphante, Philippo
IV. Dominico Victore‚ Hispaniam
Gubernante, Ludovico XIII. Burbonio
Galliarum sceptra tenente,
Carolo I. Angliam possidente,
Ferdinando Pannoniam Gubernante,
Ladislao Poloniam Dominante,
Solimanno Tyranno Tyrannizante.
Lutheranorum promissionibus, Cardinalis
Blessij de Richelieu sollicitationibus
Idibus Martij captato Lunae deliquio
vt totum caput impleret, vt totam
 p.131 stirpem Austriacam deleret, stimulis ambitionis
actus Dux Friedlandiae nefando
mucrone extinguere voluit,
Et numen noluit.
Mirabitur aeternitas tantum nefas,
Stupebit Orbis tantum scelus,
Lugebit & Mater Ecclesia
Filium suum primogenitum,
Cardinalem ipsum
Destructioni suae Patrocinantem,
Lector tanta monstrorum portenta
Nisi resipiscant
Diris devoue,
Es disce
Volubilem Fortunae Rotam,
Dignitatum iter lubricum
Et tot millium militum Capitibus Imperantem
Veneno ambitionis
Nec Imperare voluisse, nec potuisse.

Ausz Italia ist disz kommen.

Nobilis Miles
Dux
Imperator
Caesari similis
Hic jacet.
Victor victus,
Desertor desertus.
Dum Sceptrum querit feretrum inuenit.
Disce Viator,
Non semper Audaces Fortuna iuuat.

Auff Teutsch kundte man disz also verstehn. Ein Adelicher Soldat, Hertzog, und Obrister, dem Käyser gleich liegt allhie. Ein Uberwinder, ist uberwunden, Ein Verlasser, ist verlassen. In dem er den Königlichen Scepter suchet, findet er desz Todts Kasten.
Lehre, mein Mensch, wahr seyn. Dasz das wanckelbahre Glück, dem gemeinen Sprichwort nach, nicht allweg dem Stärckesten, oder Behertzten hülfft.

Noch ein anders ausz Italia.

Hic jacet
Corpus et fama Principis Wallenstein,
Vtrumque simul perdidit;
Reddidit non perdidit,
Fraudi commissa sors assumpsit;
Fortuna auxit,
Perfidia destruxit:
In ascensu se erexit,
In vertice praecipitauit.
Bene Egerat si bene finijsset.

Das ist. Hier liegt der Leib, unnd der berühmbte Nahm desz Fürsten von Wallenstein, welcher beyde zugleich verlohren. Er hats nicht verlohren, sondern wiedergeben, weil er beyde auff Betrug gebawet, hats ihm das Losz weggeführt. Das Glück hat ihn erhebt, die Untrew gestürtzt. Im Auffsteigen hat er sich erhöhet, im Gipffel ist er gefallen. Er hette wohl gethan, wenn er wohl hett geendet.

Franckreich aber hat sich etwas geneygter erzeygt mit folgender Einschrifft:

Vitam priuatam odit animus regius,
Magnanimitas ardua molitur.
Ambitionis nec meta, nec regressus,
Aut pereundum, aut regnandum:
Nec iudicanda euentu, quae ratione
acta sunt.
Actiones sunt virtutis, euentus Fortunae.
Iustum erat vt Sceptrum Regium quaeret,
qui Caesareum dedit.
Quod fecit, licet:
Quia fecit vt regnaret.
Caesarem cadentem erexit Wallenstein,
Caesar erectus prosternit Wallenstein.
Qui in aduersis socium habuit, in prosperis
seruum non sustinet,
Voluit perdere quem non potuit remunerari.
Nimium meritum odium peperit,
Dum Victoriam alij parat
Inuidiam sibi struxit.
 p.137 Gloriam dedit Imperio; imperium sibi ruinam,
Vitam, opes, amicos pro Caesare toties exposuit,
Vitam, opes amicos Caesar semel abstulit.
Vita cessat,
Fama durat.
Quis nescit tua virtute partum, auctum,
firmatum imperium?
Nil aliud iniustum fecisti,
Nisi quod ingrato nimium fideliter seruiuisti.

Damit auch die Teutschen solche der Frantzosen gute affection gegen Wallenstein verstehn, mögen sie den Inhalt dieser Schrifft fast also lesen: Ein privat Leben hasset das Königliche Gemüth, unnd unterfahet ein Großmütig Hertz schwere Ding. Noch Ziel noch Maasz läst ihm der Ehrgeitz setzen, es heist da, oder herrschen, oder verderben, und was mit vorbedachtem Raht geschicht, soll ausz dem Ende nicht geurtheilt werden; Dann die Thaten gehören der Tugendt zu  p.138 dem Glück aber der Auszgang. Es war ja billig dasz der den Königlichen Scepter suchte, welcher den Käyserlichen einem andern zur Handt gestellt hat. Er hat gethan, was sich gezihmbt, dann er hatts drumb gethan, dasz er regierte. Wallenstein hat den fallenden Käyser auffgehebt, Der erhebte Käyser hat gestürtzet den Wallenstein. Welcher im Unglück ein zum Gesellen gehabt, kan im Glück ihn nicht zum Diener dulden. Weil er ihn nicht belohnen können, wolte er ihn verderben. Sein viel zu grosser Verdienst, hat ihm zu vil grossen Hasz gebracht; in dem er einem andern den Sieg erobert, gebiert er ihm selbst den Neydt. Dem gantzen Reich hat er Ehr erworben, das Reich belohnet ihn mit dem Fall. Sein Leben, sein Haab und Gutt, sein Freundt hat er offt für den Käyser auffgesetzt, Sein Leben, Gütter, unnd Freundt nimpt ihm der Käyser auff einmahl. Wohlan, ein Ende hat sein Leben, Sein Nahm aber bleibt Ewig. Wer weisz nicht, dasz durch deine Tugendt und Mannheit das Reich  p.139 erobert, gemehret, unnd gegründet ist? Nichts unbillichs hastu weiter gethan, als daz du viel zu getrew, einem Undanckbahren gedienet hast? So weit diese Frantzösische Grabschrifft.

Wann wir nun recht Teutsch hievon reden wollen, so ists zwar spitz genug geschliffen, wenn es nur an der Schneidt der Warheit nicht manglen thäte. Ein guter Poet scheindt dieser Schmidt zu seyn, weil er so meisterlich dichten, unnd Lügen für Warheit verkauffen kan; Aber in seiner Juristerey musz er ersauffen, in dem er den Käysern und Königen solche Iura, unnd Gerechtigkeiten auszspricht, die er nimmer gelesen hat. Wie? Erkennestu denselben für Gerecht unnd Auffrichtig, der dich ausz deinem Erbhausz verstiesse, unnd vergönnet dir darfür etliche andere deine Gütter, die Er dir billiger massen vor längst wäre schuldig blieben? Wie kundte Wallenstein dem Käyser seinem Scepter wiedergeben, welchen er schon lange geführet, ehe desz Wallensteins ist gedacht worden! Bedünckt dich nun, O  p.140 unbilliger Richter, dasz Wallenstein hab gethan, was sich geziehmet? Ich will ja nicht glauben, dasz du solt darzu geschwiegen haben, wenn Wallenstein deinem König Ludwigen gleicher massen hette nach der Cron gegriffen. Bringt bey dir dann die Begierdt zu herrschen mit sich eine Verzeyhung aller Laster, und schelmen Stücklein? Ey so hab dir ein solche Begierdt auff deinen Kopff. Die Welt hat disz anhero nicht gewust, dasz dieser oder einiger Käyser, König, oder Potentat durch seinen Verrähter sey zum Reich erhebt worden, wie du uns allhie lehren wilt. Der Käyser stunde fest, unnd wäre unbeweglich stehen blieben, wo ihn Wallenstein nit hette stürtzen wollen, mit dem er gleich auch im Glück als ein Gesell hette bleiben können, wenn er in wiederwärtigem Unglück ein trewer Diener hette seyn wollen.

Ach du Ehrendieb, unnd gottschändiger Verläumbder, du fehlest sehr, in dem du darfür haltest, Ihr Käys. Mayestät Schatzkammer seye dermassen tieffgründig  p.141 erschöpfft, dasz er Seine getrewe wohlverdiente Diener nicht reichgäbig könne belohnen, der doch gegen seine Feinde so Miltgäbig sich offtmahlen erzeyget.

Du must ja selbst wieder deinen Willen bekennen, und gestehn, dasz dem Wallenstein nicht seine Verdiensten, sondern seine Untrew, unnd Meyneydt Hasz erweckt hat. In seiner Handt hatte er den Sieg, wieder desz Käysers Feinde, O hette er den erhalten, Wie hoch würde er alle seine Anneyder, unnd Miszgönner mit glücklichem Ehrentritt uberstiegen haben? Weil er aber seines Glücks sich nicht gebrauchen wolte, ist ihm an stadt einer unsterblichen Glory, ewiger Fall, unnd unauszlöschliche Schandt zu ewigen Zeitten wiederfahren. Zu wüntschen wäre es dir und ihm, Er hette so freymühtig sein Leben, Gütter und Freundt für dem Käyser auffgesetzt, als er Schandtflätig unnd Ehrvergessen dem Käyser nach dem Leben, Gutt und Freunden, getrachtet hat, so solte noch wohl Wallenstein im höchsten Ehrengradt bestehn, und das gantze  p.142 Reich für ihnen streitten, oder nach dem Todt sein Ehr unnd Nahme in Ewigkeit bekleiben. Ich weisz nicht was du meynest, da du sagen darffst, es sey männiglichen bekandt, dasz Friedlandt durch seine Tugendt und Mannheit das Reich erlangt, vermehret, und gestärckt habe. Lieber, wie und womit? Ja Landt- und Weltkündig ists, dasz er solches muthwillig Ruinieren, Verderben, und den Feinden einraumen wollen. Weiln du dann mit deiner Poeterey solche Schandthaten ehrlich anstreichen, unnd die Verrähter so freundtselig loben thust, so gebe der gerechte Gott dir entweder seine Gnadt zur Besserung deines Gemüts unnd Gewissens, oder verhänge uber dich solche
Straff, die alle Verrähter desz
Reichs und ihre Beyflichter
verdienen.

13. Das XIII. Capittel.: Von den Friedens Artickeln, welche zwischen dem von Friedtlandt, Sachsen, und Brandenburg beyde Churfürsten eingeben, und tractirt worden.

Von den Friedens Artickeln, welche zwischen dem von Friedtlandt, Sachsen, und Brandenburg beyde Churfürsten eingeben, und tractirt worden.

Die Friedens Artickel, welche Friedlandt, den Churfürsten ausz Sachsen unnd Brandenburg, sogar dem Evangelischen Ständen damahln in Schlesien zugeschickt, seynd diese gewesen.

1. I. Der Hertzog von Friedlandt begehrt mit dem Schwedischen Königreich, auch Churfürsten zu Sachsen, unnd Brandenburg einen auffrichtigen Frieden zu treffen, und da vielleicht der Käyser die vorgeschlagene, und angenommene Artickel nicht wolte gutsprechen, unnd bekräfftigen, verlobt Wallenstein dahin den Käyser zu bezwingen, darzu er allbereit gutte Mittel an Handen, unnd noch mehr erfinden wird.
 p.144
2. II. Alle von vorigen Käysern erlangte Privilegien sollen ernewert, und von frischem bestättiget werden: Auch sollen aller vertriebenen Persohnen Gütter, die ihnen abgenommen, oder sonsten verlassen worden, wieder erstattet werden, unnd will Er Friedlandt den Anfang machen, auch alle ihm geschenckte, oder erlangte Gütter, denselben gutt, und unverzüglich widergeben, denen sie zuhören, was unter dessen für Schaden solche Gütter durch Krieg oder sonsten gelitten, sollen die Possessoren vergessen, und nimmer einige recompens erfordern.
3. III. Alle Iesuiter müssen gäntzlich ausz Dem Römischen Reich vertrieben unnd verbannet werden, als die einige Urhäber, und Anstiffter des Kriegs, damit sie ja sich nicht in der Fürsten Höfe Eintringen, unnd Sie mit schädtlichen Rathschlagen vergifften.
4. IV. Die Maxima, oder gemeine Schluszrede (den Ketzern soll kein Glaub oder Trew gehalten werden) soll gantz weggeraumbt, und forthin bey allen Zusammenkunfften  p.145 unnd Rahtschlüssen auffrichtig ohn einigen Falsch gehandelt, und darob steiff gehalten werden.
5. V. Beyde Churfürsten Sachsen und Brandenburg, weil ja nicht müglich ihnen erlittener Schadt, unnd bey diesen Krieg angewendte Uncosten zu erstatten, werden sich nit wegern solche schwinden zu lassen, und hinfüro nichts davon zu begehren.
6. VI. Beyderseits Heer soll ausz desz Römischen Reichs Boden auff andere Feindt, und bevorab den Türcken geführet werden.

Neben diesen Puncten hat Friedlandt noch andere beygelegt, welche seine Persohn eygentlich berühret, darausz männiglich sein geitzigs unnd hoffertigs Hertz spüren mag, und seynd diese.

1. I. Wann Friedlandt die Böhemische Kron solte erlangen, verspricht er alle ausz selbigen Königreich vor Jahren vertrieben Personen wieder einzuführen, unnd ihnen ihre Gütter zuzustellen; Wie dann auch die Freyheit der Religion zu gestatten,  p.146 unnd den Pfaltzgraffen oder mit gewehrter Handt, oder sonsten bequemen Mitteln einzusetzen.
2. II. An stadt Melchelburg, Sagan, etc. welche er vom Käyser wegen seiner trewgeleysteten Diensten erlangt, auch was im noch vorbehalten, erbeut er Friedlandt sich allein mit der Marckgraffschafft Mehren zu frieden zu seyn.
3. III. Weil ihm der Bayerfürst Maximilian auff dem Tag zu Regenspurg zu wieder, auch der fürnembste Actor gewesen, dasz ihme die Generalität uber alles Kriegsheer abgenommen, wolle Er ihm das Ländtlein Ob der Ens, das er vom Käyser Pfandtweisz eingenommen, wiederumb mit Gewalt, unnd Wapffen, umb Erstattung seiner Schulden abnemmen.
6. IV. Begehrt auch Wallenstein, dasz man ihm beyde Kriegsheer untergebe, mit welchen er den Käyser zwingen wolte, allen getroffnen Vertrag, unnd Friedens-Artickel zwischen Ihme, unnd beyden gedachten Churfürsten zu unterschreiben  p.147 unnd zu bekräfftigen, er wolle, oder wolle nicht.

Dieser hochmütige Mensch vermeynte nicht, dasz ihm etwas von den Fürsten kündte oder solte abgeschlagen, oder im wenigsten disputiret werden, so gar hat ihn die stinckende Hoffart eingenommen, so viel verliesse er sich auch auff die geneygte Gemütter seiner underhabender Soldaten. Damit die Churfürsten aber auch an sich nichts ermanglen liessen, gaben sie nach gnugsamer Erwegung vorgeschlagener Artickel zu beständigerm Frieden auch nachfolgende Puncten ein.

Chur Sachsen und Marggraven zu Brandenburgk eingegebene Artickel.

1. I. Ihre Käyserliche May. solle das auff Beinen habende Kriegsvolck also baldt ausz dem Reich abführen.
2. II. Das Ertzbisthumb Magdenburg, und Halberstadt noch für sich, noch Ihre Durchleuchte seinen Sohn nimmer begehrn.
 p.148
3. III. Die Catholische Liga soll dem König in Schweden, oder dessen Soldatesca alle zu diesem Krieg angewendte Unkosten erstadten, und mit guten Mitteln dahin bedacht seyn, wie sie wohl content ausz dem Reich abgeschafft, unnd woher sie kommen, hingeführt kündten werden.
4. IV. Die Jesuiten sollen alle ausz der Rahtstuben, ja so gar ausz dem Reich abgeschaffet werden.
5. V. Zur recompens der angewendten Uncosten, und erlittenen Schaden von Käyserischen Armeen, soll der Käyser so wohl Chur Sachsen, als Marggraven von Brandenburg die gantze Schlesing einraumen.
6. VI. Die Freystellung der Religion soll allenthalben zugelassen seyn, unnd bleiben.
7. VII. An stadt acht Tonnen Goldts, welche Ihre May. Chur Sachsen schuldig, soll ihme Ober- und Nieder Lausznitz, und der halbe Theil desz Böhemischen Königreichs erblich zugestellt werden.
8. VIII. Ihr Käys. May. soll auch den  p.149 Erstgebornen Pfaltzgrävischen Sohn zu Heydelberg wider einsetzen. Wo der Käyser dessen eins sich weigerte, soll ihn Friedlandt darzu zwingen.

14. Das XIV. Capittel.: Copey desz Eydts, welchen die Obristen zu Pferdt und zu Fusz dem von Wallenstein zu Pilsen geleystet Anno 1634. den 12. Ienner. Wie auch, Käys. May. Auszschreiben, durch welchs alle Friedländische Soldaten ihres Ihm gethanen Eydts entbunden werden.

Copey desz Eydts, welchen die Obristen zu Pferdt und zu Fusz dem von Wallenstein zu Pilsen geleystet Anno 1634. den 12. Ienner. Wie auch, Käys. May. Auszschreiben, durch welchs alle Friedländische Soldaten ihres Ihm gethanen Eydts entbunden werden.

Zweyerley Schreiben wollen wir anhero setzen, Eins hält in sich die Verbindung aller Obristen, unnd gesambter Soldaten mit dem von Friedlandt, das Ander die Entlassung desz Eydts, mit welchem Sie jetzt gemeldtem Generalissimo verhafftet waren. Der Inhalt  p.150 Inhalt desz Ersten ist dieser:
Kundt und zu wissen sey männiglichen, welchen dieser Brieff vorkompt, dasz wie wir unterschriebene Generalen, unnd Obersten in gewisse Erfahrung kommen, Der Durchleuchtige Fürst unnd Herr, Herr Albert Hertzog zu Mechelnburg, Friedlandt, Sagan, unnd grossen Glockaw, etc. theils wegen viellerley eingenommener Schmach, unnd Unbill, theils auch wegen täglichen wieder ihn verübten neydischen Anschlägen, am allermeisten aber wegen Verwegerung nothwendiger Proviandt gäntzlich entschlossen, seine Wapffen niederzulegen, unnd vom Krieg abzutretten vorgenommen, Wir aber wohl unnd gnugsamb verstehn, wie diese resignation nicht allein Käys. May. zuforderst, dann auch dem allgemeinen Nutzen, unnd gantzen Kriegszeug zum verderblichen Schaden gereichen wird, auch gnugsamb gesehen, dasz bisz anhero all unser Heyl auff dieses Helden Haupt gerahet, dem wir auch in allem trew, und gehorsam gewesen, nuhn  p.151 aber bey solchem Vornehmen ins Verderben gerahten musz, sintemahl Er allein ist der unsere geleyste Diensten nach seiner angebornen Freygebigkeit vergelten kan unnd will: Haben wir diese an unserm Haupt hochschädtliche Wunden nicht können nit schmertzlich empfinden. Diesem allgemeinen Unfall nuhn bey Zeiten vorzubawen, haben wir unsern Feldtmarschalck Illo sampt noch vier andern Obristen zu Ihrer Excellentz Herrn Friedlandt, mit voller auctorität abgefärtigt, nemblich Obristen Morwaldt, Predaw, Lofy, unnd Hinnersam, sehr streitbahre Männer, welche bey Ihr Fürstl. Gn. seine gefaste resignation abbitten unnd desz gantzen Heers Trew, Glouben, Gehorsamb, bisz auff Darstreckung desz Bluts und Lebens anerbieten unnd versprechen sollen, ihn dahin zu vermögen, nur noch ein Zeit lang uns vorzustehen, bisz wir anderwerts unser Glück etwan ersehen mögten. Disz unsere Trew, und auffrichtige Liebe gegen unsern allgemeinen Vatter hat so viel vermögt, dasz er auch ohn unser  p.152 Vorwissen schon bey sich entschlossen, das Commando mitnichten zu begeben. Zu Danck dessen, damit wir ja nicht undanckbahre Kinder erfunden würden, geloben unnd schweren wir ihme alle Trew, und Gehorsam, auch das Leben bisz auff den letzten Blutstropffen bey ihme auffzusetzen. Ja wir schweren auch, besten Form unnd massen wir vermögen, wo einer oder der ander folgender Zeit an diesem Eydtbrüchig erfunden solte werden, Leib, Ehr, Gut unnd Blut auffzusetzen bisz solcher Meyneydt gebührmässig gestrafft würde.

Disz alles bekräfftigen, unterschreiben, unnd versieglen Wir ohn allen Falsch, trewlich, und ohngefähr. Zu Pilsen den 12. Jenner, im Jahr 1634.

Aus diesem ist leichtlich zu mercken, wie Friedtlandt so kräfftiglich ihme fast aller Soldaten Gemüter ime verbunden, und was ausz diesen Funcken für ein erschröcklichs Fewer entstanden wäre, wo sie nicht noch in der Äschen glimment wären auszgelöschet worden.

Käyserliches Mandat aber, welches an die Obristen Kriegsfürsten abgangen, lautet also.

Wir Ferdinandt von Gottes Gnaden, Erwöhlter Römischer Käyser zu allen Zeitten Vermehrer desz Reichs, etc. Entbieten allen GeneralOfficieren, Obristen, Leutenanten, Wachtmeistern, Befelchshabern zu Rosz und Fusz, auch allen unsern Soldaten Käyserliche Gnad, unnd alle Wohlfahrt, und thun Euch hiemit kundt unnd zu wissen, dasz wir ausz hochtringenden erheblichen Ursachen, zwar ungern bewegt worden, unsern General Feldt-Obristen nothwendig zu verändern, unnd Euch alle, ausz Käyserlicher Vollmacht dessen ihme geleysten Eydts zu entledigen. Befehlen auch hiemit ein Zeitlang, bisz auff unsere fernere Anordnung: an seiner Stadt, unsern getrewen Matthiam Gallas zu erkennen, demselbigen solt ihr eben solchen Gehorsam, Ehrerbietung, und Trew erweisen, die ihr zuvor je  p.154 einem General erwiesen habt, bey Straff unser höchster Ungenadt, und auszbleiblicher Leibs und Gütter Straff. Ob nun wohl etliche ausz den vornembsten Obristen (wie wir ungern vernommen) auff der Zusammenkunfft zu Pilsen mehr als ihnen geziehmet, sich in frische Verbindung eingelassen, unnd solches vielleicht ausz falscher Einbildung, unnd eytelem Versprechen geschehen seyn mögte, erbieten wir Uns allen solches, was wieder Uns, unnd unser Reich gereichen thäte, gnädigst zu verzeyhen, zwen auszgenommen, welche wir unserm Verhör, und gebührender Straff wollen vorbehalten haben. Wir versichern auch alle uns underworffene Soldaten, dasz wir sie nicht wollen verlassen, sondern unsere Gnad, wie biszhero, also ins künfftig erweisen, unnd alle Notturfft, so viel an uns seyn wird, zu verschaffen. Unnd ist unser ernstlicher Befelch unnd Will, dasz allen Exemplarien welche obgedachter General Gallas wird lassen abgehn, eben solcher Glaub zugestellt werde, gleich wie diesem  p.155 mit Unserm Insiegel, unnd Underschrifft bekräfftigten. Geben zu Wien in Oesterreich den 24. Jenner, im Jahr 1634. Unsers Römischen Reichs im funffzehenden, desz Ungerischen im 16. desz Böhemischen im 17. FERDINAND.
(L. S)

15. Das XV. Capittel.: Von Eroberung der Stadt Augspurg, und was beym Obristen Deveroux ferner vorgangen.

Von Eroberung der Stadt Augspurg, und was beym Obristen Deveroux ferner vorgangen.

Wiewohl mein allerliebster Herr Iacobus Butler verstorben, ist doch in mir die Begierdt meinem Beruff nach, den Soldaten in geistlichen Sachen Hülff zu leysten mit nichten erstorben. Weil ich aber wegen der Sprachen nicht allen helffen kundte, begabe ich mich zu meinen Landtsleuthen den Irrländern, welche der Obriste  p.156 Walter Deveroux damahln Commandirte, und zohe mit ihnen vor die Stadt Augspurg. Je Volck- unnd Güttreicher die Stadt Augspurg ist vor andern Stätten in Schwaben, je wiedersetzlicher sie sich dem Käyser erzeygte, dadurch sie dann in solche Noth, und Hunger gerahten, dasz auch desz Menschenfleischs nicht ist verschont worden. Sonsten war ein solcher Mangel an zeitlicher Nahrung, unnd essender Speisz, dasz ein Masz Bier verkaufft ward umb sechs Gülden, ein Pfundt Schaaffleisch umb vier und dreyssig Thaler. Ja von Katzen, Hunden, Wieseln, Mäusen und dergleichen Thier ward ein Pfundt bezahlt umb zwölff Batzen, ein Pfundt Eselsfleisch umb neun Batzen. Ich geschweige gern desz Korns unnd Meels, dessen ein Mest sampt den Kleyen verkaufft worden umb zwantzig Thaler, Ein Masz gemeines Weins umb sechs Thaler. Gleichwohl war die Halszstarrigkeit dieser Leuth in so hochtringender Noth so grosz, dasz auch ein freventlicher Schwetzer vor vielen Zuhörern sich nicht  p.157 schämbte zu sagen, es wäre besser und löblicher, dasz sie Hew, oder Sprew fressen wie die Ochsen unnd Pferdt, ja die lincke Hände abnageten, und mit den Rechten kämpffeten, weder sich dem Käyser unterwürffen: Aber die Soldaten beantworteten ihn recht, unnd sprachen, Er solte versuchen wie gütlich es ihm thäte die lincke Handt abfressen, und mit der andern fechten, so wolten sie ihm nachfolgen: im ubrigen aber fiengen sie an mit dem Käyserischen zu tractiren, und zogen auff folgende Artickel ausz der Stadt.

1. I. Solten sich alle Soldaten in der Besatzung liegende lassen unterhalten.
2. II. Alle Kirchen, ohn eine allein, solten den Catholischen wiederumb eingeraumbt werden.
3. III. Auff ihrn Säckel solte die Stadt ein Besatzung von drey Tausendt Mann unterhalten.

Von Augspurg zohe man auff Ulm, unnd ward selbiger Stadt gleich im Anfang am Osterabendt der Pasz versperrt, darnach mit dem Heer umbgeben, und belägert.  p.158 Wir aber ruckten auf Geiszlingen, von dannen den Ostermontag in Lottringen auff die Frantzosen, welche nuhn offentlich Schwedisch sich erzeygten, von welcher unser expedition hernach soll geredt werden, wenn wir an den Fürsten von Lottringen kommen.

Zur selben Zeit gabe es ein groß Gespräch vom Bapst Urbano dem Achten, ob solte er mehr dem Gegentheil, als dem Käyser geneygt seyn, welches ich in seinem Werth unnd Unwerth will beruhen lassen. Disz ist aber war, unnd zugleich lecherlich, welchs ein Spanier in den Oesterlichen Tagen bey den Calvinisten soll begangen haben. Dieser kompt in die Kirche, da sie ihr Finstermahl, doch bey hellem Tag hielten, unnd er siehet ungefähr ein Kante mit Wein und halben Kuchen, welchen er erwischt, unnd isset, darauff die Kante an den Mundt setzt, unnd hebt den Wein hell ausz, hielte also selben Tags für alle andere allein das Nachtmahl.

Auff dem Durchzug kamen wir gehen  p.159 Tübingen. Diese Stadt ist berühmbt wegen der hohen Schul, unnd gelehrten Leuthen, die daselbst seynd; Nahe darbey liegt ein festes Schlosz, von dannen zohen wir durch verwüste, öde Dörffer, uber den Schwartzwald; da wir nun gegen Abend wolten in ein Dorff gehn, hielten uns die Bawren mannlich ab. Der Obriste Leutenandt aber, ergrimmet uber sie, liesse die Pforten mit Gewalt auffhawen, und die Bawren zur Gütigkeit bezwingen. Durch Waldtkirchen kamen wir auff Hochberg, welches Schlosz sechs Regiment von den Durlachischen verwahreten, darumb musten wir uns fürsehen, auff dasz wir nit hinderlistiger weisz von zwey Tausendt Mann umbringt würden. Also giengen wir sicher unnd unverhindert auff Frieburg (welche Stadt mehr wegen guter Künsten unnd Studenden, als Kriegsbereitschafft bekandt ist) unnd folgendt gehn Breysach.

Breysach ist der fürnembsten Festungen eine in Teutschlandt, hoch auff einem Berg, fast zweymahl mit dem Rhein umbgeben,  p.160 sonsten auch durch Menschen kunst und natürlicher Art wohl versehen. Umb unnd umb seynd zweyfache tieffe Gräben, mit duppelten festen Mauren umbfasset, unnd ein schöne Ebene so weit man sehen kan. Mitten auff dem Marckt stehet ein hoher Thurn, darinn ein uber alle masse tieffer Brunn, ausz diesem musz ein Esel, oder Pferdt, welchs vom gemeinen Kosten erhalten wird, alles Wasser herausz ziehen, dessen die gantze Stadt gebraucht. Mit Vorwehrn, und Bollwercken ist sie trefflich wohl versehen, gegen Nidergang ist ein lange unnd breitte Brücke uber den Rhein, gegen Mittag siehet man kunstreiche Wassermühlen in Schiffen. Wir haben allda gesehen ein grobes Geschütz, oder gegossenes Stück, welchs in seinem Bezirck neun Elen weit war, unnd ward die Stadt damahln belägert von dreytausendt Mann. In dem wir uns allhie auffhielten, bekame ich ungefähr eine History von einem Teutschen beschrieben, in welcher viellerley Fürsten der Welt beschrieben waren, nicht ohne sonderbahre Wohlredenheit,  p.161 unter andern hatte die Contrafeyt ¹² desz Grossen Königs Iacobi in Brittannien dieses Lob:

En tibi Rex supra cum pallade doctus Apollo,
In laudes merito docte Iacobe Tuas:
Infra te posita est Cunctarum Copia rerum,
Quam felix populus Magne Iacobe tuus.

Das ist:

O König Jacob in Engellandt,
Nit umbsonst wirstu grosz genandt,
Uber dir ist Apollo und Pallas,
Zu deinem Lob gereicht dir das.
All Uberflusz liegt unter dir,
Bringt deinem Volck viel Glück und Ziehr.

Was wir für Mangel und Elendt auff dieser Reyse gelitten haben, ist nicht zu sagen, und weil weder für die Pferdt, noch für uns etwas an Nahrung vorhanden, seynd wir von dannen nach Ensesheim verruckt. Bey dieser Stad fleust der Flusz  p.162 die Ill genandt, kompt von dem Gebürg im Elsasz. Von dannen giengen wir auff Molszheim, bekamen so wenig zu leben wie zuvor, eyleten derowegen ins Lothringische Läger, da wurden wir gewahr dasz unsere Völcker fleissig dem Feindt auffwarteten, unnd erfrewte sich der Herzog ausz Lothringen Carolus selbsten wegen unser Ankunfft, verhoffend die Stadt Befordt also zu erobern, dahin er dann mit hundert Dragonern den Obristen Mercy, einen kühnen unnd tapfferen Mann commandirte; zu ihm waren allbereit auch etliche Trouppen Crabaten gestossen. Was da verrichtet worden, soll an seinem Ort vermeldet werden.

Unterdessen kame Bottschafft ein wie glücklich der König in Bayern FERDINANDUS III. als Generalissimus zu Regenspurg und Nördtlingen gestritten, und uber die Feinde triumphiret, dardurch die Ungerische Stände dermassen erfrewet worden, dasz sie ihrm König in Teutschlandt den Krieg fortzuführen, ein unzähliche Summa Geldts gemacht haben.  p.163 Eben umb dieselbige Zeit ist von den Spanischen die Stadt Trier erobert, und selbiger Churfürst Philips Christoff von Sötern, wegen gepflogener Rathschläge mit dem König ausz Frankreich, wie man sagte, gefänglich angenommen, und gehn Brüssel geführet worden. Der Bayerfürst Maximilian hat auch mit Einwilligung desz Bapsts seine Baase Käyserl. May. Eltiste Tochter zur Ehe genommen. Der Hertzog in Lothringen wurde durch ein Apostem tödtlich kranck, und entrunne desz Todts gefahr nicht ohne Blutvergiessen. Dieser Hertzog gleich wie er von Natur freundselig, also war er auch Käy. May. in allen Fällen getrew, umb dessen Lieb willen, Er nicht allein sein Hertzogthum, sondern alles was er gehabt, sampt seinem Leben dem gefährlichen wanckelbahren Glück ergeben und
hinein gewaget.

16. Das XVI. Capittel.: Vom Krieg desz Hertzogen ausz Lothringen wieder die Frantzosen.

Vom Krieg desz Hertzogen ausz Lothringen wieder die Frantzosen.

Als wir vor Befordt lagen, ertapten unsere Crabaten den 6. Maij einen Botten, welcher mit Brieffen zum Feindt gienge, dieser ward also baldt gehenckt. Den eylfften dieses, uberfielen uns die Belägerten mit solcher Ungestümme, dasz unter dem Obristen Leutenandt seynd Pferdt erschossen, unnd wir von der Belägerung abgetrieben wurden nicht ohn unsern grossen Schaden: dann wir hatten in kurtzer Zeit vierhundert Pferdt verlohren, ausz welcher Gefahr uns der Hertzog selbst mit vier Tausendt Mann erlediget, und mit unser aller Verwunderung also bald sein Kriegsvolck gemustert, unnd ein newen Eydt von ihnen erfordert hat, mit auszführlicher gegebener Ursach, weil ihm nemblich wohl bewust, dasz noch viel seiner Verrähter vor  p.165 seinen Augen stünden, welche noch zur Zeit umb gewisser Ursachen willen dulden müste. Es streifften die unserige offt mit zwölff Tausendt auff den Feind, und bevorab die Crabaten, welche auch noch denselbigen Tag, drey Regiment zertrennet, und dem Hertzogen drey Kriegsfähnlein praesentiert haben. Alle Pagagy haben sie von einem Regiment zur Beut bekommen, und weil das Pulfer ohne Gefahr nit füglich kundte fortgebracht werden, zündeten sie es an. Unter den Gefangenen war ein Obrister Leutenandt, unnd Wachtmeister, beneben vielen die auff der Wahlstadt todt geblieben. Auff disz setzten wir abermahl in die Frantzosen, und als wir vermerckten, dasz sie uns mit Listen wolten angreiffen, sahen wir uns wohl für, aber unsere Crabaten setzten so tapffer auff sie zu, und kämpfften mit solchen kräfften, dasz sie musten die Flucht geben. Damit nun der Feind nicht gar eben erfahren mögte wie starck wir wären, theileten wir unser Volck in zwey Heer: eins gienge uber das Elsasser Gebürg, das  p.166 ander durch Burgundt, und traffen den Feindt an bey der Stadt Luyr. Weil aber nicht gnugsamb Fuszvolck vorhanden, unnd der meiste Theil Reuterey ware, schlugen wir unsern Läger auff einem Berge, richteten die Stücke gegen den Feind, und liessen die Crabaten umb sie hawen, welche ihnen grossen Schaden zufügten. In diesem vernahmen wir, dasz dem Feindt acht tausendt Mann zu Hülff ankommen, unnd uns also uberlegen wäre, derhalben wir genöhtigt das Läger anzuzünden, und bey Nacht auff Befordt zu weichen, der Feindt aber setzte uns weidlich nach, und erschluge viel. Also giengen wir richtig auff die Ebene nach Breysach, verhoffende der Feindt solte uns nachsetzen: Er aber gieng auff die Stadt Bruntrud, und erobert solche. Viel Frantzosen kundten den Teutschen Lufft nicht leyden, und fielen dahin, darumb der Obriste Feldtherr La Force gezwungen war, sie wiederumb in Lothringen zu führen.

Umb Breysach erwarteten wir newen Succursz unnd kamen unter dessen zu  p.167 uns der Feldtmarschall Coloredo, beneben dem General Feldtmarschall Leutenandt Johann de Werth, mit dem General Wachtmeister Baron de Suis, und General Feldtzeugmeister Reinacher mit einem starcken Zeug, da eroberten wir baldt zwey Stättlein, darinn Frantzösische starcke besatzung lag, und verhergten umb die Stadt Colmar, welche dem Käyser rebellirte, alles Getreydt, unnd verbrandten die Weinberg. Die Ursach war diese: Es hatte Ihr Käys. May. einen Obristen mit sieben Compagnyen Fuszvolcks in selbe Stadt zur Defension eingelegt, da nun das Schwedische Volck umbhero grassirte, erschlugen die Bürger selbigen Obristen bey der Nacht, und namen den Feindt in die Stadt.

Wiederumb theileten wir unsere Armee, den einen Theil führte der Hertzog von Lothringen (welchen der Baron de Suis, und Mercy beyde General Wachtmeister begleiteten) durch unebene enge, gefährliche Umbwege bisz zu der grossen berühmbten Handelstadt Romiromund:  p.168 Johann de Werth aber gienge einen richtigern Weg in Lothringern mit siebentzig Cornetten Reuter. Wunderlich waren allhie anzuschawen die umbliegende Berge, dann oben waren sie weisz von Schnee, in der mitten reich von Samen, unten grüne, und voll blüender Bäum. Kaum hatten wir den Fusz in Lothringen gesetzt, werden wir gewahr, dasz im ersten Eingang fünff Compagny Frantzosen in Besatzung lagen, unnd ehe wir uns recht zur Wehr geschickt, fallen sie gewaltig auff uns zu, unnd trieben uns zu rucken bisz in Schmirmeck, da wir dann drey Tag zugebracht haben.

Unter dessen bemächtiget sich General Gallas der Stadt Speyer, und Manheim, vertreibt ausz vielen Stätten die Weymarische Besatzung, unnd legt sich umb Mäyntz: Aber der Fürst von Weymar saumpt sich nicht lang, geht mit allem seinem Volck, unnd was er frisch ausz Franckreich durch den Cardinal de la Valetta bekommen, richtig auff Mäyntz zu, unnd vertreibt den Gallas ausz der Belägerung.  p.169 Zu der Zeit ergaben sich in Käyserliche deuotion die Reichsstätte Nürnberg, Ulm, unnd Franckfurt am Mayn.

Unser Johann de Werth feyerte unter dessen gar nicht, sondern setzt glücklich auff die Franzosen, unnd erobert in einer Schlacht drey und zwantzig Kriegsfähnlein, einen Obristen Leutenandt, unnd Wachtmeister, unnd als er vernommen, dasz der Feldtmarschall de la Force auff ihn zugienge, fügete er sich bey das Fuszvolck, welchs in die zwölff Tausendt Mann sich ersteckt. Nicht geringern Sieg erhielte auch Picolomini wider die Frantzosen bey Löuen, von welcher Stadt Belägerung er sie glücklich abgetrieben, darzu dann die Studenten, unnd allerley geistliche Ordenspersohnen geholffen, jedoch hat seinen Lob vor andern der Obriste Priston mit seinen Irrländern, welche die Frantzosen zu erst ausz iren gemachten Wercken und Schantzen geschlagen haben.

Den eylfften Julij kame dem Johann de Werth Kunfftschafft ein, dasz ein  p.170 Troup Kürassirer in einem Dorff nicht fern vom Hauptläger de la Force sich sehen lassen, auff welche er durch den Waldt geschwindt zugangen, weil sie aber gutte Wacht hielten, brachte er nur etliche Frantzösische vom Adel gefangen mit sich ins Läger, und wäre an dem gewesen, Er hette den von Weymar, und Cardinal de la Valetta ertapt, wo sie nicht bey Zeit avisiert, sich mit vollem Randt hetten davon gemacht. Wenn da Gallas gewölt, hette man das gantze Frantzösische Heer vertilgen können. Dann wegen seiner Hinlässigkeit, oder bedachtsamen Verzug, ist der gantze Hauff gehn Metz entwichen, unnd alle Pagagy, Geschütz, unnd Munition dahinden gelassen. Von diesem Stücklein will ich andere richten, und urtheilen lassen, die Braut wäre unser gewesen, wenn wir nur hetten tantzen wollen. Jedoch setzten die Unserige inen auffm Fusz nach, und hatte bey dem Feindt das Ansehen, als wolten wir die Stadt belägern, darumb er sein Heer herumb schwunge uns zu versperren, dem wir doch balde  p.171 vorkamen, unnd ihn zuruck wiesen; also entwiche der Marschall de la Force bey Nacht, Johann de Werth aber jagte ihm nach, und erlegte bey fünffhundert Mann.

Auff disz Vorgehn ruckte der Hertzog in Lothringen auff die Stadt Romervill, greifft sie mit embsigen Schiessen an, und trifft die Mauren mit groben Stücken so lang unnd viel, bisz sich die Frantzösische Besatzung ergabe. Es war ein solche Frewd in dieser Stadt da sie ihrn Fürsten ersahen, dasz alle Klein und Grosz, Geistliche und Weltliche, Hohes unnd niedriges Standts ihme auff die Gassen unnd Weg entgegen lieffen, und ihres Hertzens Frewde erzeygten. Unserem Regiment war befohlen das Schlosz, welches sehr starck, unnd mit sechs erschröcklichen Thürnen hoch auff einem Berg liegt, einzunehmen, dessen wir uns dann auch mit schwerer Mühe, und Arbeit bemächtiget, und alles was da hinein geflöhet war, zur Beut bekommen.

Eben in diesem Monat hat der Käyser mit ChurSachsen, unnd andern  p.172 Teutschen Fürsten auffs New Friedt beschlossen.

In dem nun die Feindt sich in Ordnung, unnd zur Schlacht schicken, setzt Johann de Werth unversehens auff sie, unnd erlegt ein gantz Regiment Reuter, bringt den Obristen selbst, und Obristen Wachtmeister gefangen mit sich. Den siebenzehenden September wurden auff die wohlbefestigte ansehnliche Stadt S. Nicolai zwey Tausendt der Unserigen commandirt, weil aber fast alle in der Besatzung kranck waren, giengen sie leichtlich hinein, schlugen die Feind alle nieder, und eroberten gutte Beuten.

17. Das XVII. Capittel.: Wie es weitter mit Lothringen, und Frantzosen ergangen.

Wie es weitter mit Lothringen, und Frantzosen ergangen.

Um zwantzigsten Tag Julij brachten unsere Irrländer vom Feindt dreyssig Gefangene, die Ungern aber Achtzig, ohn viel, welche sie nieder gemacht. Den 27. dieses Monats  p.173 begiengen die Frantzosen Ihres Königs Geburtstag, und liessen dreymahl alle ihr Geschütz loszbrennen, weil wir aber die Ursach nicht wusten, hielten sich unsere Soldaten die gantze Nacht wachtsam in der Gewehr, aber nach zweyen Tagen brachen sie auff unnd darvon. Den andern Octobris ward dem Hertzogen von Lothringen durch vertrawter Freundt Brieff zu wissen gefüget, wie das gantze Weymarische Heer so leichtlich, unnd ohne grosse Gefahr vom General Gallas hette können geschlagen werden, welchs ihn dermassen geschmertzt, dasz er von keinem nichts anhören, auch seine allergeheimste Leuth nit wollen vor seine Augen kommen lassen.

Als nun, wie gesagt, unser Volck von der Belägerung der Stadt Mäyntz muste auffbrechen, unnd ein grosser Mangel an Unterhaltung war, dann ein Masz Wein wurde bezahlt für zween Thaler, ein Pfundt raw Brodt umb drey Gülden, suchten sie einen andern Weg.

Eben disz vertriebe auch ausz selbiger Gegendt dem Feindt, den ausz Mangel  p.174 die Pferdt täglich in grosser Zahl dahin fielen, also dasz er im Abzug zwantzig grobe Stück muste dahinden lassen. Da hette Gallas abermahl dem Feindt ein grossen Abbruch thun können, aber er liesse sein gemächlich, unnd ohn einigen zuzefügten Schaden den Weymar mit viertzig tausendt Mann gehn Mussipont ziehen, und sich mit dem Marschall de la Force versamblen. Unnd disz schmertzete so inniglichen den Hertzogen von Lothringen, wie billig, verfügte sich sehr betrübt den 7. Octobris zum Gallas, die Sach etwas besser zu berathschlagen. Auff dieser Reysz wird er avisirt, dasz der Frantzösische König selbst nicht fern auff der Jagt sich erlustige solches Wildt zu fahen, nimpt er etlich tausendt Mann mit sich, und spüret ihm nach, aber er verfehlet desz rechten Wegs und desz Königs. Umb dieselbige Zeit führte der starcke Heldt Johann de Werth etliche Compagnyen auff den Feindt, der hin und wieder in den Dörffern sich hielte, aber sie wurden seiner in Zeitten gewahr, unnd salvirten sich mit der Flucht.  p.175 Desz andern Tags suchte er sie besser, und zwange sie auff ebenem Feldt sich zu wehren, grüssete aber die Trouppen so freundlich, dasz sie kein Fähnlein behielten, unnd den Reiszausz spieleten, verliessen ihm gleichwohl tausendt fünffhundert Wägen, welche er ob Mangel der Pferdt verbrennen muste. Den 16. October giengen wir auff ein feines Schlosz Blomont genandt darauff Frantzösische Besatzung lage, welche unser nicht erwarten wolten, sondern rissen die Thürn, und Schantzen nieder, unnd raumeten die Herberg. Da kamen wir erstlich zum Gallassischen, und stärckten uns beyderseits, verschantzten uns auch dermassen, daz uns der Feindt (der nur zwo Stundt gangs von uns war) gantz und gar nicht kundte beykommen. Dem redtlichen Hertzog von Lothringen aber war nicht genug allein mit seinen Wapffen den Käyser unnd sich zu beschützen, sondern begehrte den Feindt auch ein Abbruch zu thun, deszwegen er dann sein Fortun suchete, unnd ungefähr dessen von Weymar Pagagy antraffe,  p.176 die Confoy erlegte, alle Wägen, weil sie nit fortzubringen verbrandte, mit sampt den Stücken. Disz wolten die Feinde nit ungerochen lassen, fielen derowegen starck auff uns zu, unnd musten die Crabaten, Ungern, und Polen den Feindt auffhalten, und den Einfall verhüten. Alle redtliche Soldaten stunden in gutter gewüntschter Hoffnung, es würde ja nun zum Haupttreffen kommen, aber den Feldt Obristen gefiele solches bisz auff bequemere Zeit zu verschieben. Was unter dessen in diesem Läger für ein menge Volcks, für ein Anzahl Pferdt zu scheittern gangen, kan schwerlich erzehlt, viel schwerlicher geglaubt werden. Vielen gienge es tieff zu Hertzen, dasz, so viel mannhaffte stoltze Männer ausser der Schlacht, unter den Freunden musten darnieder fallen. Desz andern Tags ruckte der Feindt fort, unnd folgte ihm Johann de Werth auffm Fusz nach, resolvirt glorwürdig im Treffen sein Leben auffzusetzen, als zaghafft unnd schändtlich im Läger mit dem Hunger unnd Elendt zu streiten, aber er muste mit geringem  p.177 Nutzen zuruck kehren. Der General Gallas aber machte ein grosz, unnd Fürstliche Gasterey, und beruffte die vornembste Obristen unnd Officierer. Zu obrist an der Taffel sasse der Hertzog von Florentz zu dessen rechten Seiten sass Ihr Churfürstlichen Gnaden zu Mäyntz Abgesandter, der Grave von Gronszfeldt, Obrister Feldtzeugmeister desz Ligistischen Volcks, Gallas, Johann de Werth, der Marggrav Passampier General Wachtmeister. Auff der andern Seiten der Spanische Abgesandter vom Cardinal Infante, General Marschall Coloredo im Käyserischen Volck, Graff Götz Marschall Leutenandt, der Altere Wangler, General Wachtmeister und andere Generalen in ihrer Ordnung, und war bey dieser Tafel nicht einer ausz den Obristen.

Den 23. Novembris brachen wir auff, und zohen nach Pfaltzburg, von dannen nach Zaubern, welche sehr feste, unnd vornehme Stadt im Elsasz der Marquis de Grana kurtz zuvor den Frantzosen hatte abgenommen. Allhie ruhete Gallas ein  p.178 wenig ausz, und damit die arme Knecht nicht müssig wären, musten sie die Wäll umb die Stadt verbessern, und andere nothwendige Ding verrichten, es manglet auch allhie an Hunger nicht, der uns immer nachzoge. Da solte der Christliche mitleydige Leser gesehen haben auff dieser Reyse ein fast herzlichs scheinbahrlichs Elendt, die Mütter warffen ihre Kinderlein von sich, damit sie den erbärmlichen Todt derselben nicht sehen müsten, die tapffere Soldaten, welche dem Feindt niemahln den Rücken gewendt, fielen im Schnee nieder und gaben ihrn Geist auff, andere lieffen den todten Gäulen, unnd stinkenden Ochsen nach, ihr Leben noch ein kleine Zeit zu fristen. Da musten die Feldtherrn das Läger wohl theilen, unnd gienge der Ligae Volck nach Trier, und Lüttig die Käyserisch mit Coloredo theils in die Frantzösische Gräntzen, theils mit dem Marschall Leutenandt Coloredo in Burgundt, theils behielte Gallas bey sich. Unser Regiment führte der General Wachtmeister Wangler nach Bockenheim  p.179 (welchs Orth dem Hertzogen in Lothringen das Spanische Cammergericht mit noch 20. andern Dörffern nach langer Rechtfertigung mit dem Graven von Nassaw hatte zugesprochen) und Saarbrücken. Disz ist ein weite wohlerbawte Statt mitten auff der Saar, darinn ein wohlgeziertes Schlosz zu sehen ist, mit seinen Gemachen, und Sälen. Allhie hab ich gesehen desz Marggraven von Durlach Dochter Maria Elisabeth, welche mit dem Graven vermählet war. Diese redete sehr wohl Latein, war in Philosophischen Künsten gnugsam erfahren, und ein gutte Poetin, darüber sich viel verwunderten. Von dannen wurden wir geführt gehn Wallerfang, eroberten solches mit Gewalt, und schlugen die Frantzosen alle zu todt, die da in der Besatzung lagen. In diesen Orthen solten wir Winterläger haben, weil es aber unserm General nicht gefiele, ersuchte er den Gallas abermahl, muste gleichwol darin vorlieb nemmen. Zu Endt dieses Jahrs seynd uns ausz Polen acht tausendt auszerlesen  p.180 Soldaten zugeschickt worden, in ihren Fähnlein lase man diese Wort: “Auis Aquila grandis magnos hostes pellit”: Das ist: Der Adeler ein grosser Vogel vertreibt grosse Feindt. Ein jeglicher Reuter führte zween Säbel, einen an der Seiten, den andern am Sattel. Zur selben Zeit bekamen wir Bericht vom Zwispalt zwischen den Frantzosen, Schotten, und Engelländern in Hollandt, wie dann auch von der Niderlag der Frantzosen daselbst, und wie die Dünkircher zwey hundert und zwantzig Schiff den Holländern hetten abgenommen. Damahln hat der Printz de Roan desz König in Franckreich Feldtmarschall in Italien seine Schantzen weit versehen, und den Spaniern mit Verlust seines Kriegsvolcks das Hertzogthumb Parma lassen müssen. Im letzten Tag Decembris ist unser Coloredo, Mercy, unnd Passampier gegen Lützemburg verruckt, weil Weymar, weisz nicht was, für Unruhe daselbst erwecket hette.

Im Jahr Christi 1636. ward unser Kriegs Obrister von Mangel an Proviandt  p.181 hart getruckt, gedachte derowegen auff allerley Mittel sich wider zwen Feind, nemblich Frantzosen, und Hunger zu wehren, griffe also die Feinde an, und führte sein Volck gehn Theonvill, oder Diedenhoven, welche Stadt an der Mosel liegt. Disz Wasser hat seinen Nahmen vom Mosa, oder der Mosz, und den Flusz Sella, welcher Flusz Mosa ausz den Bergen im Elsasz entspringt, und wunderlich umbhero fliessendt an die Stadt Sella kompt, welche vom Flusz Sella ihrn Nahmen hat, und bekompt da seinen Nahmen Mosella, oder Mosel. An diesen Orthen war ein Müller, der den Soldaten viel Schaden thäte, welchen etliche für ein Zauberer andere aber für ein listigen Kriegsmann hielten, der baldt darnach von den Bauern auch auffgerieben worden. Unser General schluge bey Diedenhoven ein Schiffbrücke uber die Mosell, und setzte sein gantzes Heer auff die andere Seiten. Und als er seine Sachen zu recht angeordnet, verreysete er nach Brüssel zum Cardinal  p.182 wegen Vollführung desz Kriegs sich Rahts zu erholen.

18. Das XVIII. Capittel.: Vom ursprung desz erregten Kriegs zwischen dem König in Franckreich und Hertzogen in Lothringen.

Vom ursprung desz erregten Kriegs zwischen dem König in Franckreich und Hertzogen in Lothringen.

Demnach Ludouicus XIII. König in Franckreichvermerckte, dasz er seinen Bundtsgenossen den Schweden und ihren adherenten wieder Kays. May. nicht füglich kündte Hülff zuschicken, er hette denn sich desz Hertzogthumbs Lothringen versichert, gebrauchte er sich solcher Mittel, wie die König pflegen, und bewapnete seine Begern an den von Lothringen Carolum den III. mit Vermelden, er wolle Ihme doch etliche Städt im Hertzogthumb ein Zeitlang zukommen lassen. Weil nun der Vorsichtige Fürst wohl sahe, dasz er dem König, ohn Verderben desz gantzen Landts, nicht füglich kündte abschlagen, verwilligte  p.183 er in gethane Aufforderung. Aber Ludouicus liesse sich hiemit nicht begnügen, fordert in zu sich und befahle ihm, die Wapffen, welche er zur defension desz Käysers gefasset, niederzulegen, den König ausz Schweden, als seinen Bundtsgenossen, nit zu bestreitten, auch die Hauptstadt Nanci ihme einzuraumen. Der Hertzog antwort dem König freundtlich, es könne disz schwerlich geschehen, weil er von Käy. May. belehnet, und als ein getrewer Vasall wieder seinen Lehnherrn nicht streitten, viel weniger in Nöthen verlassen solle. Was die Stadt Nanci anlange, wolte er Ihr May. unterthänig gebetten haben, solches nicht an ihn zu gesinnen. Der König aber hielte noch schärpffer an, bisz er endtlich rundt herausz sagte, Er gedächte gar nicht von desz Käysers Seiten abzutretten, sintemahl auch seine Voreltern die einmahl getroffeneVerbündtnussen mit Käys. May. unverbrüchlich, und allzeit heilig gehalten. Disz solte billig dem Hertzogen ein ewiges Lob bey ehrliebenden Leuthen gebracht haben,  p.184 aber für diszmahl ist es ein Anfang desz Frantzösischen Hasses wieder das Hausz Lothringen gewesen. Damit aber der König dem gemeinen Mann, unnd Auszländischen allen Verdacht seiner Ungerechtigkeit benemmen thäte, gab er auff Carolum fälschlich ausz, ob hette er sich wieder den König mit seinen Feinden verbunden, als ein Vasall der Königlichen Cronen schuldigen Gehorsam versagt, wie auch seine Schwester wieder desz Königs Verbott, und desz Reichs Ordnung oder Satzung, seinem Bruder auffgeschwetzt, etc. Darauff belägert er mit starckem Heer die Stadt Nanci, und nimpt sie in seyn Gewalt. Carolus hatte damahln seinen Bruder Nicolaum Franciscum gewesenen Cardinal in der Regierung desz Landts bevollmächtiget, unnd umb Friedt zu erhalten, befohlen ein Neutralität anzubieten, aber es wolte nicht angehn: Dann so baldt die Stadt eingenommen, wird der gewesene Cardinal, sampt seiner Vertrawten Claudia verwahrlich angenommen, und mit gnugsamer  p.185 161 Wacht in ihrm eygnen Hausz eingeschlossen. Als sie nun gesehen, dasz sie dergestelt solten gefangen bleiben, wolten sie lieber ehrlich entfliehen, als so spöttlich gehalten werden, giengen derentwegen mit ihren Freunden zu raht erdachten ein wunderlichen List davon zu kommen. Ihre Fürstliche Kleydung legten sie von sich, zohen Bauren Kleyder an, namen Körbe mit Mist auff ihre Achseln und Köpff, und giengen in die Weinberge, durch welche sie sich geschwindt hin gemacht, und richtig in Italien seynd geführet worden. Ein andern fundt hat Henrica desz Fürsten zu Pfaltzburg Gemahl erdacht. Ein Edelgeborner Jüngling ausz Engellandt war eben zu der Zeit in der Stadt, welcher wegen grosses Schmertzens am Schenckel ein Gelübdt gethan, ein Capell unser Frawen zu besuchen, und seine Andacht daselbst zu verrichten. Dieser verbarg die Princessin in seine Kutsche, führet sie mit an das bestimpte Orth, da zwey Pferdt bereit waren, auff welchen sie in die Graffschafft Burgundt sicher kommen seynd.  p.186 Von dannen begaben sie sich wiederumb viel zu keck durch Franckreich, da sie dann von zwen Adelichen Herrn erkandt, und begrüsset worden, welche die Fürstin freundtlich gebetten Sie nicht zu offenbahren, oder in Gefahr zu bringen welchs sie Ihr versprochen, unnd also sicher auff Brüssel passiren lassen. Die andere Schwester, unnd desz Königs Bruders Gemahl legte Manskleyder an, und kame also gehn Diedenhoven: aber Nicolaa desz Hertzogen Gemahl ward gefangen, und gehn Parisz geführt, da sie noch in Verwahrung behalten wird.

Als nun der König in Franckreich das gantze Hertzogthumb Lothringen eingenommen, liesse er zu Barr ein ährine Säul auffrichten, darin er die Ursach gehawen, warumb der Hertzog seines Landts wäre verlustig worden: Zu Nanci aber ward bey höchster Straff verbotten, allen wes Standts, oder Wesens sie wären, Auszländern, und Einsassen, dasz keiner Calorum Ein Hertzog zu Lothringen mehr nennen, oder tituliren solte. Bald darauff  p.187 fieng man an uber die geistliche Ordenspersonen zu tyrannisiren, vertriebe viel auszm Landt, den andern war verbotten, hinfüro für keinen andern, als König in Franckreich zu betten in dem gantzen Hertzogthumb. Eben hatt der König in Franckreich zur Zeit desz Schwedischen Kriegs in seinem Reich auch befohlen, unnd allen, welche ausz Teutschlandt dahin geflohen, bevorab den Geistlichen, bey Straff der Gefängnusz und anderen Pönen ¹³ verbieten lassen, gewöhnliche Oration für Käyserliche Mayestät im Ampt der H. Mesz, oder gewöhnlichen Tagzeitten zu sprechen. Wie löblich, oder billig disz geschehe, will ich andere lassen urtheilen.

Den sechzehenden Jenner haben die Obriste uber die Crabaten, Corpus unnd Ludouicus die Frantzosen tapffer troffen, darbey unsere Dragoner das beste gethan, und hundertund funfftzig Pferdt bekommen. Den dreyssigsten selben Monats rückten wir auff Longowick, und belägerten das Schlosz daselbst, bisz sich die Feinde ergaben. Eben umb  p.188 diese Zeit ist die Stadt Mäyntz und Coblentz von der Schweden Joch erlediget worden. Den 27. Februarij rückten wir für die Stadt Literuille genandt, welche zuvor unter Spanischer, unnd Lothringer protection, oder jurisdiction gewesen, jetzo aber dem Feindt gern, unnd reichlich contribuirte. Da wir sie bezwungen, musten die Einwohner unserm General Coloredo vier tausendt Duplonen erlegen, unnd den Soldaten wochentlich tausendt Thaler. Also gienge auch uber die Stadt Arlon, welche von dem Mon den Nahmen hat, und also genendt, weit vor Zeiten dem Mon ein Altar darin gemacht, und geopffert worden. Im Anfang desz Lentzens gienge es sehr ubel her, wie dann auch folgende Zeit: Dann die Knecht hatten ihre Kleyder verschlissen, und kundten sich der Kälte nicht erwehren, bunden rohe Thierheut umb den Leib zum geringen Behelff. Damahln griffen unsere Crabaten drey Regiment Frantzosen mannlich an, erlegten Sie alle bisz auff etliche, die sie gefangen einbrachten. Die Polen  p.189 und Ungern führten auch grosse Beuten zu, und da sie ihre Säck voll hatten, wolten sie nicht mehr fechten, bisz dasz Mercy ein Schiffbrücke gelegt, und sie hinüber getrieben, den Feind in Campania anzugreiffen, wie folgendt soll erzehlet werden.

19. Das XIX. Capittel.: Vom fernern Verlauff desz Kriegs wieder die Frantzosen.

Vom fernern Verlauff desz Kriegs wieder die Frantzosen.

Die jetzt gemeldte Brück solte unser Regiment verwahren, bisz das gantze Heer hinüber, zu dem Endt wir dann ein grossen und sichern Wall wieder desz Feindts Einfall hatten auffgeworffen. Weil aber die Polacken nit fechten wolten, man reichte ihnen dann ein Monad Goldt, und so gar anfiengen in ihre Winterquartier zu weichen, musten nothwendig die unsere auch zuruck gehn, und wurd also die Brücke abgelegt, die Bretter in die Mosel geworffen, und das ubrig verbrendt. Baldt seynd wir uff Arvill zugangen, unnd eyn  p.190 Zeitlang gelägert, da dann dem Feindt nicht geringer Abbruch geschehen. Es ist nit zu sagen, was muthwillen, und Grausamkeit die Crabaten allhie verübt, die umbliegende Dörffer und Flecken haben sie verbrendt, die Städte geplündert, Edele und Unedele ohn unterschiedt getödtet, die Weibsbilder, sogar auch die Closterjungfrawen geschändet, die Gott geweyhete Häuser verunehret, ein Schandt ists zu sagen, Türcken und Saracenen hetten ärger unnd Gottsvergessener nicht gegen die Christen sich verhalten können, als diese gethan haben. Disz alles geschahe theils durch Nachgebung der höchsten Häupter, wann sie sich nur bereichen kunten, fragten sie wenig darnach, obs mit Recht, oder Unrecht beschehe, obs dem Freundt oder Feindt abgenommen würde. Aber der gerechte Gott bliebe mit seiner Straff nicht lang ausz, sondern erweckte den Feindt wieder uns, der alle zuruck jagte, und in die öde Oerter triebe, da wir den grossen Mangel unnd bittern Hunger abermahl leyden musten. So  p.191 gar ergrimmeten die Bauren auch wieder uns, welche uns so wol heimlich nachstelleten, als auch mit Gewalt zu todt schlugen, unnd wo es ihnen an Wapffen abgienge, funden sie Prügel, und Zaunstecken gnug uns den Kopff zu lausen.

Auff den vier unnd zwantzigsten Tag Martij zoge der Hertzog von Lothringen abermahl nach Brüssel, unnd fiele der Feind eins Tags umb die Stadt Luyr auff den jüngern Marschall Leutenant Coloredo, der sich freylich ein tapffern Helden erzeygte, unnd immer an der Spitzen fechtete, da aber die Ordnung zerstrewet ward, muste er sich gefangen geben, und Parysz besehen. In diesem Jahr seynd mehr als zwantzig tausendt Mann von Hunger jämmerlich gestorben, und war disz damahln unser gewöhnlich Manier zu kämpffen, dasz gantz Regimenter, ja gantze Heer oder Läger dahin zu todt fielen, ehe sie einigen Feindt gesehen hetten. Vor den Bawren waren wir auch nicht sicher, welche umb bessere Gelegenheit uns anzufallen, all ihr Haab und Güter auff einen Kirchhoff eingelegt,  p.192 und hiltzinne Creutz darauff gesteckt, als wann nichts da zu finden wäre, als todte Cörper, aber erschlugen unser sehr viel. Es kundten die Crabaten solchem Muthwillen länger nicht zusehen, schlugen sich derowegen zusammen, fallen mit grosser Fury an, etliche tödten, etliche fangen sie, eylen in ihre Häuser, und Hütten, finden aber solche rein gnug auszgefeget. Viel peinigten sie uber die massen, aber keiner wolte das geringste schnellen, wo sie ihre Schätz unnd Gütter hetten; bisz endlich ein armes Weiblein durch den Schwedischen Trunck dahin getrieben worden dasz sie die Heimligkeit hat offenbahret. Dieser Trunck ward von den Schwedischen Soldaten also genandt, weil sie solchen erdacht, und gebraucht. Also aber reichten sie ihn den armen Menschen (O ein erschröcklichs Ding zu hören, ja noch viel schröcklichers zu erfahren!) Ein Bawer wardt gelegt auff den Rucken, dem spannet der Soldat das Maul mit einem Stecken auff, unnd schüttet so lang Wasser hinein, bisz der Bauch zu einer Trummen  p.193 ward, da muste der arme Mensch ersticken, zerspringen, oder was sie fragten, und zu wissen begehrten, auszsagen. Diesz Kunststücklein haben die Schwedische Soldaten (von welchen es etliche Käyserische auch gelernet) zu ihrem ewigen Lob in Teutschlandt hinderlassen. Man hat sagen wollen, es sey in der Stadt Verdun das Bildtnusz desz Käysers von den Frantzosen an Galgen geschlagen worden: aber es ist nit wohl glaublich, dasz von den Unterthanen eines Catholischen Königes solche schmähliche That nicht hette sollen offenbahret, unnd zum höchsten gestrafft werden? Im May hat der Hertzog ausz Lothringen Lüttig belägert, weil aber die Bürger an Stärck, und Sicherheit desz Orths ihm uberlegen, hat er müssen ab ziehen. Den neundten Julij zohe der Hertzog von Weymar und Cardinal Valetta mit starckem Heer auff Elsaszzaubern, und führte zugleich gute Proviandt mit sich in die Stadt Hagenaw, eben zu rechter Zeit da der Hunger am grösten war: Wir aber musten auff Lützenburg  p.194 rücken, daran uns gleichwohl ein starcker Hauff Frantzosen verhindern wolte, auff welche wir mit gefassetem Gemüth zugesetzt, und zuruck getrieben bisz in ein zerfallene Kirche, darin sie sich, nicht ohne unseren Schaden tapffer gewehrt, da wir aber ihnen zu hart zusetzten, und Fewer einwarffen, wolten sie viel lieber sterben, als sich ergeben, fechteten darumb ritterlich, und so lang, bisz sie ihr Leben in ihrem Blut auffgaben. Umb eben diese Zeit haben die Frantzosen bey der Stadt Ivois den Polen ihr Viehe weggetrieben, unnd im ersten Einfall zwo Fahnen erwischt. Diesen afront kundten die Polacken nit leyden, lieffen derowegen starck zusammen, fasseten ein Muth, und eyleten den Feinden nach, deren sie auch vierhundert erschlugen, drey Fahnen sampt den Fenrichen, einen Obristen Wachtmeister, und etliche Hauptleuth gefangen einbrachten. Unter dessen rückte Mercy auff Hertzog Bernarden zu, in an der Belägerung der Stadt Zaubern zu verhindern, und traffe am siebenden Tag etliche Frantzosen an,  p.195 die umb Fütterung waren auszgeritten, welche er sampt den Pferdten ertapt. Disz Glück machte ihn ein Hertz, unnd ritten den drey und zwantzigsten aber ausz, und brachten mit sich vier hundert Pferdt. Aber Bernardus liesse sich ab diesen geringen Verlust nicht erschröcken trange auff die Belägerung. Dem Mercy waren ausz unserm Volck zwey Regiment zu Hülff geschickt, welche sich geschwind auffmachten, mitten durch der Feinde Quartier uff Sarbrücken, von Homburch auff Käyserslautern, auff die Newstadt in der Unterpfaltz, und darnach auff Landaw eyleten. Gallas war nicht fern von Straszburg, und hatt ein starckes Heer, auch ein Schiffbrücken gelegt, Zaubern aber wolte er nicht entsetzen, oder aber hatts vielleicht nicht vermögt, Gott weisz allein sein Gemüth am besten. Nicht weniger wird die Stadt starck beschossen, unnd machte Hertzog Bernardt den seinigen ein Muth, mit Versprechung Sie ihnen Preisz zu machen. Da nun die Irrländer sahen dasz die Stadt in eusserster Gefahr stunde,  p.196 fielen sie hertzhafft in die Feinde, bevorab desz Butleri Regiment, welches damahln der Obriste Mülheim führete, ihm folgten trewlich die Hauptleuth Stivin, Alexander MacDaniel, und Petrus Geraldinus. Dem Feindt seynd auff der Walstadt geblieben umd vierhundert, darunder zwantzig Befelchshaber, der General Hebron ein Schott, der Grave von Hanaw, und ward Hertzog Bernard ein wenig an einer Handt verwundt. Es gedachten damahlen die Zauberer noch nit sich dem Feindt zu ergeben, bisz sie endtlich die grosse Hungersnoth bezwange, unnd die Beständigkeit desz Feindts, aber keinen Succursz der Freundt sahen. Beredeten sich also den funffzehenden Julij auff diese Puncten.

1. I. Sollen die Belägerten abziehen mit fliehenden Fahnen.
2. II. Mit ihrem Sack und Pack, und was ein jeder von dem seinigen mitführen kan.
3. III. Soll man sie auff Soldaten Manier sicher und unverletzt zur Gallassischen Armee führen, und begleiten.

Es haben sich die Belägerten rühmblich gehalten acht schwerer Stürm dem Feindt abgeschlagen, unnd sonsten gnugsamen Schaden zugefügt, ob wol sie ausz mangel Proviandt die Stadt Zaubern nicht erhalten seynd sie dennoch ihres unsterblichen Lobs nicht zu berauben.

Umb den drey und zwantzigsten Julij besuchte Ferdinandus III. König in Ungern unnd Bohemen unser Feldtläger, dem waren drey mahl alles Geschütz grosz und klein losz gebrandt, und als Er alles zu recht geordnet, kehret Er in die Marggraffschafft Baden, Ihre May. begleitet der General Wachtmeister Lamboy, ein trefflicher unnd wohlerfahrner Kriegsmann, welcher fünff Regiment commandirte, darunder auch Iacob Gordons Regiment war. Dieser Lamboy ist darnach auff Breysach mit seinen Völckern gezogen, und hat zu dem Obristen Reinacher gestossen, welcher den erhungerten Knechten auff drey Tag Profiandt nach seinem Vermögen gereicht hat.

20. Das XX. Capittel.: Was sich abermahln mit den Frantzösischen Völckern verlauffen.

Was sich abermahln mit den Frantzösischen Völckern verlauffen.

DA wir nuhn, wie jetzt gesagt, auff drey Tag Profiandt bekommen, seynd wir von Breysach durch Dann in Burgundt gangen, die Burgunder tractirten uns als newe Gäst sehr freygebig, und verhielten uns von allen Güttern der Unterthanen nichts, als die Mühlen, und geistliche Gütter. Diese Graffschafft ist warlich sehr fruchtbahr an Wein und Geträyd. In unserm Stillliegen, versuchten die Crabaten ihr Heyl, streifften auff die Frantzosen, und grüsseten sie fast unfreundtlich, erlegten unnd fiengen viel. Von dannen wurden wir geführt das Schlosz Balanson zu bestreiten, welchs wir auch den eylfften August, dem Feind abnahmen, und stiessen zu dem Burgundischen Volck, dasz unser Zeug fünff und zwantzig tausendt Mann starck  p.199 war. Den 23. Augusti kame auch zu uns der Hertzog ausz Lothringen mit vier Tausenden, und Er solte die gantze Armee commandiren welchen wir mit gewöhnlichem Salut empfiengen, und er grüste uns mit Worten unnd Gebärden auffs freundtlichst, hielte auch sein Hut in der Handt, so lang er mit uns redete.

Der Fürst von Conde belägerte damahln die wolbefestigte, Volck- und Lehrreiche Stadt Dola in Burgundt, mit wohlangerüstetem Heer, wieder diesen rüsteten wir uns zu streitten, als er aber Schwächer weder wir, wolte unser nicht erwarten, brache mit seinen Völckern auff, zündet das Läger an, unnd salvirte sich durch schändtliche, ihm aber sehr sichere unnd nutzliche Flucht; Wir hetten ihm gern nachgehawen, aber es verhinderten uns die Weinberge da wir durchmusten, sahen ihm also mit Schmerzen nach. Weil dann diese Stadt nun befreyet, und der Feindt gewichen, ward unser Armee auch getheilet, unser Volck gienge ferner in Franckreich, etliche blieben in Burgundt,  p.200 und warteten auff Glück, traffen unterweilen auch auff die streiffende Feinde nicht ohn Schaden derselben. Lamboy führte sein Volck uber ein gemachte Brück auff die Stadt Grey genendt. Disz ist zwar nicht ein weites oder grosses, doch ein wohlbefestigtes Orth, unnd sehr bequem den Feind auffzuhalten, wir wurden aber baldt, nemblich den 11. September zum General Gallas abgefordert, welcher im vorgenommen den Weymar und La Valetta in das innere Franckreich zu jagen, damit er keinen Feindt hinder ihm zu förchten hette. Auf dieser unser Reysz saumet sich ungefähr ein Crabat und gereht unter die Burgundische Bawern, welche ihn auszziehen, und lebendig begraben. Nach dreyen Tagen kommen eben unsere Dragoner an selben Ort, und weil sie ein frisch Grab sahen, vermeinten ein Beut zu finden, eröffnen dasselbe, und finden den armen nackenden Menschen darin, welcher seine rechte Handt auszsteckend umb Hülff schrie, und fragte, was doch für ein Tag wäre Es ist Freytag antworten  p.201 die andere, Ist das war war sprach er, Ey so hab ich schon drey Tag in dieser Gruben geruhet, dann am Mittwoch haben mich die Mörderische Bawern in disz Todtenhausz verschorren.

Am sieben und zwantzigsten Tag Septembris erreichten wir das Gallassische Läger, und gleich den andern Tag wolten wir den Feindt angreiffen, aber sie wichen ausz Forcht zurück. Unter dessen erwarteten wir den Marquis de Grana mit der Artollery und Feldtstücken, als dieser vorhanden, beruffte Gallas alle Generalen, unnd Officierer zum Ampt der Heyligen Mesz, und Predig, dann es war das Fest desz H. ErzEngels Michaelis, davon thäte nun ein feine Predig ein Pater ausz der Societet Iesu, und name Gelegenheit von dem Kampff Michalis unnd seinen Engeln, wider den Teuffel und sein Heer, uns zum ernsthafften Streidt wieder desz Käysers und unsere Feinde zu ermahnen. Auff disz giengen wir also baldt auff den Feindt (dann desz Königs Befelch war also.) Den sechsten Octobris setzte Weymar  p.202 feindtlich auff unsere Crabaten, ward ihm aber duppel vergolten, was er uns anthun wollen, und nach vielen erlegten, zwen Rittmeister und acht unnd vierzig Pferdt gefangen. Baldt versuchte Weymar seine gewöhnliche List, schickte zwen Hauffen Reuter ausz auff unsere Crabaten, deren einer sich etwas zurück verhielte, weil aber die unsere viel zu frisch unnd unbedachtsam ansetzten, unnd zu weit einem Hauffen nachhiehen, felt ihnen der ander Hauff ein, und entführt ihnen alle Wägen und Pagagy. Under diesem Scharmützel fechteten die andere, bevorab die Officierer mit den Gläsern; da sie aber den Betrug vernommen, hielten sie bessere Wacht, dorfften sich auch ins Feld nit wagen, bisz Picolomini und Johann de Werth ankommen wären.

Auff disz ruckte herzu der Marquis S. Martini, unnd General Wachtmeister Iacob Butler mit acht tausendt Mann, unnd zwölff Stücken Geschütz, als diese Zeitung dem Feindt vorkame, verrückte er sein Läger an ein ander Orth: aber wir  p.203 folgten ihm nach den 20. Octobris fein still ohn Trummenschlag unnd Feldtgeschrey, mit wohlformirter Schlachtordnung, unnd waren unser zusammen viertzig Tausendt Mann. Vier Regiment führeten das Heer, diesen folgte das Fuszvolck mit auszerlesener Reuterey zu beyden Seiten umbgeben. Hundert unnd dreyssig grobe Stück giengen gleichfalls auff den Seiten, und zwischen denselben abermahl ein starck Infanteri von etlichen Regimenter. Mit solcher Ordnung kamen wir den 24. dieses Monats zu der Stadt Mirbo, welche einem Marggraven zugehörig der sich von Mirbo schreibt. Da sich die Frantzösische Besatzung allhie nicht ergeben wolte, wurden sie durch den Obristen Butler, und Wangler bezwungen, und alle niedergemacht, ohn die sich ins Schlosz reterirt, welchen Gnadt anerbotten ward, da sie sich gutwillig ergeben. Den fünff und zwantzigsten ertapten die Crabaten einen Postbotten, welcher Brieffe vom König ausz Franckreich an Cardinal de la Valetta hatte.  p.204 Auff gemelten Tag musten unsere Dragoner dem Hertzogen von Lothringen folgen, welche er den 29. zu Nacht an die Stadt S. Iean de Loan gebracht hat.

Am ersten Tag November umb ein Uhr in der Nacht uberfielen wir die Frantzosen auff den Bollwercken, und trieben sie davon, darauff traffen die Stück auff die Mauren, und wir auff die Soldaten, bisz der Tag anbrach. Vornen an stritte allzeit der General Wachtmeister Enckenfort ein tapfferer unverzagter Heldt, welcher mit seiner Gegenwart den Landsknechten ein solchs Hertz machte, dasz sie auff die Bollwerck stiegen, als wären sie unser. Darauff bliesen die Stück abermal die Mawren gewaltig an, von Morgen bisz auff drey Uhren Nachmittag. Folgende Nacht solten wir ruhen, jedoch wurde das grobe Geschütz an ein ander Orth gezogen, und alle Dragoner abgefordert, ohn die Schotten und Irrländer, welche ihrn Posten der sehr gefährlich, verwahren musten, welchs sie mit solcher Stärcke, unnd Tapfferkeit thätten, dasz  p.205 sich auch die höchsten Officierer, als Gallas, Hertzogen von Lothringen, Florentz, Portugal, Coloredo, Marquis de Grana, Baron de Suis, Lamboy, Mercy und andere verwunderten, bisz man ihnen den Obristen Verni mit zwey Geschwader Reutern zum Succursz zuschickte, durch deren Hülff sie den Feindt haben zu rück geschlagen, nicht ohne empfindtlichen Schaden. Ein unsterbliches Lob hat ihm allhie erworben Walterus Deveroux, welcher diese Völcker angeführet, wie auch andere die bey ihm mannlich gehalten haben. Diesen fast eroberten nutzbahren Posten verliesse Gallas mit sehr schimpfflicher Confusion und Unordnung, darauff der Feindt uns weidtlich nachjagte, rupffte immer an uns, bisz er nach zweyffelhafftem Sieg zurück geschlagen
ward, und giengen wir
wiederumb zurück auff
Mirbo.

21. Das XXI. Capittel.: Was auff vorgehende Händel zwischen beyden Theilen erfolget sey.

Was auff vorgehende Händel zwischen beyden Theilen erfolget sey.

SO lang wir umb Mirbo gelegen, ist nichts Denckwürdiges vorgangen, (wie denn auch zuvor), ohne das beyde Theil mit Stücken auff einander geschossen: jedoch musten wir den schwartzen Hunger leyden, unnd kamen zu sonderbahrem Glück den 20. November hundert Wägen mit Proviandt, welche ausz sonderbahrer Erbarmung (O Wunder!) zur geringen Erquickung ins Läger General Gallas verordnet hatte. Die Gemühter der Burgundischen Bawren hatten sich auch wunderseltzam verkehret, freundtlich empfiengen sie uns im Anfang, da wir ihnen Nutzen schafften, aber jetzo verschoneten sie auch den Officierern nicht, wenn sie in ihre Händt geriethen, die gemeine Knecht musten grimmiglich herhalten. Also  p.207 wüntschet man offt Hülff in Nöhten, und hasset darnach die Wohlthäter.

An diesem Orth wurden wir gewahr der Niederlag welche General Hatzfeldt vom Bannier bey Witstock erlitten, wie es sey zugangen, lasz ich andere davon reden; Und deszwegen musten wir zurück gehn. Ein andere frölichere Bottschafft folgte auff diese, wie nemblich Ihr Königliche May. FERDINANDUS III. zum Römischen König erwehlet worden. Disz brachte den Soldaten ein so grosse Frewd, dasz ichs nicht beschreiben kan. Diese Frewd ist auch beym Spanischen Hoff gewesen, dann so baldt der Grave von Schönberg diese Zeitung eingebracht, hat der König daselbst hohe gefangene Persohnen ausz der Gefängnusz gelassen, Frewdenfewr gemacht, unnd auff zwey tausendt Ducaten dem gemeinen Volck auszgeworffen.

Wir aber musten, wie gesagt, alle mit einander in Teutschlandt marschieren, auch in der grössesten Kält, und durch tiefen Schnee, in welchem viel Soldaten  p.208 zuvor durch Hunger abgemattet, stecken blieben, unnd die Seel auffgeben haben. Den achten Februarij Anno 1637. kamen wir durch den Schwartzwaldt abermahl, daselbst traffe ich ein Cistertzienser Closter an, in dessen Kirchen ich sahe auff beyden Seiten zwölff hohe Säulen gehawen ausz gantzem Stein, von dem Gewölb der Kirchen hienge herab ein grosse Ochsenhaut desselben Thiers, welches diese Säulen vorlängst an diesen Ort gezogen hat. Ich musz gestehn, die Haut war so grosz, unnd weit auszgespannt, dasz ich mich darüber verwundert, und nicht hette glauben können, wo es die Augen nicht gesehen: Ob aber ein Ochs allein solchen Last hat bewegen können lasz ich die verantworten, welche es zu sagen sich nicht schewen. Den siebenden dieses kamen wir gehn Heylbrunn, daselbst sahen wir Ihre Churf. Gnaden Ertzbischoffen zu Mäyntz, den Printzen ausz Portugal, den Marquis de Grana, und General Geleen. Von dannen giengen wir ins Franckenlandt, und wurden gewahr, dasz etliche Hessen in  p.209 funffzehen hundert starck, welche Proviand ins Schlosz Ehrenbreitstein zu führen willens, unsanfft ins Grasz gebissen, unnd bey drey hundert beladene Wägen wären auffgefangen worden. Disz feste wohlgelegene Schlosz, unnd Pasz desz Rheins unnd Moselstroms hat kurtz darauff Johann de Werth eingenommen.

In diesem Jahr 1637. den 15. Februarij ist seliglich in Gott verschieden Ferdinand der Zweytte Römischer Käyser, wohl werth dasz er hätte länger dem Reich vorgestanden, wo er nicht durch vielfaltige Reichssorgen geschwächt, und grössere Begierden zum Himlischen Reich, als zu dem Irrdischen lange Zeit getragen hette. Dann er war Gott ein getrawer Diener in aller Wiederwertigkeit, eines unschuldigen Lebens, und vortrefflicher Vorsichtigkeit, voller Geduldt, Sanfftmuth, und Güttigkeiten, und allermassen der Ewigen himlischen Kron fähig, und wohlverdiendt. Die Patres der Societet Iesu (welche er allzeit als Kinder geliebt) haben zu Wien seinen Leichnam  p.210 stadtlich zur Erden bestattet. Mitten im Chor vor den hohen Altar war ein kostbahrlichs Werck, wie es solchem Käyser wohl gebühret, auffgericht, man pflegts ein TodtenSchlosz, oder Zelte zu nennen, mit schwarzem Tuch, wie dann auch die gantze Kirche umbhenckt, daran viel schöne Gemäld, unnd Emblemata zu sehen. Was sonsten mehr bey dieser Käyserlichen Begräbnusz vorgangen, werden wohl andere der Welt kundtbahr machen. Da wir in Francken uns auffhielten, ist von unserem Regiment den Haubtleuten Stevin, Purcel und Geraldin , ein Dorff zum Quartier angewiesen worden, in welchem sich versamblet 300. Bawern mit Kärsten ¹⁴, unnd andern dergleichen Wapffen versehen, unnd wolten unsere Soldaten abweisen mit grosser Fury. Aber der Crabaten Obrister ward dessen baldt verständigt, liesz sie umbgeben, theils niedermachen, theils gefangen nemmen, welche doch durch Vorbitt desz Bischoffs von Würzburg nach vierzehen Tag seynd ledig gelassen worden. Die Francken seynd  p.211 mehrentheils zwar Catholisch, aber der vornembste Adel ist mit dem Gifft der Lutherischen Sect verderbt, daher sie newlich sich zum König ausz Schweden, und Sachsen gelenckt haben.

Im Mertz dieses Jahrs ist im Stifft Fuld ein solche Thewrung gewesen, dasz man auch der verstorbenen Pferdt unnd Hundt nicht verschonet, jedoch musten wir, zur recompens unserer trew geleister Diensten, allhier im Winterquartier ligen. Disz war zwar der Will desz güttigsten, und wohl geneygtesten Käysers gar nicht, sondern das neydige Hertz deren, welche alle Gewalt hatten, wolten uns nichts bessers gönnen. Ja in solchem elenden Standt dorfften wir auch nicht lang ruhen, und wurden den 11. Aprill in Hessen geschickt, von den Bawren offt angesprengt, unnd kamen den 16. unter dem Obristen Geleen einem sanfftmütigen, und Käys. May. fast getrewen
Herzn, gehn Meynungen, und
giengen forthin in
Sachsen.

22. Das XXII. Capittel.: Was in Hessen, und andern Orthen desz Nieder Teutschlandts vorgangen.

Was in Hessen, und andern Orthen desz Nieder Teutschlandts vorgangen.

IM Jahr 1637. den 14. April, nach dem wir weit unnd breit durch vielerley Fürstenthumb herumb gestreifft, kamen wir mit grosser Mühe und Arbeyt wiederumb in Hessen. Dann, weil die unserige glücklich dem Bannier zwölff Compagnyen geschlagen, giengen wir ausz Befelch unsers Generals Geleen ein wenig auszzuruhen in die Graffschafft Hoenstein, zohen durch Göttingen, (allda die Schwedische newlich ein Religiosen lebendig geschunden) unnd Duderstadt. Den 28. Aprill wurden wir zu Bleichenrode eines wunderlichen Abendthewrs gewahr. Dann es liesse sich bey der Nacht ein grosses weisses Creutz im Lufft sehen von jedermann, darüber allerley Auszlegungen vorgiengen, theils zum gutten theils zum argen Verstandt. Von dannen  p.213 reyseten wir Nacht unnd Tag auff Wanfredt, ein Orth einzunemmen welchen der Feindt niedergerissen, unnd verlassen, wir aber erbawten denselben wieder fein und mit geringer Arbeyt. Der Feindt griffe allhie erstlich unsere Crabaten an, die ihm dann tapffer begegneten, unnd brachten den zweyten Tag einen Officierer mit sechtzig Gefangenen, beneben hundert Pferden ins Läger. Ein näherer Feindt war der Hunger, mit welchem wir zu kämpffen hatten, dann weil es Menschen und Viehe an Narhung und Futter abgienge, musten wir den unzeitigen Samen abfressen. Wir hetten da gar wohl den Feindt vertilgen können, wo die Generalen nicht so weit von uns gewesen, in dem nuhn Brieff hin und wieder geschickt wurden, verlieffe sich die Zeit, unnd der Feindt.

Den 20. Maij rückten wir unsere Läger, giengen neben Mülhausen und Langensaltz vorbey, unnd kamen den drey und zwantzigsten Tag gehn Erfurt. Nicht fern von hinnen war der Obriste Druckmüller  p.214 mit seinen Crabaten und Kürassierern, dieser setzte in den Feindt, unnd erschluge sechshundert, vierhundert brachte er gefangen, sampt allen Wägen, und zweyhundert funfftzig Pferden. Ein gantzen Monat lang lockten wir allhier den Feindt zur Schlacht, weil er sich aber im Feldt nicht praesentiren wolte, liesse Geleen, unnd Sperreuter zu Pferdt blasen, ergriffen die Waffen, unnd stelleten uns in Ordnung, da disz der Feind vernahme, machte er sich auch auff, unnd geschahe ein ernstlichs Treffen, viel wurden beyderseits erlegt, viel verwundt, unnd unter denen der Obriste Wachtmeister Purcel. Auff disz erholten wir uns rahts beym General Gallas, der von Prag auff der Post gehn Leipzig ankommen, was uns ferner zu thun wäre.

Den 17. Junij besuchte unsern General Ehrnwegen Hertzog Wilhelm zu Weymar, unnd unterredet sich lang mit ihm: Wir aber reyseten zum Obristen Hatzfeldt, unnd stiessen ungefähr zu uns noch zehen Regiment Crabaten, dann  p.215 auch desz Obristen Wanglers desz Jüngern, unnd Graven de Broy Regiment, dasz wir also zu einer Stundt ins Hatzfeldische Läger einzogen, daselbst auch Götz sich befande. Eben schickten wir uns zu Schlacht mit Bannier, aber er suchte seinen Weg auff Landtsperg, unnd wir nach ihm. Da nun Gallas gewisse Kundtschafft eingenommen, dasz Bannier mit seinem Volck nicht füglich kundte in Pommern gehn, wie er ihm vorgenommen, ward beschlossen, ihm mit ausserlesenen Troppen Reutern den Pasz zu sperren. Allhie funden wir zwar allerley Victualien ein Uberflusz, ohn allein Wassers, dasz auch die Soldaten die Sümpff auszschöpffen, unnd das unrein Wasser durch Tüchlein seygen musten. Die Einwohner dieses Landts gebrauchten sich der Wenden Sprach, von denen sie ihren Stamm, unnd Geschlecht herrühmen. Von dannen giengen wir durch Fürstenwaldt, zur Stadt Cüstrin an der Sprew gelegen. Umb diese wolgebawte unnd grosse auch feste Stadt  p.216 laufft die Oder, ist mit einem wohlverwahrten unnd schönen Schlosz geziehret. Wir begehrten ausz der Stadt sechs grosser Geschütz, unnd wohlbeladene Wagen mit allerhandt Provision, unnd Munition, wie wir dann auch alles gnugsam erlangten, unnd fuhren also zu der Stadt Landtsperg selbe zu belägern; Weil aber der Feindt solche uber die massen wohl befestiget, und unmüglich war nahe bey zukommen, er auch unsere auffgeworffene Schantz unnd Läger grimmiglichen anfiele, musten wir nicht ohne Schaden zurück entweichen. Der Feindt aber sahe wohl dasz wir ihm weit uberlegen, entranne fein heimlich zwen Tag zuvor,
ehe wir es innen worden, ausz
der Stadt.

23. Das XXIII. Capittel.: Was weiter mit dem Bannier sich verloffen.

Was weiter mit dem Bannier sich verloffen.

Auff der Seiten da Bannier ausz der Stadt uns entwiche, waren zur Verhütung solches Lists, wohl verordnet sieben Regiment, welche ein Tag zuvor davon abgefordert worden, was dessen Thuns Ursach gewesen, oder mit was Verstandt es geschehen, haben die zu verthädigen, welche vollen Gewalt in Sachen gehabt. Gleichwohl, wolte Er sich nicht zwischen die Mauren wieder einbringen lassen, schluge also sein Läger unter den freyen Himmel zwischen Cüstrin, und Franckfurt an der Oder, die grosse Stück, welche er nicht kundte fortbringen, liesse er theils zerschlagen, theils vernageln, theils in sumpffecht Wasser versencken. General Gallas aber liesse den andern Tag umb zwölff Uhr Cüstrin beschiessen, und eroberte mit Gewalt selbige Stadt, den Obristen Leutenandt, und  p.218 funfftzig Officierer ungefähr hielte er gefangen, die andere Soldaten musten dem Käyser schweren. Zu Nacht solten unsere Dragoner dem Feindt nachfolgen unter dem Graven von Schwartzenburg, und Peter Götz. Da wir in Quensburg kommen, richtete Götz ein Gasterey zu, und soffe sich voll, pfuy der Schandt) dasz er nicht so viel Verstandt, oder Rede bey sich hatte die Losung, oder das Kriegswort zu geben, welchs umb so viel gefährlicher, je näher der Feindt bey uns war. Damit ja die Soldaten nicht ohne Wort wären, schüttelte, unnd triebe der Obriste Wachtmeister den stummen Götzen so weit dahin daz er etliche undeutliche Wort auszstiesse, deren eins der Officirer als gegebene Losung fassete, unnd den andern mittheilte.

Desz folgenden Tags liesse der Feindt unversehens Lermen blasen, und erzeygte sich bereit zur Schlacht, weil wir aber nit alle beysammen, wichen wir etwas zurück, giengen durch Cüstrin, und stiessen zu der Armee, begegeneten darauff mit Frewden  p.219 unnd Mannheit dem Feindt, schlugen, und erlegten ihn. In dieser Schlacht haben sich die Brandenburgische fast hertzhafft erzeygt, und den besten Lob davon getragen. Der Churfürst von Brandenburg schickte sein Leibregiment, welche tausendt fünffhundert Mann gefangen, unnd sehr viel erschlagen hat. Nach gethanem Treffen beruffte Ihr Durchleuchte von Brandenburg unsern Gallas zur Tafel, sampt allen FeldtObristen. Unter dem Essen gab es viellerley Gespräch, und kame die Rede auch auff die trewe Obristen, unnd Soldaten Ihrer Käys. May. der Churfürst kundte seine Gedancken nicht verschweigen, unnd sprach mit klaren Worten: Ich verwundere mich uber Ihrer Käys. May. FeldtObristen Hinlässigkeit, welche den Feindt, gleich wie ein Fisch in der Reusen, oder wie ein Hasen im Garn gehabt, unnd so vermessentlich haben lassen durchschlipffen. Weil sich aber Gallas auff viele weisz entschuldigen wolte, nahme Er ihm die Rede und sprach Ob ich wohl den Untergang desz Vaterlandts  p.220 so hoch nicht achte, sintemahl ich sehe das gantze Reich ins Verderben gerahten, solt ihr doch das wissen, dasz Ich meinem Käyser Eweren Falsch, und Betrug will entdecken; unnd mit dem Wort hube man die Tafel ab.

Nach wenig Tagen rückten wir auff Strauszburg, Ihre Churfürstl. Gnaden von Cüstrin nach Berlin, die Käyserische Reuterey aber fielen seine Wägen an, auff welche der Churfürst sein Regiment gehn liesse, welche etliche wenig erlegt, andere gefangen, unnd einen davon also baldt auffgeknüpfft haben.

Der Hunger unter den gemeinen Soldaten nahme täglich uberhandt, wegen Abgang der Mühlen. Unsere Dragoner lagen in einem Waldt, musten sich mehr vorsehen vor den innerlichen Dieben, als vor dem Feindt, dann bey Nacht einer dem andern sein Pferdt wegführte. Der Hunger triebe uns von dannen gehn Brentzlaw unnd New Brandenburg, dahin dann Götz Briefe gegeben, uns ein Zeitlang einzunehmen, aber heimlich hatte  p.221 er andere Anordnung mit ihnen gemacht, unnd befohlen gar nicht einzulassen, musten also vor der Stadt in Gärten und Felden liegen bleiben. Unterdessen kommen etliche Fähnlein Dragoner und andere Reuter vom Feindt, finden die Stadtthor offen, schleichen desz Morgens umb acht Uhr stillschweigendt hinein, versamlen sich auff dem Marckt, machen alles nieder was sie antroffen, ziehen auch den Gubernator ausz den Federn, unnd nehmen ihn gefangen. Weil die Unsere solchen Lermen in der Stadt hören, rührten sie die Trummen, und eylen den Betrangten in der Stadt zu hülff, aber die Thor waren verspert, unnd nicht rathsam durch ein kleines Thürlein sich zu wagen. Also fielen die Feind auff uns häuffig ausz der Stadt, traffen weidtlich auff uns zu, fahen zwen Schottische Obriste Leutenandt, zwen Irrländische Hauptleuth, alle unsern Plunder, viel gemeine Knecht, sampt zweyen Fähnlein, und jagten uns zurück auff Brentzlaw. Hie siehet man wie getrewe Diensten etliche Generale  p.222 Ihr Käys. May. leisten, denen es gleich gilt, ob sie die Knecht erhalten, oder auff der Fleischbanck hinlieffern, ob das Vatterlandt verderbt, oder erhalten werde, wann nur ihr Beuttel, unnd Bauch voll wird. Im Sauffen seynd sie mächtig, und starcke Männer Trunckenheit anzurichten, aber zu Fechten seynd sie forchtsahmer weder die Hasen. Vom Herrn General Gallas hatt dieser Peter Götz Befelch, das Mechelburgerlandt vom Feind frey zu halten, welchem Er doch mit seinem Regiment Reuterey viel grössern Schaden zugefügt, weder etliche Squadronen Reuter desz Feindts hetten thun können. Diese seine Reuter, mit seinem Willen, oder sonsten ubersehen, trieben viel hundert Ochsen darausz in Schlesien, hielten sich so Tyrannisch gegen die vom Adel, dasz ein Edel Ritter und vornehmer Herr ausz Fürstenberg sampt seiner Gemahl unnd lieben Kindt ehe hat wollen im Wasser sein Leben lassen, weder in dieser Böszwichter Hände gerahten. Was von Einwohnern in vorigen Einfällen  p.223 uberblieben, musten jetzo in Nachen und Schifflein auff den Wassern ihr Leben erretten. Ja keiner war vor dem andern unter ihnen selbst sicher. Ein Hauptmann mit funfftzig seiner Soldaten gienge in ein Mühl etwas an Früchten zu mahlen, da kommen die Rauber, in den Gesichtern vermummet, und erschlagen diesen Mann sampt den Seinigen jämmerlich, unnd muste also disz Landt von solchen mörderischen Dieben in Grundt verderbt werden.

Unter dessen grieffen die Schwedische bey New Brandenburg unsere Soldaten mit heimlichen Listen an, und erschlugen viel. Disz vernimpt General Gallas, läst zwo Brücken uber die Oder schlagen, führet das gantze Heer hinüber, den Feind anzugreiffen. Aber Er besetzt die Stadt Schwedt mit etlichem Volck, und zeucht in Stetin, darin er sich trefflich verschantzet, und der unserigen erwartet. Darauff schickte Gallas den 22. Augusti den Obristen Deveroux mit seinen Irrländern gehn Fürstenberg, welche Stadt am Flusz  p.224 Havel liegt, unnd ist der Schlüssel zum Hertzogthumb Mechelburg: daselbst traffe er von den Götzischen diebischen Vögeln nicht mehr als hundert an, und weiln sie General Gallassen nicht wolten gehorsamen, verjagte er sie ausz dem Ort mit Gewalt aber nicht ohn Gestanck, dann sie zuvor alle Ofen und Fenster zerschlagen, die Kirche verunehret, also, dasz sie auch ihrn Unrath unnd Gestanck darein gethan. Die Feind besorgten Gallas mögte vor Stetin rücken aber er gienge auff Ancklam, die unserige streifften weit umbher, und erwischten neben andern vielen, ungefähr auch ein Ochsenstirn, desz Schwedischen ReichsCantzlers Bruder, dann auch einen Botten der von Hamburg Briefe zum Bannier bringen solte, welchen der General nach Wien zum Käyserlichen Hoff schickte. Eben umb diese
Zeit vertriebe ChurSachsen alle
Schwedische Soldaten, von
dem gantzen Elbstrom.

24. Das XXIV. Capittel.: Mehrer Bericht von Gallassischen Krieg wieder die Schweden.

Mehrer Bericht von Gallassischen Krieg wieder die Schweden.

DEmnach der Hertzog von Weymar vernommen, wie General Gallas newlicher Zeit ausz Burgundt mit seiner Soldatesca auff den Bannier gangen, und dem zu schaffen machte, auch der Hertzog ausz Lothringen unnd Picolomini von den Frantzosen sonsten auffgehalten wurde, gedachte er an die Bäyerische Gräntzen zu gehen, und daselbst seine auszgehungerte Völcker zu erquicken, weil da ein zimlich Uberflusz noch verhanden war. Zu dem Ende schluge er ein Brücke uber den Rhein, darzu auff einer Seiten die Straszburger, auff der andern die Baseler trewlich geholffen, unnd führte mit geschwinder eyl zwischen Breysach unnd Straszburg etliche Regiment Reuterey hinüber, welche unversehns fünff Regiment von Johann de Werths Volck, die in einem Dorff ohne  p.226 Forcht einiges Feindts sich auffhielten, ertapt, niedergemacht, und in die Flucht geschlagen. Da Johann de Werth disz gehört, versamblet er seine Reuterey, hiehe ihnen eylendt unnd auff dem Fusz nach, traffe sie an, ohn einige Gedancken auff den Feindt, unnd erlegte auff der Wahlstadt vier gantzer Regiment, die andere gaben schändtliche Flucht, bisz in die Schantz, welche auff dieser Seiten der Brücke auffgeworffen war. Da er aber den Hertzog ausz Lothringen mit fünfftausendt Mann zum Succursz bekame, jagte er den Feindt, zwar nicht ohne Blut, wiederumb zurück.

Im Brachmonat brauchten sich der Hertzog von Lothringen, und Marquis S. Martin weidlich wider die Frantzosen, dann als beyde Partheyen auff flachem Feldt einander begegneten, wolten sie ohngeschlagen nicht von einander weichen, traffen also unverzagt auff einander, viel wurden erlegt auff beyden Seiten; Weil aber an Zahl und Stärcke die Frantzosen unser Volck ubertraffen, wiche der von  p.227 Lothringen allgemach zurück in seinen Vortheil, darausz er sich ritterlich wehren thät mit Verlust vieler Landtsknecht. Diese That ward von etlichen dem gutten Fürsten nicht allerdings zum besten auszgelegt, mit vorgeben, als hette er freventlicher Weisz sich zu weit gewagt, und dem Käyser zu wieder ein so schönen Kriegszeug ohne Noth in Gefahr geführt. Aber diese Aufflag hatte keinen Grundt: Was ist je für ein Kriegs Obrister gewesen, dem das falsche Glück nicht etwan auch ein Tück versetzt hat? Tregt man dann immer die Kriegsfortun in der Täschen herumb, darausz mans nehmen und gebrauchen kan wann man will? Seynd die alle dem Käyser untrew welche unglücklich wider den Feindt gekriegt haben, wer wird ihm dann Trew zu finden seyn? Dieser musz es allein hören; Aber Lieber, wie kan der Untrew gescholten werden, der für den Käyser sein Erb- und Vatterlandt, sein Unterthanen, sein feste Städt, sein liebste Freundt, sein Ehr, Leib, Leben, Gutt und Blut in so viel Gefahr gewagt, unnd  p.228 auffgesetzt hat? Ach dasz alle Obristen Ihrer Käys. May. also trew gewesen weren, unnd noch, gewiszlich solte das arme Teutschlandt unter so bitterm schweren Joch nicht so jämmerlich erseufftzen, und das gantze Römische Reich in einem viel andern Standt bestehen! Viel Kriegs Obristen seynd mir bekandt von Anfang dieses Kriegs, weisz aber keinen der nicht etwan ein mahl das Glück zur Stieffmutter gehabt, und unglücklich gestritten habe. Ich weisz auch jetzundt dasz viel FeldtObristen Ihr Käys. May. als General Gallas, Hertzog von Florentz, Baron de Suis, Geleen, Johann de Werth, Hatzfeldt, etc. trew seynd, doch hat auch unter ihnen seinen Orth dieser Hertzog Carolus und zwar billig. Wann ihm das Glück so wohl wolte, als sein Hertz dem Käyser will, solte er vielen andern gleich, keiner aber uber ihn seyn. Aber O Durchleuchtigster Fürst, lasse dichs nicht angehen, was die Neidharden von dir liegen, es kompt die Zeit, dasz dein Lob und Ruhm der Ewigkeit wird hinderlegt und bekandt  p.229 bleiben, deine Feinde aber werden deiner Ehren den geringsten Theil nicht erlangen. Seit ihr Männer, so wendet ewere ungerechte, durch Unbilligkeit, gesamblete Reichthumb an Käyserliche Diensten, werbet ihm Volck, speyset die Dürfftigen, streittet selbs mannlich wieder seine Feind, und sehet dennoch zu, ob ihr dieses Hertzogen Lobs nur ein Theil erlangen kündt. Aber es ist nicht meines Thuns allhie anderer Leuth Lobschrifften auszzulegen, es wird noch wohl die Warheit ans Liecht kommen, die im geringsten nicht kan verborgen bleiben, begebe mich also wiederumb auff meine History.

Den zehenden September gienge der General Leutenandt Johann Götz, gleichsamb ungern fein gemächlich in Westphalen. In Pommern aber glückt es fein. Die Feindt belägerten damahln die feste, unnd feine Stadt Damin, hatten auch schon ein festes Frontir erobert, solche abzutreiben, ward ein Spanischer Obrister Don Felix genandt, beneben desz Jüngern Wanglers Obristen Leutenandt  p.230 commandirt, welche mit solchem Ernst die Feinde angefallen, dasz sie weichen müssen. Der Feindt versuchte sich desz andern Tags abermahl, richtete seine Stück auff dasselb Orth, und trieb es so lang an, bisz die Mauren eingefallen, die Soldaten erschlagen, der Obriste gefangen worden. Leichtlich hette man diesem Unglück können abhelffen weil das Gallassische Läger nur ein halbe Meyl von dannen war, aber man pflegte es nicht anders zu machen, unnd getrawte Gallas ohn den Sächsischen Succursz nicht auff den Feindt zu setzen. Den siebenzehenden Septembris werden die Schweden avisirt, dasz der Succursz, oder Entsatzung sampt vielen wohlgeladenen Wägen mit Wein, und Victualien nahe bey Schwedt ankame, schickten derowegen auszerlesene Reuterey auff sie dar welche sie grimmiglich anfielen, etliche niedermachten, alles auffiengen, unnd mit sich davon führten. Den 21. September rückte unser Läger näher zur Stadt Damin, ward aber von den Feinden, die sich verborgen, in etwas  p.231 beschädigt. Unsere Irrländer aber, und etliche andere Regimenter giengen auff das Schlosz Plaw, welches sie glücklich den 28. dieses erobert, und der Besatzung das Leben geschenckt. Baldt ward dem General kundt gethan, dasz sich irgendt wo der Feindt mit etlichen Hauffen sehen liesse, auff diese ordnete er etliche von den unserigen, weil aber das Gegentheil diesz gemerckt, machten sich zusammen in vier Tausendt, stelleten vornen an vier grobe Stück, und erwarteten desz Feindts, und da beyderseits disz, unnd jenes verkundtschafft ward, begab sich kein Theil ausz dem Vortheil, unnd zohen unverrichter Sachen ab. Die Schweden aber ruhethen unter dessen nicht, sondern streiffeten auff Friedland, zwungen die unsere sich zu ergeben, mit bewilligtem freyen Abzug, aber hielten ihr Versprechen nicht, unnd musten sich alle unterstellen.

Den sechsten October erhebte sich Gallas von Saltzburg da er gelegen, unnd rückte mit erlangtem Sächsischen Beystandt von sehr wohlmundirten, und auszerlesenen  p.232 Soldaten wieder die Schweden auff Dederau. Den achten commandirte er eytel hohe Officirer, als Hauptleuth, Leutenandt, Fendtrich in fünffhundert wieder die Schweden deren sie etliche verlohren, etliche von andern gefangen eingebracht. Da wir an den Pommerischen Gräntzen lagen, schickte der General die Obristen Deveroux und Gall einen wolgelegenen starcken Pasz Ribeneck genandt einzunemmen, dafür allbereit General Wangler sich gelägert. Weil wir aber vermeynten es wären Feindt, gedachte Deveroux auff sie zu setzen, erkandte aber baldt an den Zelten, unnd Zeug dasz es Freundt waren, besuchte den General, unnd ward von ihm freundtlich empfangen, name Brieff von ihm an Gallas, von dem Läger unnd Rathschlägen desz Feindts, und gienge mit seiner Reuterey wiederumb zurück. Den zwölfften dieses gienge der Feindt mit vollem Heer, unnd wohlgeordneten Feldt- und groben Stücken gegen uns, als wolt er zur Schlacht greiffen, weil er aber vom Berglein, darauff  p.233 er hielte, nicht herab ins Feldt wolte, da wir seiner warteten, ward damahln nichts darausz. Allhier ward uns Kundt getahn, der Todt desz Landtgraven in Hessen. Auch verlohre durch sein Unvorsichtigkeit Peter Götz ausz etlichen Regimentern die er von Schwedt nacher Brentzlaw führen solte, fünff, welche der Feindt auffienge. Den 16. dieses gegen Abendt wardt in unserm Läger Lermen geblasen, also fielen viel ausz dem Läger an unterschiedtlichen Orthen, und brachten nicht wenig Gefangene. Den 22. rückten wir das Läger gehn Tussin, weil nichts fruchtbarlichs zu verrichten war, unnd begabe sich der Feindt gehn Schwedt, in Hoffnung selbigen Orth ehe zu erobern,
als Gallas ankäme, aber wir
verfolgten ihm auffm
Fusz.

26. Das XXVI. Capittel.: Was für Elendt in Pommern vorgangen.

Was für Elendt in Pommern vorgangen.

Als nun die unserige den Feindt gezwungen, die allerfeste Oerter zu seiner Beschützung zu suchen, und sich darin auffzuhalten, theilte Gallas sein unterhabendes Volck, und befahle seinen Obristen die feste Städt und Schlösser, so noch besetzt, zu Käyserlicher deuotion zu zwingen. Diese Abtheilung geschahe also, dasz zugleich den Schwedischen alle Provianthierung abgeschnitten, und insonderheit denen zu Stralsundt, zu Ancklam, Grypswalden, und Damin aller Pasz versperret würde, ja sie verhergten zu dem Endt auch das gantze umbliegende Landt, dasz der Feind in lange Zeit kein Unterhalt desz Lebens hatte zu hoffen. Ich will darfür halten, es sey disz ausz Gottes billichem Urtheil geschehen, damit also disz Vatterlandt, wie es zum ersten das Schwedische Volck auffgenommen,  p.241 und befordert, dardurch das gantze Römische Reichs so jämmerlich verderbt worden, also auch jetzo gleiches Elendt, unnd Verderbung erleyden müste. Durch disz Mittel fienge an ihr Hülff sich sehr zu ringern, dasz auch der Obriste Vrangel genöhtiget wurde, seine Soldaten, nicht ohne Gefahr in unterschiedtliche Orth auszzutheilen. Bannier zwar schickte ihnen biszweilen etliche Schifflein mit Korn zu, aber sie wurden entweder von den unserigen auffgefangen, oder kleckten nicht viel unter so grossem Hauffen. War derowegen in diesem Griff Gallas einmahl lobens werth, dasz er die Städt so artig belägert, daz auch die seine, so es die Notturfft erfordert hette, ein ander entsetzen kundten. Er aber begabe sich an ein gewisses ort bey Loytz, von dannen er allen kundte Rath unnd Befelch mittheilen. General Bredaw solte der fürnembsten Festungen eine in Pommern, Wolgast nemblich einnehmen, in dero ein sehr festes Schlosz, und etliche Regiment zur Besatzung waren, und wie die Bürger bezeugten umb dreyhundert  p.242 Officirer. Dieser Heldenmann nimbt zu sich unsere Dragoner nicht mehr denn siebenhundert, unnd mahnet sie an das Werck unverzagt anzugreiffen. Wer wolte allhie dieses Obristen Vermessenheit nicht straffen, der mit so wenig Soldaten ein so festes und Volckreiches Orth untersteht zu erobern: Aber das Glück steht den kühnen Gemüthern bey, und verjagt die Zaghafften. Also rückten wir umb den Abendt zur Festung, eroberten mit Gottes Hülff die fordere Bollwerck, und erstiegen darnach auch das Schlosz, darin sich alle salvirt hatten. Blut genug kostete diese Eroberung, weil es aber so glücklich abgangen, achteten wir desz Verlusts nicht so hoch. Zwantzig mangleten ausz desz Obristen Deveroux Regiment, mehr waren verwundt, und unter andern der Hauptmann Kinge am Arm.
Abermahl hatt unser Peter Götz zu Cüstrin zwey Regiment sitzen lassen ausz lauterer Unvorsichtigkeit, weil die unserige am Feindt sich nicht anders kundten rechnen, verbrendten sie alle Mühlen umb  p.243 Damin, und Ancklam. Nicht fern von Damin war ein Insel genandt Usedom, auff welche sich etliche Compagnyen mit allem ihrem Plunder begaben, umb also von uns sicher zu bleiben. Diese vermerckte Bredaw, versamblete viel Schiff an den Flusz Pein, in welchen er den zehenden December unsere Dragoner und andere Reuter ubersetzen liesse. Den Vorlauff hatte der Obriste Meider, darnach folgte Silhoe Deveroux, und Corraschi, und als sie erfuhren wie starck der Feindt war, fielen sie den dritten Jenner in die Feinde, erschlugen sie alle, und brachten die Beuthe ins Läger. Die Kürassierer desz Graven de Broy und Obristen Mülheim traffen dero Zeit ein Botten an, der vom Jungen Vrangel Brieffe zum Eltern truge, darin er das erbärmlich Elend höchlich beklagte, in welchem er und Bannier damahls steckten, diese Brieff schickten sie Gallas, Er aber dem Bredaw zu. Eben zu der Zeit wolte der Hertzog von Florentz etliche Compagnyen Fuszvolck, und Geschütz auff das Schlosz Wolgast  p.244 richten: Da ward uns kundt gethan dasz nicht weit von dannen in einer wohlbefestigsten Insel Wollin genedt, der General Bannier seinen daselbst belägerten Gesellen Ensatzung zu ordnen gedächte, (In dieser Insel aber war ein Festung, bey welche alle Schiff die auff Stetin fuhren, anländen, unnd Zoll geben musten) aber obgedachte unsere vier Obristen liessen sich mit ihrn Völckern ubersetzen, verhielten sich zwo Nacht in der Still, bisz sie gelegene Zeit ersahen, da liessen sie ungefähr Lärmen blasen, schickten vorannen etliche Trouppen Dragoner, darauff Reuter, unnd wiederumb Dragoner zu Fusz, dasz schiene ein grosse Armee zu seyn, davon die Feindt dermassen erschrocken, dasz sie alle die Flucht genommen. Das thuts, wenn man fleissig, unnd getrewe Obristen, und die Obristen behertzte, und gehorsame Soldaten haben.

Das darff ich auch bey meinen Trewen von den Teutschen Soldaten sagen, dasz kein stärcker unnd hertzhaffter Volck gefunden wird, wenn sie nur getrewe Obristen  p.245 haben, die sie anführen. Wenn ihr Führer sein Vornehmen, und gefasseten Rath also baldt ins Werck setzet, hat er an ihnen fertige Knecht, verzeucht ¹⁵ er aber lang, so macht er sie faul. Disz bedarff kein ander Beweiszthumb, die schädtliche offt gespürte Experientz hat es gnugsamb geben, in dem alle Welt gesehen, wie viel wohlgeordnete Kriegsheer durch ihrer Officierer Hinlässigkeit, und langen Verzug seynd in Grundt verderbt und ruinirt worden. Darumb Bredaw wohl zu loben, der seine Sachen mit Trew und Geschwindigkeit verrichtet, ohn welche auch die höchste Obristen desz Nahmens eines gemeinen Soldaten nicht werth seynd.

Wir wollen aber zu unserm Hertzogen von Florentz widerumb kommen, welcher sich in der Belägerung vor Wolgast als ein redtlicher Soldat erwiesen hat. Dann als er alle Nothwendigkeit zum Sturm vorbereitet, zween Wäll für die grobe Stück auffgeworffen, hat er etliche viel Schiff zugerichtet, und auff den Seiten, wie auch fornen starcke dicke Bretter angenagelt,  p.246 dieselbe durchlöchert, durch welche die Seinige vor dem Geschosz desz Feindts verwahret, jedoch sie durch die Schieszlöcher treffen unnd beschädigen kundten. Uber die Lach welche umb die Stadt war, machte er auch eine Brücke, unnd fienge den neundten December an die Stadt umb Vesperzeit zu beschiessen, den andern Tag zu Früe aber traffen die grobe Stück, und Muszqueten so gewaltig, und ohn unterlasz, dasz sich kein Feindt in der Stadt dorffte blicken lassen.

Da nun der Hertzog sahe dasz ein zimlicher Theil der Palasaten, unnd Brustwehr niedergelegt, erfrischet er seine Soldaten mit etlichen Tonnen Bier, und gutem Wein, darauff sie noch denselbigen Tag anlieffen, den Wall eroberten, unnd auff die dreyhundert niedermachten. Gefangen bekamen sie drey Obristen, fünff Obristen Leutenandt, so viel Wachtmeister, und funfftzig Hauptleuth, vier unnd viertzig Fähnlein, unnd etliche grobe Stück.

Man sagt, es seyen zwar etliche Schwedische  p.247 Schiff mit Succursz gesehen worden, weil sie aber der unserigen Gewalt gesehen, seyen sie wiederumb zurück gewichen. Der General Bannier trawte ihm zu Stetin selber nicht, unnd wiche auff Wollin. Nach eroberter Festung befahle der Hertzog dasz alles Viehe von der Insel in die Stadt Wolgast solte eingetrieben werden, zu besserer Unterhaltung der Besatzung. Nach wohlverordneten Sachen führte er die Stück ins Läger, unnd darnach auff Damin, und berahtschlagte sich wie selbiges Orth mögte belägert werden.

27. Das XXVII. Capittel.: Vom Landt in Pommern .

Vom Landt in Pommern.

In dieser Zeit hat Ihr Excellentz Graff Gallas den Kriegshandel sehr wohl angeordnet, und geführt. Weil aber Bannier gedachte die Käyserliche Völcker zu schwächen, oder abzumatten, hielte er sich in den engen Klüfften und Festungen desz Landts, und da er  p.248 hin kroche kundten im die unserige schwerlich folgen: aber das Unglück traffe ihn selbst. Dann als Gallas bey Roszstock das Läger geschlagen, liesse er unsere Völcker ein wenig ruhen, bisz das Bannirische abgetriebene Volck ausz seinem Vortheil auff Schwedt rückte, und liesse umb Damgardt, und Tripsees desz Vrangels Armee, die auff die unserige mercken solte: aber Gallas ist ihm auffm Fusz nachgesetzt. Unter dessen befilcht ¹⁶ Käys. May. (gnädigst sorgfältig für sein Volck, dasz es etwan durch unabläszlichs Reysen, oder täglichs Fechten Schaden litte) die Völcker in die Winterläger zu führen, weil aber Gallas das Glück in Händen, unnd Käys. May. von geschehenen Dingen nichts erfahren hatte, wolte er es weiter hinein wagen. Auch hatte Johann Götz das Hessische Volck so wohl in Westphalischen als Hessischen Gräntzen dermassen geschwächt, dasz die Hessische Stände gedachten mit Käys. May. Frieden zu machen, unnd ihrm Volck abzudancken. Man sagte auch von hundert unnd funfftzig  p.249 Schiffen, die der Feindt, zu was Endt aber war unbewust, liesse zurichten, jedoch ist damahln nichts weiters erfolgt.

Im Elsasz thäte Johann de Werth auch dem Hertzog von Weymar nicht ein geringen Abbruch. Ein Rittmeister mit achtzig Pferden hatt Weymar auszgeschickt zu recognosciren was unser Thun, und Anschläg wären. Diese ruckten etwas ferner als ihnen befohlen, und wurden von den Werthischen ertapt, der Rittmeister sampt sechtzig gefangen. Da die ander zwantzig solche Zeitung heimbringen, wird der Obriste Noe mit drey Compagnyen auff die Käyserische commandirt, wurden aber auch von unsern Kürassirern zerstrewet; Noch zehen Trouppen schickte er, unnd kame selbst mit einer Anzahl Reuter ausz dem Bottendorffischen Regiment, da er aber sahe, wie die Werthische so mannlich, und unverzagt in sie setzten, wiche er zurück: Also eroberten die Käyserische ein Stantardt, ein Rittmeister, zwen Leutenandt, und viertzig Reuter ihrer aber waren funfftzig todt geblieben.  p.250 Fast umb diese Zeit ward der Hertzog ausz Saphoien Victor Amedeus von Königl. May. in Franckreich gehn Parisz geladen, umb sich zu bereden, wie man in Italien den Krieg wieder die Spanier kündte fortführen. Der gute Hertzog zoge mit dem Graven von Verua zwar dahin, wolte doch lieber zum Frieden, dann zum Krieg rahten. Da er nun wieder nach Hausz kame sampt gedachtem Graven, stirbt er, und sein Gefährd in kurtzen Tagen gehling ¹⁷. Die Artzte erkendten keine natürliche Kranckheit, und gienge die Vermuhtung, ob wäre ihnen Gifft beygebracht worden. Vier tausendt Spanier waren eben auch zu derselben Zeit in Franckreich gangen, aber nicht zu ihrem Glück; dann mit Verlust aller Pagagy wurden sechs hundert gefangen, funffzehen Fähnlein, unnd sechtzig gegossene Stück verlohren.

Immittelst feyerten die unserigen in Pommern auch nicht, dann sie brachten die Stadt Damin in solche ängsten, dasz sie den 24. December umb acht Uhr vormittag  p.251 zu tractiren anfiengen, unnd die Ergebung der Festung auff folgende Puncten bewilligten.

1. Die Besatzung soll abziehen ohne Fahnen, und brennende Lunten.
2. Allein ihrn Plunder, und nichts was der Burgerschafft, oder andern zugehörig, sollen sie mit sich tragen, bey Straff und Verlust alles was sie hetten.
3. Alle Stücke deren vier und zwantzig, sollen sie in der Stadt lassen.
4. General Goltz, der mit ihnen accordirt soll sie sicher unnd unverletzt gehn Stralsundt lieffern.

Den 28. December ward beyden Obristen Deveroux, und Carraschi von der Insel Usedom nach Ancklam zu verrucken anbefohlen, den jüngern Wangler, der bisz daher fleissig auffgewartet, damit den in Ancklam nichts zukäme, in etwas zu uberheben. Den 30. Decembris berahtschlagte man sich, wie, unnd wohin die Völcker ins Winterquartier füglich
möchten auszgetheilt
werden.

28. Das XXVIII. Capittel.: Was im Winter Läger umb den Anfang desz Jahrs 1638. vorgangen.

Was im Winter Läger umb den Anfang desz Jahrs 1638. vorgangen.

Im Jahr nach Christi unsers Herrn, und Seligmachers Geburt Tausendt, Sechshundert dreyssig acht, den ersten Tag Jenner seynd in dem Regiment desz Obristen Carroschi begriffen worden acht Weiber, welche man Zauberin, oder Hexen zu nennen pflegt. Eine ausz diesen ward ernstlich besprachet, ja an die Folter nackendt auszgespannet, wolte aber nichts bekennen, bisz man sie besser auffzuge, und versuchte, da sagt sie rundt herausz, sie hette sich dem Teuffel verheissen, und mit im in Mannsgestalt offt zu thun gehabt, erzehlte auch viel vollnbrachte Laster, Mordthaten, und andere böse Stück, sampt ihrn Gespielen, welche alle nach Gebühr seynd gestrafft worden.

Den dritten Jenner giengen wir auff Damin,  p.253 Gallas aber auff Newbrandenburg, darnach auff Ancklam, welchs Ort ohne Frucht belägert wardt, unsere Völcker abzuführen. Auffm Weg verlohren wir viel Pferdt, weil es an Futter, und so gar an Stroh abgieng: auch war die Käldte so scharpff und grosz, dasz die arme Soldaten im Fortreysen darnieder fielen und sturben. Das Hauptquartier war zu Preszlyn, da blieben wir zwen Tag, und erregte sich unter etlichen Officirern ein Tumult, als ob wir nur mit gutten Worten umbgeführt, unnd dem armen vernackten Soldaten kein Geldt gereicht wurde. Auch beklagten sie sich uber etliche Generalen, welche ihre Favorirten zum Käyserlichen Hoff, und anderen Fürsten schickten zu verkündigen, welche Städt unnd Festungen diese oder jene erobert, und also die Vergeltung andern verzückten, welche die meiste Arbeyt gethan, aber nichts mehr davon trügen als Stösz und Wunden. Die Antwort war, man solle in Geduldt stehn, und die verderbte Zeiten ansehen, tröstlicher Hoffnung, wenn  p.254 es besser im Reich beschaffen, würde ein jeder nach seinen Verdiensten gnugsam belohnet werden.

Unser Regiment die Irrländer hatten ihr Winterquartier zu Mechelnburg, welche Stadt ein stund Gangs von Wiszmar ligt, daher die Hertzogen ihrn Stamm und Nahmen haben. Disz Orth hatten kurtz zuvor ingehabt drey tausent Schweden, waren aber von denen zum New Closter uberfallen, vertrieben, unnd all ihrer Pferdt beraubt worden.

Was für Elendt, und Jammer unser Volck an diesen Orten auszgestanden, ist weder zu schreiben, noch zu sagen, gantze Trouppen musten viel Nachte an einander unter dem freyen Himmel liegen, hatten keine andere Decke als den Schnee, und kalten Reyff, und hatten an diesem Ubel nur etliche Generalen die Schuldt, welche zwar tapffere Kriegsleut, und von niemandt sich uberwinden liessen, ohn allein vom Geldt, umb dessen willen sie den gemein Soldaten liessen verderben. Ich hab gehört, dasz sich dieser Gesellen einer  p.255 ruhmsichtig mit Johann de Werth vergleichen hat, aber es reumbte sich die Vergleichung wie desz Königlins desz allerkleinsten Vögeleins mit dem Adler. Der Johann de Werth thät alles ausz seinem Sinn, unnd Rath, dieser aber gar nichts ohne Geheisz seiner Obristen. Jener hette ehe sich selbst verderbt, als seiner Soldaten einen verderben lassen, dieser aber verderbte gantze Regimenter wegen seines Geitzes.

In diesem Jahr seyn 5000. Spanier, beneben 4. Tonnen Goldts zu Dünkirchen ankommen. In Portugal ist ein Auffruhr wider den König in Spanien erweckt, aber bald gestillet worden. Der Hertzog zu Mantua ist auch gestorben disz Jahr. Zu end desz Jenners unterfienge sich der Marschall Leutenandt Grave von Ridberg uber das zugefrorne Wasser in die Insel Rye zu gehn, schickte zuvor funfftzig Reuter hin, umb zu versuchen, ob es zu wagen wäre. Diese wagens, und ersauffen alle, unnd muste der Grave mit Schaden wiederkehren. Was wunder ist es aber, wenn  p.256 Gott denen zu wieder ist, die ihm nicht gewogen seynd? Wer GOtt verläst, unnd dem Bacho, und Fleisch dienet, kan sich von Gott keiner Hülff und Beystandt in der Noth getrösten. Er ist zu jammern, ja mit blutigen Zähren zu beweinen, dasz es heutiges Tags dahin gerahten, dasz man nicht weisz, oder wissen kan, ob unter den Soldaten Gott der Allmächtig, oder Bacchus, unnd die Göttin Venus geehret werden. Diese Gottlosigkeit hat newlicher Zeit die Adeliche, und keusche Fraw Antonetta de la Roy, einem Ansehnlichen Cavallier fein glimpfflich, doch sehr ernstlich verwiesen. Dann als Er ihr ein Glasz mit Wein zugebracht, unnd nun darbotte, sprach er, in diesem ist mein Gott, name sie zwar das Glasz, liesse es aber baldt auff die Erden fallen, und antwortet: Siehet Herr, wie elendig und gebrächlich ist ewer Gott; Ihr solt aber wissen, dasz ein anderer Gott ist, welcher ewer gottloses Leben straffen, unnd die zerbrechen wird, die sich wieder ihn aufflehnen.

Unter dessen nahme ab in dem gantzen  p.257 Mechelburger Hertzogthumb alle Nothturfft, und Proviandt für Menschen und Pferdt, und wolten die Holsteiner unnd Hamburger keinen Knecht in ihr Landt auffnemmen, also musten sehr viel sterben und verderben.

29. Das XXIX. Capittel.: Was wir wieder die Schweden folgender Zeit verricht haben.

Was wir wieder die Schweden folgender Zeit verricht haben.

Den gantzen Winter und viertzigtägige Fasten durch, wurden unsere Obristen so wohl als der gemeine Soldat mit vielem Versprechen, und fetten Worten umbgeführt, und hetten alle glaubt sie würden umb den Früling mit Geldt, und newen Kleydern versehen werden, aber wir musten doch ohne Geldt unnd ubelbekleydet zu Feldt ziehen. Also wird die Welt mit eytelen, betrieglichen, lügenhafften Verheissungen regiert, wohl dem, der dem Betrug nicht trawet. Zu GOtt, zur Andacht, zur Frömbkeit kehre dich Landtsknecht, nirgendt wirstu  p.258 bessere Zuflucht finden. Da das gantze Teutschlandt, das fallende Römische Reich mit Kriegsfewr in heller Flamme stunde, da warestu lieb unnd angenehm, weil nun der Feindt etwas geschwächt, unnd dem Hausz Oesterreich vom Halsz in die Frembde vertrieben, achtet man deiner nit hoch, unnd bist also verhasset, dasz die nichtswertige Höffling, die Käyserische unnd Fürstliche Schmutzbuben, dich nicht wollen zu ihren Dienern annehmen. Ja die allerstärckste FeldtObristen, welche für Käys. May. Fürsten und Herrn Wohlfahrt, ihr Leib, Ehr, Gut unnd Bludt in eusserste Gefahr geben, solten wohl nicht so gut geachtet werden Kutscher, oder Tröscher zu seyn. Aber meine Herren sehet ein wenig mit zu, es ist noch nicht aller Tag Abendt, wer weisz was der morgige Sonnenschein bringt, sehet euch vor, dasz euch die Schantz nicht treffe, welche ir jetzo den armen Soldaten darwerfft. Was darff aber ich armes Erdtwürmlein hievon reden, meine Armen seynd zu schwach die hohe Götter zu bestreitten, besser ists,  p.259 ich gehe wiederumb zu Feldt, und sehe was da gibt. So baldt wir ausz den Quartiern kommen, werden wir auff den Feindt geführt, zwar nicht ohne Nutzen. Dann der General Klitzing eroberte mit einem sonderbahren Kunststücklein die Stadt Gartz, erlegte fast alle Feindt darinn, bekame siebenzehen Fahnen, drey Stantarden, den General Wachtmeister Drommundt ein Schotten, mit viel Capitäynen und Befelchshabern.

Zu der Zeit kame Bottschafft ein, dasz die Stadt Hanaw am Mäyn (welche ein listiger Obrister Ramsay lange Zeit eingehabt, und den umbliegenden Orten viel Schadens zugefügt) eingenommen wäre, darzu viel gethan der Obriste Metternich, im Rahmen Ihr Churfürstl. Gnaden zu Mäyntz, unnd Johann Christoff von Bettendorff gewesener Obrister Leutenandt im Käyserischen Läger jetzo Hauptmann auff der Festung Königstein. Nicht weniger haben wir doch mit höchster Betrübnusz vernommen die Gefängnusz desz Generals Johann de Werth, und anderer  p.260 Generalen, als Duca de Savelli, Enckenfort, und Sperreuter. Die unserige hatten zuvor den Feindt bey Rheinfelden geschlagen und verjagt, weil sie aber theils dem Raub nacheyleten, theils zu Ruhe sich begaben, unnd zu weit von einander thäten, versamblet Weymar die Seinige wiederumb, ernewert die Gemüter, unnd Schlacht, und schlägt die Uberwinder. Baldt erobert er auch Rheinfelden, weiln man nicht kundte zu Hülff kommen. Je beweglicher uns diese Zeitung gewesen, je mehr hat uns erfrewet der Sieg, den die Spanier wieder die Frantzosen bey Fontarabia erhalten haben.

Der Printz von Conde war vor wenig Monaten mit vier und zwantzig tausendt Mann in Hispanien gangen, hat auch etliche gelegene Oerter, unnd Meerhaven erobert, unnd gedachte sein Glück weiter hinein zu wagen. Weil ihm aber die Festung Fontarabia im Weg lage, wolte er solche zuvorderst angreiffen, und einnehmen. Was zu solchem Handel nun nothwendig war, bereitet er auffs beste zu, und  p.261 umbgabe sie mit seinem gantzen Kriegsherr, brachte die Sachen auch so weit mit Fewrwerck, Geschütz, unnd der Knechte Fleisz, dasz er etliche Vorwehr und Bollwerck vermeyndt erobert zu haben. Diesem musten freylich die Spanier vorkommen, wolten sie ihr Heyl und Wohlfahrt desz gantzen Vatterlandts anwagen. Namen derowegen zu sich achtzehen tausendt auszerlesene Soldaten, führen diese auff das Frantzösische Läger, unnd fallen den Feindt mit solcher Fury und Gewalt an, den 17. Septembris am Abendt Mariae GeburtsTag, da sie anfänglich die Ordnung desz Feindts zertrennen, baldt viel erlegen, unnd folgendt die andere in ein schändtliche Flucht schlagen. Ewigen Lob hat in diesem Treffen der jüngere Printz von Conde erworben, unnd sich als ein wahrer Sohn desz alten Helden seines Vatters dergestalt erzeyget, dasz er freylich den Sieg erhalten, wo das Malleraidianisch, und Cronen Regiment nicht wäre gewichen. In diesem Treffen seynd in die viertzig vom Adel geblieben, der  p.262 Ertzbischoff von Bourdeaux, und Bischoff zu Arelat seynd kaum davon kommen, welchen besser wäre angestanden mit dem Brevier, unnd Bibel als mit dem Schwerdt fechten. Er Conde, Cardinal de la Valetta, Conde Grammont, Marquis de la Force und de Gente und andere seynd durchs Wasser geschwummen, und gehn Baiona entrunnen. Ausz den gemeinen Soldaten seynd todt geblieben Tausendt fünffhundert, ungefähr 500. gefangen, unnd alle Geschütz, Wägen und Plunder, darunter auch desz Printzen Wagen mit Silber unnd köstlichen Sachen beladen, auff vierhundert tausent Cronen geschätzt, in der Spanier Handt kommen. Als aber darnach die Zeitung von der Geburt desz Jungen Delphins in Hispanien bracht worden, hat der König alle Gefangene ohn einige Rantzion losz gelassen.

Eben zu der Zeit ist auch Käysers FERDINAND III. Gemahl mit grossem Pracht, und einmütigen Consens der gesampten Ungarischen Herrn, und Stände zur Königin in Ungern gekrönet worden.  p.263 den. Und zohe der Käyser gehn Prag, Gallas aber, weil er die vom Feindt eroberte Festungen und Städt gnugsam besetzt, fienge an gegen den Sommer die Soldatesca ins Winterläger zu weisen. Etliche Regimenter schickte er in das Hertzogthumb Holstein. Dem von Florentz ward das Stifft Bremen verordnet, der sein Brodt nicht vergeblich da genossen, sondern ein festes Schlosz den Schweden abgenommen. Der Graff von Ridberg bekame Braunschweig unnd Lüneburg, neben andern angräntzenden Herrschafften. Goltz legte sich ins Ertzstifft Mäynz, und da herumb. Der General Wachtmeister Salis bliebe umb Mechelburg, den Bannier daselbst im Zaum zu halten. Wir Irrländer musten auff Danneberg, von dannen auff Wolffsburg, und an solche Ort ziehen, da weder zu fressen noch zu beissen war. Den funffzehenden April rückten wir auff Braunschweig. Disz ist ein weite wohl verwahrte Stadt, soll ihrn Nahmen haben von einem Brunone der sie erbawet, ist aber gebawet worden Anno  p.264 nach Christi Geburt Achthundert, ein und sechtzig. Fast zwo gantzer Wochen warteten wir daselbst auff unsere gesetzte Contribution und ward der Fürst zu Braunschweig so unbarmhertzig gegen uns, dasz er nichts für die Pferdt, unnd Soldaten liesse folgen, ja die Bawren fielen auch unsere Knecht ungestrafft an, und wo sie einen oder den andern allein antraffen, muste er desz Todts sterben, den Officirern, wenn sie etwas Brodts oder Meel suchten, ward selbst nicht verschonet, daher dann geschahe, dasz viel hinsturben, oder darvon lauffen musten.

30. Das XXX. Capittel.: Wie die Reysz in die Graffschafft Schaumburg abgangen.

Wie die Reysz in die Graffschafft Schaumburg abgangen.

Nach vielen erlittenen Schaden, und eusserstem Elendt wurden wir den 7. Maij gehn Hannober verschickt, unnd von dannen gehn Schaumburg, dasz wir da solten Winterläger im Sommer haben. So geht  p.265 es zu, günstiger Leser, jetziger Zeit wird in der Welt alles verkehrt, Winterszeit musz man fechten, wenn die Zeit kompt dasz die König pflegen zu Feldt zu ziehen, musz man im Winterquartier liegen: Doch geschicht nichts ohne Ursach. Die KriegsCommissarien pflegen die Völcker, als wäre es hoch vonnöthen zu Winterszeit im Feldt auffzuhalten, damit sie zuvor selbige Oerter fein abscheren, unnd den besten Gewinn davon bringen. Sie vermeynen nicht dasz mans mercke, da es doch offenbahr ist. Was geht es aber mich an? Warumb schweige ich die Warheit nicht, damit ich keinen Hasz davon trage? Jedoch musz je einer seyn, der biszweilen die Warheit sagt, unnd solte ihm der Kopff darüber gebrochen werden, wenn man sich nur dran stossen wolte. Damit uns nun nicht die Sommerhitze ubereylete, giengen wir geschwindt auff Schaumburg, jedoch nicht so geschwindt wie Corraschi mit seinem Regiment, welcher ausz Gallassen Gunst Erlaubnusz bekommen uns vorzueylen, vielleicht darumb  p.266 dasz er die böste Oerter, unnd erste Contribution erhübe, und wir desto weniger finden köndten. Gott aber der alles vorsichtig regieret, schickte es, dasz Er den Feinden der erste auch zu Theil ward, ehe er sein Quartier erreichet. Dann als der Feind innen ward, dasz ein Regiment allein daher zoge, eylet er ihnen vor, verschlägt die Weg, und umbringet sie: Ob nun wohl diese auszerlesene Soldaten sich ritterlich hielten, unnd hertzhafftig wehreten in die zwölff Stunden lang, musten sie doch endtlich weichen, alles dahinden lassen, wurden mit Weib, Kindern und Gesindt alle bisz auff einen gefangen, ohn den Obristen, der mit seinem Weib etliche Geschäfft zu verrichten gehn Hannover gangen war. Von dem Feindt bliebe ein Leutenandt, und drey Capitäyn, auch etwan hundert unnd zwantzig Knecht zu Rosz, und Fusz. Disz geschahe am ende desz Aprils beym Dorff Klein Heydorn genandt.

Am dreyzehenden Tag Maij kame unser Regiment mit dem Graven del Maestro  p.267 in die Graffschafft Schaumburg. Der Herr dieses Landts war ein sanfftmütiger holdtseliger, feiner Mann, und empfinge uns freundtlich. Man will sagen, dasz die Graven Geraldini unsere Irrländer ihrn Ursprung ausz diesen Graven unnd Fürsten von Florentz, genommen haben sollen. Die Schwedischen liessen uns auch allhie keine Ruhe, und fügte den Käyserischen Ihr General King viel Schaden zu.

Den ersten Tag Junij liesz er unversehens Lermen blasen, und uberfile die unsere fast unbereit, erlegte auch viel ausz desz Obristen Broy, unnd Obristen Lamboy Regimenten, welcher zu Verden lage.

Darnach ward ein Anfstandt getroffen auff zwantzig Tag zwischen beyden Theilen, wegen desz vorgehabten Friedens, welchen unsere Officirer, oder Häupter mit den Feinden schliessen solten. Zu dem Ende dann Graff Kurtz mit etlichen andern vom Käyser nach der Stadt Lübeck verschickt ward. Gallas aber verhielte sich im Hertzogthumb Mechelburg zu  p.268 Grabow. Da der Stillstandt ein Ende hatte, thäten sich die Obristen de Maestro unnd Deveroux zusammen, fielen in die Feind, erlegten etliche, unnd fiengen nur sechzehen, die flüchtige Feind, damit sie ja nicht ledig davon giengen, entführten den Lüneburgern etliche Pferdt. Umb diese Zeit begabe sich ein feine, unnd seltzsame That: Drey Reuter ausz desz Generals Bredaw Regiment setzten ausz dem Quartier, und geriethen ohngefähr unter sechs Regiment der Feinde, werden von ihnen gefangen, nackendt auszgezogen, und im Waldt mit zurück gebundenen Händen ein jeder in ein sonderbahren Sack gesteckt unnd verwahret, den wilden Thiern vorgeworffen, zwen Tag lang weltzeten diese sich auff der Erden herumb, und funden kein Mittel unnd Rath sich ledig zumachen. Einer unter ihnen bringt sich auff die Füsz, und weil er die Hände nicht gebrauchen kundte, fellt er wiederumb auff die Erde, fahet an mit den Zähnen die Bendel am Sack zu nagen, unnd macht sich und die andere ledig, unnd kommen  p.269 also halb todt, unnd wohl hungrig ins Läger.

In dem wir uns allhie mit dem Feindt herumb beissen, kompt vom Graven von Ridberg Befelch ein, dardurch wir abgefordert und zertheilt werden. Dann der Grave del Maëstro in Braunschweig, der Obriste Deveroux aber zum General Wachtmeister Peter Götz in Westphalen. Im Junio hat der Cardinal Infante glücklich bey Antwerpen wieder die Holländer gestritten, unnd neben denen so todt geblieben, bey drey tausendt fünffhundert und vier und sechtzig Mann, hundert wohlgerüster Schiff, und alle grobe, unnd kleine Geschütz auffgefangen.

Bey Metz hatt auch der Hertzog ausz Lothringen ein gute Beut erwischt, nemblich etliche Maulesel so theils mit Gold unnd Silber, theils mit sonst allerley kostbahrlichen Wahren beladen gewesen, und soll das eine Theil sich auff sechzehen tausendt Cronen belauffen haben, ohn die andere Sachen. Zu endtlauffenden Monat  p.270 Junij hat General Gallas allen unsern Besatzungen im Pommern frischen Succursz zugesendet. Gehn Wolstadt ward General Salis mit viel beladenen Wägen Frucht geschickt, welche er ohne Gefahr eingebracht. Im abziehen kompt er auff ein schönen Wiesen Grundt, und wolte daselbst seine Pferdt ein wenig lassen weyden: aber die Feind hatten ihn baldt ersehen, fallen geschwindt auff ihn ein, verhoffendt gute Beuten davon zu bringen, aber sie bekamen gute Stösz für die Beute, unnd wurden von den unsern auffgefangen. Eben umb diese Zeit wurden wir avisirt, was grosse Niederlag vom Piccolomini unnd den Käyserischen Volck bey S. Omer die Frantzosen erlitten hetten, in welcher sollen auff drey tausendt Mann theils erlegt, theils verwundt, theils gefangen worden seyn, mit allem was zum Krieg gehört. Sobald wir in Westphalen ankommen, seynd wir in die Graffschafft Waldeck an den Hässischen Gräntzen uns ein wenig zu erholen, geführt worden, unnd da ausz Befelch den  p.271 General Marschall Hatzfeldt erwartet. Wir durfften damahln nichts wieder die Hessen vornemmen, weil sie mit Käys. May. in Friedens Tractaten stunden, damit wir keine Ursach zum Auffruhr mächten. Jedoch kundte der Calvinisten verbitterte Grimm nicht ruhen, sondern fielen in das Stifft Fuldt, hauseten sehr ubel, und beleidigten am meisten die Geistliche, deren einen sie grausamlich zu Stücken gerissen haben.

31. Das XXXI. Capittel.: Vom Ursprung dieses Teutschen Kriegs, und was sich sonsten im Reich zugetragen.

Vom Ursprung dieses Teutschen Kriegs, und was sich sonsten im Reich zugetragen.

Ich hab offt bey mir gedacht, was doch eines so grawsamen Kriegs, und vielfaltigen elenden Zustandts in Teutschlandt ein Ursach möchte gewesen seyn, und ist mir kein andere vorkommen, als die teuffelische Hoffarth, welche ausz allem Uberflusz aller Ding erwachsen, deszwegen ein jeder ihme  p.272 selbs ein Käyser, unnd gleichsamb ein kleiner Gott seyn wolte, unnd lebte ohn einigen respect göttlicher und menschlicher Gesätz. Wenn nun GOtt, wie billich, den Hoffärtigen wiedersteht, und den Demütigen Gnadt gibt, muste er ja uber die, sein grimmig Schwerdt desz rechtgefasten Zorns zücken, welche, weisz nicht mit was vermessenem Gemüth sich uber die Wolcken erhebten, und mit ihrem Kopff die Engel desz Himmels berührten, als ob sie schon GOtt gleich wären. Freylich pflegt GOtt die grobe Sünden, die seine Mayestät am nechsten berühren, am meisten und schärpffsten zu straffen, weil aber kaum ein schwere Sünd kan erdacht werden, die nicht ausz der Hoffarth, als ausz einer Quell und Wurtzel entspringe, weil sie ja ein Mutter aller Laster genendt wird, unnd ist, so strafft er solche billich, und grawsamlich! Ach Teutschlandt thue einmahl die Augen auff, unnd sehe an deine Verächtlichkeit darzu du kommen bist durch eben deine Schuldt, verdemütige dich nun unter die Hände desz Allerhöchsten damit  p.273 dirs wohlgehe, unnd Barmhertzigkeit erlangest. Lang genug, ja viel zu lang hastu gelegen im Staub desz Elendts, hebe einmahl auff dein Haupt, schwinge den Unflat von dir, und bekehre dich zu Gott deinem Herrn. Aber es itzt meines Vorhabens nit zu predigen, sondern eine History zu schreiben, komme darumb wieder zum intent.

Umb diese Zeit hat Ihr Fürstl. Gnaden Joannes Landtgraff zu Darmstadt, desz jetzt regierenden Bruder, ein wackerer Fürst, und von Gott mit vielen Gnaden, unnd natürlichen Gaben geziehret, unsern General heimgesucht. Es ist wohl zu mercken, dasz ausz dieser Fürstlichen Linij (ob sie wohl einer anderer Religion zugethan und ChurSachsen sehr nahe verwandt) keiner sich wider Käyserliche Majestät auffgelehnet, sondern sich immer Neutral gehalten haben. Dann es sahen diese hochverständige Fürsten sehr weit, unnd wohl, dasz Käys. May. wohl kündte in etwas getruckt, aber doch nicht gar untertruckt werden. Eben dieser  p.274 junge Fürst hatt in diesen desz gantzen Römischen Reichs schwebenden Gefahren Begierdt bekommen gehn Rohm zu verreysen, daselbsten er auch ausz Andacht, so wohl desz Orts, als viel frommer Leuth bewegt, von seinem Irrglauben abgestanden, und zur Uhralten Catholischen Kirchen sich gewendet hat.

Im Julio ist Graff Johann Götz, FeldtMarschall uber der Ligae Völcker, sampt dem Duca de Savelli mit einem starcken Heer, und wohl zugerüstem Vorraht auszgangen, die Belägerung vor der gewaltigen Festung Breysach zu verhindern, unnd gar abzutreiben. Die avanquardi hatte Savelli, und folgte ihm der General nach, zwischen beyden Theilen giengen die Pagagy und Proviandt Wägen, als am sichersten Ort. Weil disz Werck nun grosz und offentlich bekandt, muste es auch Hertzog Bernhardt wissen, welcher mit seinen Officirern Kriegsraht hielte, wie solcher Anschlag mögte verhindert, und die Proviandt auffgefangen werden. Also nach gefassetem Rathschlusz  p.275 richtete er alles Geschütz auff den Vortrab desz Savellischen Zeugs, unnd felt ihm ein mit auszerlesenem Kriegsvolck, verruckte auch in etwas der unserigen Ordnung, welche doch auff Ermahnung desz FeldtObristen baldt ergänzet, unnd die Soldaten dermassen gefochten haben, dasz er etwas zurück hat weichen müssen. Wann da unser Götz, wie er hette billig thun sollen, darauff gesetzt, und dem Savelli zu hülff wäre kommen, solte ohne zweyffel der Feindt geschlagen, und Breysach seyn erhalten worden. Weil er aber zu langsam gienge, und die andere solchem Feindt länger zu wiederstehn viel zu schwach, entführte er ihnen alle Proviandt, und was sie mit sich hatten bracht, unnd wurd also Breysach schändtlich verlassen, alle Hoffnung den Belägerten abgeschnitten, solcher grosse Unkosten von vielen Fürsten desz Reichs angewendet, dem Feind in seinen Nutzen gelieffert. Ausz den Unserigen seynd drey Capitäyn zu Fusz, unnd etliche Knecht geblieben, vom Feindt nicht  p.276 weniger, unnd ward der Obriste, oder General Wachtme Dubadel gefangen, und wo die Nacht nicht darzwischen kommen, solte wohl grösser Schaden geschehen seyn.

Mit höchsten Frewden, und Frolocken gienge Weymar in sein Läger, Savelli aber unnd Götz kamen langsam zusammen, und betrübt, giengen also ferner ins Wirtenberger Landt mit ihrem Volck.

Uns wolte das wanckelbahre Glück auch nicht gar wohl in Pommern, dann die Schweden eroberten mit Gewalt die Festung Gartz; unnd entstunde in Polen ein grosser Tumult, wegen desz von den Frantzosen auffgefangenen Printzen Casimiri desz Königs Bruders, welcher in Hispanien geschickt war worden. Dann als dieser Printz ein verordneter Vicere, oder Königlicher Verwalter in Portugal gehn Neapolis verreysete, traffen ihn die Frantzosen an, unnd führeten ihn wieder Recht, unnd Billigkeit in Franckreich gehn Parisz. Nicht lang darnach erregte sich der Pfaltzgrave Carolus Ludouicus,  p.277 und wolte mit Gewalt ins Reichs, dem zu begegnen, ward Peter Götz auszgeschickt, auff welchen folgte der General Hatzfeldt, der in diesen Landen die Käyserische Commandirte. Dieser liesse den 26. Augusti sein Volck durch die Musterung gehn nicht weit von der Lipstadt, zoge von Soest nach Ham welche an der Lipp ligt, kompt letztlich gehn Dortmundt, weil er aber innen wurde, dasz die Pfältzische nicht fern von dannen, liesse er zwey tausendt Reuter auff sie dargehn, aber es ward ihnen schon verkundtschafft, unnd hielten die gantze Nacht in Bataglia, wichen gar nicht ausz ihrem Vortheil, und kundten die Unserige nicht beykommen. Umb diese Zeit auch kame Zeitung ein, dasz bey den Schotten gegen ihren unnd zugleich König in Engellandt etwas Zwitrachts solte vorgangen seyn, darausz ein schwerer Krieg, unnd grosses Elendt sich eräugen möchte. Der Allmächtige Gott wolle alles Ubel gnädiglich abwenden, und hetten alle Unterthanen in gantz Europa gnugsamb, unnd wohl den jämmerlichen  p.278 Zustandt desz Teutschen Landes an jetzo zu behertzigen, unnd zu erkennen, dasz eben keine andere Ursach so viel mächtige, und ansehnliche Fürsten, und Potentaten in das euserste Elendt und Verderben gebracht hat, als der Ungehorsamb wieder die von Gott vorgesetzte Obrigkeit. Mir wäre gewiszlich schwer zu sehen, dasz meine geliebte Landtsleuth in solchen erschröcklichen Unfall solten gebracht werden, unnd wolte ihnen lieber rahten, ihrm allerdings güttigsten rechtmässigen, und gerechten König (den Namen er dann bey frembden Nationen hat) schuldigen gehorsamb zu leysten, dann ihme ist nirgend hero anderwerts, als allein vom Himmel das Scepter geben worden, sein
Volck, und Unterthanen zu
regieren.

32. Das XXXII. Capittel.: Von Kriegsfortsetzung im Reich, und Verlauff wieder Pfaltzgraff Carl Ludwigen.

Von Kriegsfortsetzung im Reich, und Verlauff wieder Pfaltzgraff Carl Ludwigen.

Nach dem offternandter FeldMarschall Graff von Hatzfeldt sich mit den höchsten Officierern bey Dortmündt berahtschlaget, und wie forthin der Krieg zu continuiren wäre unterredet, läst er das Volck abermahln bey Hamm durch die Musterung gehn, unnd ward auch unser Regiment dahin erfordert. In dieser unser Reyse kamen wir gehn Relinghusen, daselbst war ein Adeliches vhraites FrawenCloster, nicht ohne sonderbahre Vorsehung der Stiffter also angeordnet, dasz allein Adeliche Jungfrawen darin solten in Tugenden, Andacht, und guten Sitten unterrichtet unnd erzogen werden. Alle seynd ihrer Vorsteherin, die durch freye Wahl darzu erkohren, gehorsam, welche auch uber etliche weltliche Untersassen Recht und  p.280 Gericht hat, unnd in schweren Sachen uber Halsz unnd Haupt vrtheilen kan. Diese Vorsteherin thut allein Gelübdt der Ewigen Keuschheit, unnd werden die andere Jungfrawen gar nicht zu solchem Gelübd verbunden, ohne so lang sie im Closter unter dem Gehorsam leben. Dan es stehet ihnen frey mit guttem Urlaub ausz dem Closter zu gehn, unnd zu heyrahten, oder sonst in der Welt zu wohnen nach ihrem Belieben.

Zu besserer Unterhaltung dieser Versamblung, haben ihnen vorige Käyser mit Einwilligung Bäpstlicher Heyligkeit ein feiste Probstey eingeraumbt, und mit vielen Gnaden begabt.

Von dannen seynd wir auff die Pfältzische zugangen durch ein Stadt Essen genandt, in welcher allerley Religions- oder SectenGenossen sich auffgehalten, Catholische, Caluinisten, Lutheraner, Widertauffer, Zwinglianer, Hussiten, Juden unnd Heyden. Der Pfaltzgrave belägerte damahls die Stadt Lembgow, nur in die vierzehen Tag lang nicht  p.281 ohne Hoffnung der Eroberung. Gewaltig zerschmetterte er die Stadtmauren, streiffte weit umbher, und that den Landtsassen unerträglichen Schaden. Da Er nun die unsere sahe zur Schlacht bereyt tapffer ankommen, name er ihm festiglich vor, nicht eines Fusz breit von der Belägerung zu weichen, sondern in gutter Ordnung zu begegnen, welchs er auch so steiff gehalten, dasz er unsere, wiewol auszerlesene Reuterey zum zweyten mahl zu rück getrieben, auch mit erhitztem Muth so tapffer auff uns zugesetzt, unnd gestritten, dasz man nicht erkennen kundte, wo der Sieg sich hinlencken würde, bisz ihm angezeygt worden, dasz ein frischer Succursz vom Baron Westerholt dem General Hatzfeldt zugeführet ward. Da liesz er also baldt den Plunder, Wägen unnd Geschütz gehn Voltha in der Graffschafft Ravensburg führen. Disz zu verhindern schickte in aller Eyl unser General den von Westerholdt auff Goszfeldt, daselbst die Brücke abzuwerffen, damit der Feindt nicht nach Minden gehen möchte.  p.282 Da nun der Pfaltzgraff, und mit ihm die Schweden gesehen, dasz ihnen aller Pasz verlegt unnd abgeschnitten, fahet er die Schlacht wiederumb an, und setzt den 17. Octobris starck auff uns zu, zwar mit solchem Ernst, dasz von den unsern viel erschlagen, und der Sieg viel Stund lang zweyffelhafftig, unnd doch mehr auff desz Feindts Seiten sich lenckte. In unserer Ordnung hielte den rechten Flügel der Baron Westerholdt, und Marschall Leutenandt desz Hertzogen ausz Lothringen Herr Louthersheim, den Lincken führte General Hatzfeldt selbst, sampt Peter Götzen, welche alle, wie tapffern Helden zusteht, immer vornen an der Spitzen gefochten haben, daher dann Götz mit einer grossen Kugel getroffen, auff der Walstat todt blieben, darab alle hohe, unnd nidrigs Standts Persohnen betrübt worden. Gleichwohl trieben die Unsere den Feindt allgemach zu rück, unnd baldt gar in die Flucht, da sie dann grossen Schaden erlitten. Dann unsere Reuterey hatt sie gantz umbgeben, und kundten wenig,  p.283 ohn welche im Wasser ersoffen, den Schwerdtstreichen entgehen.

In dieser Schlacht haben die unserige alle Wägen, und Kriegsbereitschafft welche ein grosses gekostet, wie auch alles grosz und klein Geschütz, ein und viertzig Fähnlein, ohn die, so die Soldaten zu Kriegsbinden gebraucht, dem Feindt abgenommen. Der eltiste Pfaltzgraff hat auch das Hosenbandt, welchs im der König in Engellandt newlich zum Zeichen desz Ritter Ordens zugeschickt, unnd viel Brieffe darin heimliche Sachen verzeichnet, müssen dahinden lassen, welches alles Herrn Generalen Hatzfeldt zugestelt worden. Ein Wagen mit geschlagenen Silber, welchs sich auff dreyssig tausendt Thaler belieffe, ist den Soldaten zur Auszbeut worden, damit sie ja etwas zur Vergeltung irer erzeygten Dapfferkeit davon trügen.

Die Gefangene seynd fast ausz den vornembsten diese gewesen, der jüngere Pfaltzgraff Robertus, der sich warhafftig ein tapffern Soldaten erzeyget, Gen. Leutenant  p.284 Ferentz, zwen Engelländische Graven an Reichthumb und Ehr die Vornembsten desz Landts, sechs Obristen, darunter der Obriste Boy, Loenstein, Bussardt, Millardt, fünff Obriste Leutenandt, zehen Obriste Wachtmeister, zwölff Rittmeister, vier und zwantzig Capitäyn zu Fusz. Der ältere Pfaltzgrave stiege auff ein Kutsch mit sechs Pferden, und flohe davon durch die Weser schwimmendt, weil aber der Ufer jenseit desz Flusses zu hoch, kundten die Pferdt nicht herausz steigen, muste sich also ins Wasser begeben, bisz er sich durchs Gestreuch, und Hecken arbeitet, unnd zu Fusz gehn Minden kame, der Kutscher und die Pferdt seynd ersoffen. Tausendt zweyhundert seynd auff der Wahlstadt Todten gezehlet worden, ohne die, welche in der Flucht unnd im Wasser umbkommen. Ausz den Käyserischen seynd geblieben vorgemeldter Götz, Obrister Tyrell, ein mannhaffter Kriegsheldt, wie der Feindt selbst gesteht, gebürtig ausz Irrlandt, unnd ein Obrister Leutenandt, gemeine Knecht nur viertzig.

Nach geschehener Schlacht liesse Herr General die Völcker in die Graffschafft Lipp ausztheilen, etliche Tag zu ruhen. Den 22. Octobris ward der gefangene Pfaltzgrave sampt den andern nach Warendorp geführet.

Ich kan allhie nit umbgehn den freund- unnd friedseligen Conuent oder Zusammenkunfft Ihrer Käys. May. und Churfürsten zu Sachsen zu erzehlen, welcher geschehen ist zu Leutmaritz, da sie hohe, unnd wichtige Sachen abgehandelt. Ihr Churfürstl. Gnaden hatten mit sich geführet seine vier Söhne, Ihr Käys. May. wegen erlangter Kron, unnd vielfaltiger Victori wieder ihre Feindt Glück zu wüntschen. Diese Herrlein empfienge Ihr May. fast freundtlich, und ziehrte sie mit hohen Königlichen Gaben, und Geschäncke. Dem Vatter liesz er beyführen ein köstliche Kutschen, mit schwartzen Sammet umbgeben, mit güldenen unnd silbernen Stücken verbremet, in welcher sechs auszerlesener Pferdt giengen, warlich ein Käyserliche Gabe. Den Eltesten  p.286 zweyen Fürsten Ioanni Georgio, und Augusto verehrte er zwey wohlgeputzte köstliche Pferdt, den beyden Jüngsten Christiano und Mauritio kostbahre güldene Ketten, wie auch den andern Hoffrähten einem jeden nach seiner Würde und Verdienst.

Die Unserige aber eroberten nach der Pfaltzischen Niederlag die Stadt Cloppenburg, unnd liessen selbiger Festung Commendanten auffknüpffen, weiln er zuvor von den Käyserischen auszgerissen, und dem Feindt war zugeloffen. Giengen darnach auff Vecht, selbige Stadt zu belägern: Man vermeynte zwar baldt sie zu erobern, weil es ein kleines Orth war, musten aber doch, wegen vielem Regen und Ungestümm, auch der tapffern Gegenwehr so ausz der Stadt geschahe, fast sechs Wochen dafür zubringen, nicht ohne Schaden.

In selbiger Belägerung ward der Durchleuchte Baron von Westerholdt mit einer Kugel getroffen, unnd ertödtet, von dem Gegentheil bliebe der Obriste  p.287 Commendant Lesle, unnd ein Obrister Wachtmeister durch ein Carthaunen Schusz.

Wieder die Schweden gienge es anderwerts auch frisch her, dann der Grave de Broy traffe fünffhundert Bannirische Reuter, und zwey Regiment zu Fusz an, deren er viel erlegte, die andere in die Flucht jagte. Auch sturben ihr Pferdt sehr dahin, dasz ausz Reutern musten Fuszgänger werden. So hattte das Gallassische Volck mit dem bittern Hunger zu kämpen, sehr viel sturben durch solche Plag, viel wurden gezwungen auszzureissen,
damit sie anderwerts
sich kundten beym Leben
erhalten.

33. Das XXXIII. Capittel.: Von Auffgebung der Festung Breysach , und was sich sonsten denckwürdig zugetragen.

Von Auffgebung der Festung Breysach, und was sich sonsten denckwürdig zugetragen.

Weil umb diese Zeit zu endtlauffendem Tausendt, Sechshundert acht unnd dreyssigsten Jahrs, die Auffgebung der gewaltigen Festung Breysach vorgangen, welche Hertzog Bernhardt starck und beständig, nicht ohn verderblichen grossen Schaden desz gantzen Reichs bezwungen, wollen wir dieselbe etwas auszführlicher beschreiben.

Es hat gedachter Hochverständiger Hertzog wohlabgesehen, dasz die Festung Breysach, nach so lang continuirter Belägerung, wegen desz abgeschnittenen Vortheils einige Proviandt oder Succursz zu bekommen, nicht länger kündte erhalten werden; darumb schickte Er Reuterey und Fuszvolck ausz, umb zu erkundigen, was General Götz im Sinn hette,  p.289 und wohin er sich wenden thätte. Diese fiengen etliche Käyserische, brachten sie vor Weymar, unnd auff vorgehaltene Frag, sagten sie ausz, dasz sie warlich nicht wissen kundten, wohin Götz seine Anschläg gerichtet, doch wäre gewisz, dasz vor kurtzem Philips Grave von Manszfeldt vom Käyser zum Bäyerfürsten, von dem ins Läger, und bevorab zu den Obristen geschickt worden, zu was Ende, wäre ihnen nicht bekandt. Doch wäre das Käyserisch Volck mit Gewalt ins Schlosz Guttenberg gefallen, und hetten darin fünffhundert Malter Frucht bekommen. Auff diese Auszsag commandirte Weymar alszbaldt den General Wachtmeister Prignitz mit zweyhundert Pferden, unnd dreyhundert Fuszknechten auff Guttenberg zu, der Käyserischen weitern Fortgang zu verhindern, und selbsten zu sehen, was zu thun wäre. Als die Götzische solches vernommen, hielten sie dafür, das gantze Weymarische Läger ruckte auff sie zu, begaben sich also ausz Forcht in die Flucht, unnd lieffen in grosser Eyl auf  p.290 Villingen zu, unnd verliessen alles grobe Geschütz, welche Prignitz gar fein ihnen hette können entführen, wo es ihm an Pferden nicht gemanglet, name also etliche Gefangene allein mit sich, unnd brachte Hertzog Bernhardt Zeitung, dasz Manszfeldt anjetzo bey der Käyserischen Armee wäre, und Käyserliches Mandat, welchs Chur Bayern auch unterschrieben, dem Volck vorgehalten, darin inen anbefohlen nicht mehr Johann Götzen, sondern in Kriegssachen Ihn gebührende Ehr, unnd völligen Gehorsamb zu leysten. Auff disz seye er Manszfeldt zum Götzen verreyset, selben gefangen zum Käyser oder Bayerfürsten zu führen, wie auch geschehen, dann er also baldt in ein Kutsche gelegt, unnd durch zweyhundert getrewe Käyserische Reuter nach München geführt worden. Jedoch hat Manszfeldt das Generalat auch nicht lang behalten und ward durch Ihr Käys. May. Anordnung dem Obristen Goltzen auffgetragen, Manszfeldt aber verruckte anderswo hin.

Da nun der General Feldtzeugmeister Baron de Reinach unnd Commendant zu Breysach mit betrübtem Hertzen sahe, dasz er aller Hülff beraubt, und keine Mittel noch Weg der Entsatzung zu finden wuste, auch nichts mehr in der Stadt war, davon er, und die seinige leben, und sich erhalten mögten, hatt der euserste Hunger, und höchstes Elendt die Soldaten, welche sonsten in allen Nöhten sehr behertzt, etwas zagmütig gemacht. Darumb dann der Commendant einen Trommenschläger, welchen kurtz zuvor der Obriste Erlach hinein geschickt, mit sehr dienstfreundtlichen Schreiben darausz wohl abzunehmen, dasz Er Rheinach ehrliche Conditiones begehrte einzugehen, zum Hertzog abgefertiget, mit Begehren, beyderseits Geisseln zu uberschicken. Da nun Hertzog Bernhardt solche Brieffe gelesen, versamblet er seinen Kriegsrath, unnd ward beschlossen, dasz Er selbst der tractation solte beywohnen, und wurd also den 16. December hin und wieder die Geisseln, darnach die Vertrags-Puncten  p.292 uberschickt, deren Reinach siebenzehen eingeben: Aber der Hertzog hatt sie kaum angesehen unnd zuruck gesandt mit Vorgeben, dasz dem Obsieger gebühre Ordnung, und Gesätz zu geben, und nicht von den Uberwundenen anzunemmen, solcher waren folgende vierzehen.

1. I. Dem Obristen Reichnach wird vergönnet, dasz er mit seinem unterhabenden Volck, und zweyen Obristen Escher, und Wirtzen, auch allem Comitat unnd Kriegsbereitschafft, mit gerüster Gewehr, so wol Reuter, als Fuszvolck ohnverhindert auszziehen mögen. Darzu Er Weymar den auszgehungerten Soldaten auff zwen Tag gnugsame Provision, und Nahrung verschaffen will. Er will auch dasz der Auszzug geschehe den 19. December, doch soll man ihme zuvor etliche Bollwerck einraumen.
2. II. Verwillige Er, dasz denen alle ihr Sachen sollen sicher durch der Breysacher Schiff nach Straszburg geführt werden, welche solches begehrten, doch mit dem Beding, dasz die Schiff von Straszburg,  p.293 oder da andere Schiff zu haben, daselbst keine Gelegenheit wäre, von Philipsburg ohne Verzug solten wieder nach Breysach geschickt werden.
3. III. Dem Herrn Commendanten Rheinach wird vergönnet, dasz Er zwey grobe Stück, deren jedes achtpfündige Kugeln treibt, sampt zwantzig Kugeln, unnd zwo Tonnen Pulfer mit sich abführen möge, zu dem Endt ihm zwey Schiff von Bern, ohn obgesagte Breysacher Schiff, sollen zugerüstet werden.
4. IV. Damit ja Ihr Gnaden von Reinach versichert seyn möchte, kan er von den Seinigen ein getrewen Mann nach Straszburg absenden, deren Herrschafft Willen zu vernehmen. Wäre aber Sach, dasz die Straszburger ihnen den Pasz verweigerten, verspricht der Hertzog ihnen durch die Seinige gewisses Geleydt nach Offenburg zu verschaffen, unnd zu dem Ende Geisseln zu geben, dasz ja Reinach solte mit seinem gantzen Plunder durchkommen.
5. V. Die Ubergeloffene sollen gar nicht  p.294 mit diesem Beding begriffen seyn, sondern ihme uberlieffert werden, welche aber in wehrender Belägerung gefangen worden, können bleiben wo sie seynd, oder zu ihme wiederkehren.
6. VI. Es soll auch gedachter Baron Reinach, nach beschlossen diesen Vertrags Puncten, ernstlich dem Commendanten zu Landtskron befehlen, dasz er selbigs Schlosz Ihr Durchleuchte Hertzogen von Weymar ubergebe, dargegen verspricht er die Besatzung ohn einigen Falsch nach Villingen, oder nach Offenburg, wo sie hinwollen, sicher zu lieffern.
7. VII. Alle Gefangene sollen ohne Rantzion von beyden Theilen frey gelassen werden, so wohl zu Breysach, als Landskron/ wie imgleichen auch der Hertzog sich zu thun erbeut.
8. VIII. Dem Oesterreichischen Beampten, welche dem Weltlichen Gericht, und Cammersachen beygewohnt, wird erlaubt nach acht Wochen abzuziehen, unter dessen sollen sie alle acta, und Schrifften beneben völliger nothwendiger Instruction  p.295 aller Ding denen uberlieffern, welche Ihr Gn. darzu verordnen wird. Auch wird etlichen ausz ihnen zugelassen, ihre Sachen mit den Soldaten an sichere Ort zuverschaffen.
9. IX. Was sonsten vor Schrifften, Bücher, etc. die zum Weltlichen Regiment, Oberkeitlichem Gericht, Cantzley, Cammer, Zöllen, und Rechnungen gehören, sollen sie gar nicht, oder in etwas verändern, oder verderben, damit vorgehaltene Regierung forthin auch also möchte verübet und geführet werden. Doch mag General Reinach seine Schrifften mit sich nehmen, welche in wehrender seiner Regierung das Kriegswesen, Gebäw, und sonsten Unkosten betreffendt, seynd gestellt und verzeichnet worden.
10. X. Er Commendant aber soll trewlich, und ohn gefährde alle KriegsInstrumenten, und Bereitschafft einhändigen, deme es wird befohlen werden, es habe disz Namen wie es wolle, nichts soll auch davon vergraben, zerschlagen, oder verderbt werden.
 p.296
11. XI. Den Breysachischen Bürgern, und Einwohnern soll die Religion freygestellt seyn, und bleiben, auch alle Kirchen, Clöster und Häuser ohnversehrt, beschützet werden. Da aber etliche Religiosen freywillig gedächten anders wohin zu verrücken soll es ihnen vergönnet seyn. Die andere aber belangend, welche umb sicherheit willen dahin sich gethan, bevorab die Edelleut, wird Ihr Fürstl. Gn. also halten, dasz sie gar nichts werden zu klagen haben.
12. XII. Alle mobilien welche vor Zeiten zum Hausz Oesterreich gehörig, und was sonsten umb sicherheit willen dahin geflöhet, auch was den auszziehenden Soldaten, oder bleibenden Bürgern nicht billiger massen zugehörig, soll denen, welche der Fürst anordnen wird, unversehrt, und unverhalten eingeliefert werden.
13. XIII. General Feldtzeugmeister Freyherr von Reinach soll Versicherung thun, dasz ja nichts heimlich bestellt, oder zuruck gelassen werde, was der Festung Breysach Ihr Fürstl. Gn. von Weymar, oder  p.297 eingehenden Soldatesca kundte schädtlich seyn, dessen er durch hinderlassene Geissel sie versichern solle.
14. XIV. Alles disz soll ohne Betrug und List gehaleen werden. Wenn aber je ein Priuatperson dargegen thäte, soll deszwegen die Gemeindt nicht gestrafft, sondern der Thäter gebührmässig darumb angesehen werden. Disz soll Ihr Fürstl. Gn. wie auch Herr Commendant Baron de Reinach mit eygnen Händen unterschrieben. Actum den 17. Decemb. Im Jahr 1638.

Als nun der accordt zwischen beyden Theilen getroffen unnd angenommen, ist Hertzog Bernhardt in Erfahrung kommen, dasz seiner gefangenen Soldaten dreyssig in der Gefängnusz zu Breysach gestorben, in wehrender Besatzung auch noch acht andere von den Mitgefangenen seyen geschlachtet, unnd gefressen worden ausz eusserster Hungersnoth. Darüber Ihr Gn. so ergrimmet, dasz er allen Vertrag zerrissen, und auffheben, wie auch die abziehende Besatzung alle niederhawen wolte; Diß hette er warlich gethan, wo {⬌},  p.298 alle andere Officerer darfür gebetten, und ihnen Sicherheit erworben hetten. Also seynd sie auszgezogen, den 19. Decembris zwischen acht und neun Uhr vormittag, 400. gesunde Knecht, 50. Krancken mit 19. Fahnen, 70. Pferden, 2. Maulesel, 6. Kutschen, 3. Wägen, unnd seynd die Gesunden, unnd Krancken absonderlich den Rhein hinab nacher Straszburg geführet worden.

Im Auszzug fuhre der Fürst den Baron von Reinach mit ernstlichen Worten an, umb dasz er ein solche Grausamkeit, wieder die Gefangene verübet hette, dessen er freylich keine Entschuldigung würde können einbringen. Er aber sprach: Ihr Fürstl. Gn. wird ohne zweiffel wissen was in der Belägerung zu Augspurg vorgangen, da Menschenfleisch auch ist angenehm gewesen, weil dann die Knecht der eusserste Hunger und Mangel aller Speisz zu diesem Ubel gezwungen, solte man ihme die Schuldt nit zumessen. Dasz er sie aber in Gefängnusz behalten, vermeynte er weiszlich gethan zu haben; dann weil die  p.299 Gefangene täglich Gelegenheit gesucht auszzureissen, und nun zu viel gesehen hetten, wie die Sach in der Stadt unnd Festung beschaffen, würden sie, ohn allen zweyffel, solches offenbahret, und in grössere Gefahr gebracht haben, solche zu verhindern hab er disz Mittel müssen vornehmen. Doch thue man ihm zuviel, dasz in Vorgeben inen keine Speisz solte gereicht seyn worden, sintemahl ihnen Roszfleisch zu geniessen nicht gemanglet, so lang es auch den seinigen nicht abgangen, habe sie der Zeit und Gelegenheit nach nicht besser erhalten können.

Eben allda tratte zu Ihr Fürstl. Gn. der Cantzler zu Breysach, Herr Volmari in schwartzen Trawerkleydern, an ein Stab sich steurendt, fiele dreymahl auff die Knie vor ihm nieder, und batte umb Gnad und Verzeihung etlicher Wort, die er unbedachtsamer und vermessener weisz wieder Ihr Fürstl. Gn. hette lauffen lassen. Der Hertzog aber sprach: Ich hette zwar Ursach gnug schärpffer mit Euch zu verfahren, jedoch will ichs jetzo vergeben, sehet  p.300 forthin zu, dasz Ihr etwas vorbedachtsamer von Fürsten und Herren redet. Den Obristen Escher, und etliche andern hat er freundtlich angeredt, und ihre Beständigkeit, unnd Starckmütigkeit gelobt, die sie in Mangel aller Ding so weidlich erwiesen hatten.

In der Stadt hat man grosse Feldtstück hundert fünff unnd zwantzig verlassen, ohn die Fewr Mörsel. An Kraut und Loth ¹⁸ ist gar kein Mangel gewesen, und hetten deszwegen noch etliche Monat lang sich auffhalten können, aber der Mangel desz Brodts und essender Speisz hat sie gezwungen, war auch der Hunger so unglaublich, dasz er fast nicht zu beschreiben. Auff einen Tag seynd in dieser Belägerung acht Knäblein entzuckt, und verlohren worden, man will sagen, unnd darfür halten, sie seyen geschlacht, und gefressen. Die Todten, nach dem sie drey oder 4. Tag in der Erden gelegen, hat man auszgraben, zerhawen, und verzehrt. Die Gefangene haben die Speisz von den Mauren gefressen; ja denen haben sie auch nicht verschonet, die allbereit vor Hunger sturben,  p.301 sondern gefressen, damit sie ja nicht Hungers stürben. Kaum ein Nacht ist in der letzten Wochen vorgangen, dasz nicht etwan zehen an Hunger erstorbene auff den Gassen lagen. Ein Virntzel Korn gulte 40. Gülden. Die Virntzel Gersten 14. Reichsthaler. Die Virntzel Habern 12. Reichsthaler. Ein Virntzel Erbsen 9. fl. 1. Virntzel Meel mit 3. Virntzel Kleyen vermischt, wurde umb 120. Gülden verkaufft. Ein Maß Wein, und drey Pfund Brodt ist vertauscht worden umb ein güldenen Ring darin ein köstlicher Demandt grosses Preyszs versetzt wardt. Wer wills glauben? Ja ein Pfundt Butter ward geschetzet für 4. Gülden, ein Pfundt Speck für dritthalben Gülden, ein Pfund Saltz für ein Gülden, ein Pfundt Käsz für ein Thaler, ein Apffel nicht sehr groß für ein halben Gülden, ein Kürbs für 7. Gülden, ein Pfundt Pferdtfleisch für ein halben Gülden, ein Viertel Hundts 7. Gülden, ein Ratz ein Gülden. Ein Kalbfell ist verkaufft worden für Speisz umb 5. Gülden. Aber gnug von diesem Elendt.

Nach Eroberung dieser Festung hat man so wohl zu Breysach, als auch in Franckreich herrliche Frewdenfest gehalten, und ist die erste Sorg, und bester Fleisz gewesen den Ort mit gnugsamer Provision zu erfüllen, darauff vieltausendt Wägen mit Früchten beladen eingeführt, und die Stadt auff viel Jahr ist proviandirt worden. Der angewendte Unkosten auff die Belägerung hat sich erstreckt auff eylffmahl hunderttausendt Reichthaler. Zu beyden Theilen seynd von den Soldaten geblieben innerhalb vier Monat Zeit auff achtzig tausendt Mann. So viel von Breysach.

Umb den 22. Tag Christmonats, ist Ihr Käys. May. Königin in Ungern glücklich eines jungen Printzen genesen, und im H. Tauff Maximilianus Thomas genendt worden. Unsere Völcker die in Westphalen gelegen, haben jämmerlich die Flecken unnd Dörffer desz Feinds verhergt, bisz sie endtlich den zweyten Februarij Anno 1639. seynd in die Winterquartir erfordert worden. General Loutherszheim  p.303 gieng nach Vecht: General Bredaw ins Bergische Landt, General Hatzfeldt gehn Dortmundt, Hamm, und umbliegenden Oertern, andere in anderer Graffschafften. Unsere Dragoner Obriste Rambsdorff, Winszheim und Sparr musten in die Wetteraw, und mit ihnen der gefangene Pfaltzgrave Robert sampt andern, welche biszhero im Stifft Münster gelegen, und manglete dem Pfaltzgraven anders nichts, als völlige Freyheit: Dann sein Bruder schickte ihm alles uberflüssig zu, nicht lang zuvor bekame er von Minden tausendt fünffhundert Ducaten, und von Gravenhaag sehr köstliche Kleidung, auch ein uberausz schöne Kutsche, darinn er von etlich Compagnyen Reutern begleitet, solte zum Käyser abfahren. Unser Obrister Deveroux gienge mit seinen ubrigen Völckern auff Friedburg in der Wetteraw, daselbst sein Winterquartier zu suchen, aber die Pforten wurden vor im zugeschlagen, und muste ein Zeitlang in etlichen Dörffern, ohn einige Hülff oder Unterhaltung sich behelffen. Es wolten diese  p.304 angethane Schmach etliche viel Soldaten mit der Wehr gar gern gerechnet haben, aber die Verständigste wehreten inen ab, unnd hielten für rahtsamer den gantzen Verlauff Ihrn General Hatzfeldt zu berichten, wie geschehen. Unter dessen rückten wir auff Cronberg, welchs Ort schon zuvor ubel verderbt, unnd in sich selbsten zwispaltig war daselbst wohneten wir mit zehen Compagnyen drey Tag lang: zwar sehr elendig, dann das Ort war eng, und der Völcker viel, muste auch ein grosse infection nothwendig drauff erfolgen, auch fienge allbereit an die Nahrung abzunehmen, deszwegen dann unser Obrister in die Stadt Franckfurt sein eygene Gelder schickte, umb hundert Malter Früchten zu kauffen, aber die Herrn der Stadt beschwerten sich etwas folgen zu lassen. Das empfunde unser Obrister fast hoch, unnd gedachten unsere Soldaten solchen Schimpff an den Franckfurtern zu rechen, darzu ihnen baldt gute Gelegenheit zu Handen kame: Dann es ward ein grosse Heerd Schwein von hundert unnd fünfftzig Stücken  p.305 zur Stadt getrieben, welche unsere Bursch alle niedermachten, davon trieben und verzehrten. Die Urseler waren etwas miltgebiger gegen uns, liessen etliche Malter Korn umbs Geldt folgen, unnd wurden unsere Knecht im Feldt etlicher massen erhalten, aber die Cronberger musten zwar schwerlich alle Officierer, unnd deren Diener abspeisen, welchs die Friedburger allein verursacht, die uns wieder Käys. May. Befehl auszgeschlossen hetten.

An diesem Ort lieffen unsere Leut allenthalben umb, den Hunger, und die Zeit zu vertreiben. Und kame unser Obrister auch auff die Festung Königstein auff einem Berg liegende, der so baldt kein Feind beykommen kan. Der Hauptmann oder Commendant daselbst war Johann Christoff von Bettendorff, welcher uns mit allen Ehrn, unnd Freygebigkeit empfangen, und weil er damahln am Podagra zu Bett gelegen, schickte er doch seine vornembste Befelchshaber uns in der Festung herumb zu führen, und alles zu zeigen, im Abzug aber befahle er alle grosz, und klein  p.306 Geschütz zu Ehrn losz zubrennen, welchs dem Obristen Deveroux sehr wohl gefallen hat.

Nach etlich Tagen bekamen wir frische Order nach Friedberg zu kehren, dahin unser Obrister dann auch mit vier Compagnyen gangen, aber gleichwohl nit eingelassen worden; dann die Burgerschafft stelte sich zur Gegenwehr, unnd hette ein Schäntzlein mit uns gewagt, wo nit ein Hauptmann, der daselbst im Schlosz seine Besatzung hatte, sie abgehalten. Eben umb diese Zeit bekamen wir Bericht, dasz der General Salis, als er durch Thüringen ziehen wolte, unter die Bannirische gerahten, welche ihn gefangen, und sechs seiner Regiment zerschlagen haben.

34. Das XXXIV. Capittel.: Was im Winterläger im Jahr 1639. sich verloffen, und von etlichen Jüdischen Ceremonien.

Was im Winterläger im Jahr 1639. sich verloffen, und von etlichen Jüdischen Ceremonien.

IM Mertz ist auff freundtliches Gesinnen desz Wohl Edlen Herrn  p.307 Amptmans im Eiszfeldt, ausz dem Ramsdorffischen, und Winszheimischen Regiment Jacob mit Nahmen, ein tapfferer Heldt sampt etlichen Reutern erfordert worden, auff den streiffenden Feindt daselbst herumb zusetzen, welchen er ohnfern von Fuldt ertapt, auff hundert erlegt viel gefangen, und hundert unnd funfftzig Pferdt eingebracht hat. Zu Endt gedachtes Monats ist zu uns kommen ein Officirer vom Sarradeschkisen Regiment, ein sehr tapfferer Mann, der uns Wunder erzehlt hat, was Hunger die armen Soldaten müsten auszstehn. Unter andern sagt er, dasz im Feldt ein todtes Pferdt gelegen, darvon sich zwen Hundt allbereit ergetzet, aber baldt hetten solchen Braten etliche Soldaten geschmeckt, die Hundt davon gejagt, das auszzerhawen, nach Hausz getragen, unnd gekocht genossen. Darab er dermassen erstummet, dasz er also bald zwantzig seiner Pferd verkaufft, und den Soldaten durch das Geldt speisz verschaffet hat.

In dem wir aber zu Friedberg ein Zeitlang  p.308 still liegen, wolten etliche gern der Juden Schul, oder Sinagog gesehen haben, weil ihrer daselbst viel wahren, in welche wir den 7. April desz Morgendts eingangen, ihre Ceremonien und Gebräuch zu mercken. Das Gebäw war an sich selber alt, unnd ubel geschmückt, mitten in der Sinagog sahe man gleichsam ein hangenden Sessel oben mit einem Umbhang, oder auszgespandtem Himmel bedeckt, hinden und fornen kundte man hinein gehn, in diesem Gezehlt waren drey oder vier ausz den ältisten Juden mit langen, gleich unsern Leviten Röcken angethan, und auff dem Haupt verhüllet, diese wickleten die Zehen Gebott auff Pergament geschrieben, auff unnd zu, und trugens mit vielen Ceremonien in die heilige Hütten, da es vom Umbstandt verehret, und geküsset ward. Da fiengen sie an mit Hüpffen, unnd Springen, mit erhebter, mit ernidriger Stim zu singen und zu betten. Die Weibsleut waren von den Mannspersohnen abgesöndert, unnd stunden etwas höher, damit sie alle Ceremonien absehen  p.309 mögten, murmelten auch, weisz nit was, mit halber Stimm darzu.

Nach gehaltenem Gebett beruffte ich den Obristen Rabbi zu mir, etwas von im zu erlernen. Dieser batte gleich anfangs demütig umb Verzeyhung, dasz er sein Haupt nicht entblöste, dieweil es ihm verbotten in der Sinagog mit blossem Haupt zu seyn, führte uns also in ein nähern Ort, zeigte zwen Stern in einer nechsten Wandt eingehawen, auff welche der Bräutigam mit einem Glasz werffen muste, ehe er der Braut köndte theilhafftig werden. Weil ich ihm aber sagte, dasz nichts hievon im Alten Testament geschrieben, brachte er gleich wol ausz den alten Rabbinern gnugsame Ursach bey, warumb solches geschehe. Dann sagt er, durch diese Ceremoni werden die angehende junge Eheleuth erinnert, wie gebrächlich desz Menschen Leben sey, derenthalben sie wohl in acht zu nemmen, damit sie ihrn Ehestandt also anfangen unnd fortführen, dasz sie nicht durch zu viel fleischliche Begierden von Gott abgezogen werden. Neben dem wird  p.310 mit diesen Brauch auch der Weiber Unbeständigkeit angedeutet, welche ihr Thun unnd Wesen so geschwindt pflegen zu verändern, wie das Glasz durch den Athem dessen, der es blasen thut, verändert wird.

Damit dann das Weib beständig bey ihrm Eheman verbleibe, wird sie durch diesen Wurff also erinnert.

In wehrendem Gespräch gibt uns, weisz nicht wer, zu verstehen, dasz sie auch ein kaltes Badt haben, dahin wir uns führen liessen. In disz Wasser stiege man durch etliche Staffeln fast vier und neuntzig, darin sich die Weiber nach dem Mosaischen Gesätz, und Monatlich musten wäschen, und absäubern, und so tieff ins Wasser tuncken, dasz nichts von ihnen gesehen wurde, desz Winters so wohl, als desz Sommers, wo irgendt disz Wasser gefriere, müste es mit Axten auffgehawen werden. Eben da sahen wir auch ein Wassersarch, darin die, so etwan einen Todten angerühret, sich dem Gesätz nach reinigen musten.

Desz andern Tags wurden wir zur Beschneidung  p.311 gebetten, dahin dann unser viel sampt dem Obristen gangen. Anfänglich ward ein scharpffes Messer mit Oel angestrichen, beneben andern darzu nothwendigen Dingen aufferlegt, darnach bringt man das Knäblein, und setzt sich der Petter auff ein Sessel, und nimpt das Kindt auff den Schosz, welches der Rabbi mit Ceremonien entblösset, unnd beschneidet das mannlich Gliedlein: darauff sauget er das Blut zum dritten mahl ausz der Wunden, speiet es in ein silber Becken, darinn er auch das abgeschnittene Vorhäutlein geworffen, verbindet das Wündtlein mit zarten Tüchlein in Baumöl eingetunckt, unnd je mehr das Kindtlein schreyet, je mehr die andere Juden ruffen, und schreyen. Nach der Beschneidung wird das Kindt Gott auffgeopffert, und theilt man den Juden, unnd andern Umbstehenden Wein unnd Zucker oder Confect ausz, davon wir zwar nichts genossen. Man will sagen, es sterben die Kindlein offt ab diesem schmertzlichen Schnitt, unnd wohl etwan unter  p.312 den Händen der Rabbiner, oder doch nicht lang darnach. Und so viel von meiner Reyse, der Allmächtige Friedfürst, unnd barmhertzige Emmanuel verleyhe allen Fürsten, und Potentaten desz Heyligen Römischen Reichs seine heilige Gnadt unnd Eingebung, dasz sie dermahln eins gedencken ein allgemeinen Frieden anzurichten,
und darbey zu erhalten,
Amen.

Also vollendet und geschlossen 1639. zu Endt desz Monats Martij.